Aus den Rathäusern

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In Breitenberg fühlt sich der Elsässer Maurice Scheuer pudelwohl Man mag es kaum glauben, wenn man mit dem munteren Maurice Scheuer spricht, dass er...
Maurice Scheuer, Mireille und Clemens Heckner (hinten von links) sowie Daniel Cassagnes gehen gerne zusammen auf Reisen und sind auf dem Foto bei einem Besuch im Beethoven-Haus in Bonn zu sehen.
Maurice Scheuer, Mireille und Clemens Heckner (hinten von links) sowie Daniel Cassagnes gehen gerne zusammen auf Reisen und sind auf dem Foto bei einem Besuch im Beethoven-Haus in Bonn zu sehen.

In Breitenberg fühlt sich der Elsässer Maurice Scheuer pudelwohl

Man mag es kaum glauben, wenn man mit dem munteren Maurice Scheuer spricht, dass er 93 Jahre alt ist. Er geht auf jede Frage im Gespräch gleich ein und muss nicht lange nachdenken, egal ob es um Gegenwart oder Vergangenheit geht. Er ist kurz gesagt auf dem Laufenden und hat ein bemerkenswertes Erinnerungsvermögen. Seit 2022 lebt er in Breitenberg, wohin er aus Straßburg zugezogen ist. Es gefällt ihm, die Landschaft spricht ihn an und auch die Leute im Dorf seien sehr zugänglich und nett. In den Schwarzwald ist er gekommen, weil er der Pate von Mireille Heckner ist, die mit ihrem Mann Clemens Heckner und Vater Daniel Cassagnes seit 2020 in Breitenberg lebt. Gerne gibt sie die französische Sprache weiter und hat auch schon bei der Sportpartnerschaft zwischen dem FC Neuweiler und U.S. Alluyes gedolmetscht. Das Ehepaar Heckner will nach eigenem Bekunden am Vater und dem nicht blutsverwandten Patenonkel der Frau einen persönlichen Generationenvertrag erfüllen. Dass Clemens Heckner gelernter Krankenpfleger ist, kann dabei ganz hilfreich sein.

Auf die Frage, warum er ein so gutes Deutsch spreche, hat Maurice Scheuer eine einfache Antwort: Er stamme aus Mülhausen, oder heute Mulhouse im Elsass. Während der deutschen Besetzung sei er im Zweiten Weltkrieg von 1940 bis 1944 auf der deutschen Schule gewesen. Danach lernte und pflegte er auf Empfehlung seiner Eltern Deutsch weiter. Seine dritte perfekte Sprache sei elsässisch, erzählt er schmunzelnd. In Mulhouse hatten die Eltern von Maurice Scheuer eine mittelständische Schokoladen- und Confiseriefabrik. Diese nahm im Krieg Schaden und wurde bald danach aufgegeben. Zunächst blieb Maurice Scheuer noch in der Branche, wechselte aber später in die Schmuck- und Juwelenindustrie, in der seine Vertretung von Straßburg aus für weite Teile Frankreichs zuständig war.

In Toulouse Wahlplakate geklebt, als Schmuck-Vertreter oft in Pforzheim

Für das von ihm vertretene Unternehmen in der französischen Schmuckstadt Lyon kam Scheuer auch immer wieder in die Goldstadt Pforzheim. Bis er 1971 nach Straßburg zog, lebte er seit 1963 in Toulouse. Dort hat er auch mit dem Vater seiner Patentochter, mit seinem guten Jugendfreund Daniel Cassagnes, in den frühen 1960er-Jahren für Charles de Gaulle Wahlplakate geklebt. Nie so ganz aufgegeben hat er die Herstellung von Schokolade und Pralinen. Dazu hat er seine Schoko-Bäder und das notwendige Gerät. Zusammen mit Mireille Heckner macht er sich immer wieder einmal an die Produktion. „Wichtig ist bei der Verarbeitung die richtige Temperatur“, erklärt er, „sonst fehlt der Schokolade der Glanz.“ So etwa 20 Kilo Vorrat entstehen da schon auf Ostern oder Weihnachten. Aber nur für den Eigenbedarf unterstreicht er, für einen Industrieaufbau in Breitenberg fühle er sich doch zu alt.

Aber nicht nur für den Nachtisch und Süßigkeiten sorgt Maurice Scheuer. Clemens Heckner erzählt, es könne schon sein, dass er die ganze Familie bekoche. Dann brauche sich diese nur an den von ihm gedeckten Tisch zu setzen. Oft stehe dann Löwenzahnsalat bereit, für den der muntere Senior das Material selber steche; dieser verstehe nicht, dass die wertvolle Beilage bei uns nur als Tierfutter verwendet werde. Nach Bildern befragt, holt Scheuer sein Tablet und lässt auswählen, was er bereitstellen soll. In Straßburg besitzt er noch eine kleine Wohnung, denn hin und wieder besucht er die alten Freunde oder hat, wo er 52 Jahre lang lebte und seine Frau ihre letzte Ruhe fand, einfach etwas zu erledigen. Gerne kehrt er danach, wie von anderen, auch gemeinsamen Reisen, wieder nach Breitenberg zurück.

Erscheinung
Neuweiler ... natürlich liebenswert! – Amts- und Mitteilungsblatt
NUSSBAUM+
Ausgabe 22/2025
von Gemeinde Neuweiler
28.05.2025
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