„Als ich vor zehn Jahren den Verkauf dieses Hauses übernommen habe, dachte ich nicht, dass ich hier meinen 80. Geburtstag feiern würde“, so begrüßte Walter Schaible jüngst seine über 60 Gäste. Mit ihm feierten Familie, Nachbarn, Freunde und unter ihnen den Abend umrahmend der Zylinderchor des Fußballclubs Neuweiler. Diesem gehört Walter Schaible als engagierter Sänger an. Dem Haus, von dem er sprach – dem „Baurehaus“ in Neuweiler mit der „Sonne-Mond-Sterne-Schenke“ – hat er weit mehr als mit Tobias Rehder einen Käufer vermittelt. Früher als Zimmermeister, Gutachterausschuss-Chef, Gemeinderat und in weiteren Ehrenämtern engagiert, unterstützte der Immobilienfachmann über Jahre hinweg als fachkundiger Berater die Sanierung. In mancher Behörden- und Denkmalschutz-Angelegenheit war seine Erfahrung als Vermittler nützlich.
Seinen Betrieb hat der früher selbständige Zimmermeister vor 17 Jahren an das unter den Gästen weilende Unternehmerpaar Ewald und Silvia Schumacher verkauft, das den guten Namen „Holzbau Schaible“ weiterführt. Der Sohn von Walter Schaible und Ehefrau Heide erlernte zwar das Zimmererhandwerk, wollte aber nicht in der Firma bleiben. Als Gewerbelehrer vermittelt er dem Nachwuchs der Branche Wissen und Geschick. Er danke seinem Vater, seinen Eltern, sagte Tobias Schaible, wo er immer Verständnis und Unterstützung erfahren habe. An der Seite des „ältesten Sohns“, wie sich das Einzelkind schmunzelnd bezeichnete, standen bei seinem Grußwort der kleine Sohn und seine Frau mit dem munter in die Welt blickenden Töchterchen auf dem Arm.
Das Zimmergeschäft Schaible wurde 1933 von Adam Schaible, dem Vater des Jubilars, gegründet. Walter Schaible übernahm dieses 1974. Durch eine 1959 gestartete erfolgreiche Zimmererlehre in Calw, die anschließende Mitarbeit im elterlichen Betrieb und die 1968 abgelegte Meisterprüfung hatte er sich das nötige Rüstzeug verschafft. Walter Schaible führte zwischen 1974 und 2008 zehn bis zwölf Mitarbeiter und hat 25 Lehrlinge ausgebildet. Von 1993 bis 2003 diente er im Innungsvorstand der Zimmerer. Die Gesellen seiner Branche prüfte er im zuständigen Ausschuss ab 1993. Vorsitzender des Prüfungsausschusses war er ab 2001 bis zu seinem Ausscheiden aus diesem nach insgesamt 30 Jahren. Nach Abgabe seiner Firma drückte er die Schulbank und bildete sich zum gefragten zertifizierten Immobilienfachmann fort.
Von 1975 bis 1999 wirkte Walter Schaible als Gemeinderat in seiner Heimatgemeinde. Zeitweise war er einer der Bürgermeister-Stellvertreter. Ununterbrochen gehörte er in diesem Zeitraum dem Bauausschuss an. Im Gutachterausschuss der Gemeinde Neuweiler betätigte sich Walter Schaible ehrenamtlich ab 1983, wurde 1993 für 30 Jahre dessen Vorsitzender, bis die Umstrukturierung in größere Einheiten erfolgte. Von 1975 bis 1990 war Schaible aktiver Feuerwehrmann, gab als stellvertretender Kommandant wichtige Impulse. Bis heute gehört er der Alterswehr an. Das um die Wende der 1980er-Jahre ins Leben gerufene Dorffest in Neuweiler oder die vor vier Jahrzehnten aufgegriffene Tradition des Maibaumstellens vor dem Rathaus geht mit auf seine Initiative zurück.
Auch im Vereinsleben ist Walter Schaible engagiert. Bei der Sportschützengilde Neuweiler war er 1961 Gründungsmitglied, eine ganze Zeit lang auch aktiver Schütze. Beiläufig und fast, als sei so etwas selbstverständlich, erzählte der Jubilar einmal, wie er als Schriftführer und Mann vom Fach mit dafür sorgte, dass aus einer Wohnbaracke aus Weingarten das erste Schützenhaus in der Waldgemeinde wurde. Zwar sei er beim FC Neuweiler „nur Mitglied“, singe im Zylinderchor, habe aber als Jugendfußballer „ein bisschen gekickt“. Als die den munteren Abend fleißig umrahmenden Sänger unter Akkordeonbegleitung von Roland Jordan einen gar achtköpfigen Zimmermannsklatsch organisierten, wirkte der „junge“ 80-Jährige versiert und konditionsstark mit. Text: Hans Schabert