Ist das „Baurehaus“ quasi ein Johannes-Kepler-Denkmal?
In den Waldgemeinden sowie im Enztal gab und gibt es viele Keppler, Kappler und Keppeler, die dem berühmten Astronomen und Mathematiker Johannes Kepler (1571–1630) aus Weil der Stadt zumindest teils verwandtschaftlich mehr oder weniger nah verbunden sind. Die unterschiedliche Schreibweise beruht darauf, dass die Namen früher nach Gehör des Schreibers den Weg in die Kirchenbücher fanden. Die familiären Zusammenhänge belegen teils Ortssippenbücher, die für die Kirchengemeinden Neuweiler, Breitenberg/Oberkollwangen und das früher noch über die heutigen Grenzen hinausgehende große Kirchspiel Zwerenberg zwischen 2018 und 2023 durch Professor Burkhart Oertel aus Neubiberg verfasst wurden und im Rathaus Neuweiler oder bei den Kirchengemeinden käuflich erhältlich sind.
Wie bei einer Veranstaltung des Kreisgeschichtsvereins Calw kürzlich bekannt wurde, könnte der Name des im Volksmund „Baurehaus“ genannten Sonne-Mond-und-Sternehauses in Neuweiler, die einstige Gaststätte „Sonne“ und heutige „Sonne-Mond-Sterne-Schenke“ mit Wohnungen darüber, im Zusammenhang mit Johannes Kepler zu ihrem erweiterten Namen gekommen, also quasi ein Kepler-Denkmal sein. Ein „in Peter Stollens Würtsbehausung im hinteren Stüblin“ verfasster, in den 1950er-Jahren von dem Neuweiler Lehrer und Heimatforscher Wilhelm Pabst entdeckter Vertrag von 1590 belegt die Nutzung auch als Amtsgebäude. Später taucht dieses als „Sonne“ auf und erlangt nach Pabst im 18. Jahrhundert besondere Bedeutung.
Friedrich Keppler aus Agenbach übernahm „um 1725“ die „Sonne“
Dies deckt sich mit der Annahme um die erweiterte Namensgebung. Denn das Ortssippenbuch Neuweiler hält fest, dass um 1725 Friedrich Keppler (1685–1770) aus Agenbach Sonnenwirt in dem für sechs Gemeinden zuständigen Calwer Unteramt Neuweiler wurde. Er war der Bruder von Hans Georg Keppler (1683–1774). Diesen verzeichnen die fürs Ortssippenbuch ausgewerteten Kirchenbücher als „Hofbauer, Schiffer und vieljährigen Floß-Companie-Verwandten“. Letzteres bedeutet, dass er einer der super-reichen Mitbesitzer der Calwer Floßhandelskompanie war. Beider Vater war Jerg Keppler (1659–1739), der in Agenbach als Richter nachgewiesen ist. So wurden die Gemeinderäte bezeichnet, die mit den Schultheißen zusammen auch kleinere Missetäter verurteilten.
Friedrich Keppler war wohl weichender Erbe, als er sich in Neuweiler niederließ. Die Giebelwand vom 1726 vergrößerten „Baurehaus“ wurde in seiner Zeit mit Sonne, Mond und Sternen geschmückt. Vermutlich sollte damit dem wenige Generationen vorher lebenden großen Verwandten der einflussreichen Familie Ehre erwiesen werden. Außer den zierenden Himmelskörpern haben um 1765 Haussprüche an der Giebelwand Folgendes verkündet: „Hier kert ein, bei der Son ist guter Wein.“ Ein anderer Spruch verdeutlichte, dass die Einladung nur potenten Kunden galt: „Dies Haus steht unter der Sonnen, wer kein Geld hat, zehr am Bronnen.“
Die Initialen des Sonnenwirts und seiner zweiten Frau
Sonnenwirt Friedrich Keppler war dreimal verheiratet und hatte 15 Kinder. 1709 heiratete er Catharina Hartmann (1683–1718), die Tochter des Neuweiler‘ Schmieds, mit der er – in Agenbach lebend – zwei Töchter und einen Sohn hatte. Acht Kinder hatte Keppler mit seiner 1718 geehelichten zweiten Frau Agnes Greulin aus Schwarzenberg (1696–1734). In ihre gemeinsamen Tage fallen 1726 eingemeißelte Initialen über einem Fenster, das früher Tür war. Vier ihrer Kinder starben früh. Zwei Töchter und ein Sohn verheirateten sich in Neuweiler, ein weiterer Sohn nach Oberensingen.
Die dritte Frau Kepplers war Maria Barbara Poller (1715–1788), die Tochter des ab 1710 in Neuweiler 44 Jahre lang wirkenden Pfarrers Christoph Wilhelm Poller (1681–1754) und seiner Frau Anna Regina (1691–1758). Die Pfarrerstochter heiratete 1734 in Neuweiler 19-jährig den Witwer. Beide hatten vier Kinder zusammen. Die älteste Tochter, Anna Catharina Keppler (1735–1810), schloss 1771 den Bund fürs Leben mit dem Wildbader Flößer Hanß Jörg Treiber. Streit hatte es um den 1761 in Neuweiler geborenen weiblichen Nachwuchs Anna Maria der Wirtstochter und späteren Flößersfrau Anna Catharina gegeben. Das Ortssippenbuch übermittelt dazu aus den alten Standesbüchern: „Der zunächst als Vater beschuldigte Michael Calmbach, Ehemann und Wirt zu Breitenberg, leugnete, danach Vater unbekannt.“ Die nichteheliche Tochter starb nicht ganz 14-jährig 1774 in Wildbad. Text und Bilder: Hans Schabert