Aus den Rathäusern

//Geschichte(n) aus Neuweiler … (245)//

Bei der Kirchweih zum Sturm auf Bulach verabredet Am 12. Mai 1525 endete in Württemberg der Bauernkrieg mit der Schlacht am Goldberg. Daran erinnern...
Blick von der Zavelsteiner Burg, wo die angreifenden Bauernkrieger ihr Vordringen im Burggraben enden lassen mussten.
Blick von der Zavelsteiner Burg, wo die angreifenden Bauernkrieger ihr Vordringen im Burggraben enden lassen mussten.

Bei der Kirchweih zum Sturm auf Bulach verabredet

Am 12. Mai 1525 endete in Württemberg der Bauernkrieg mit der Schlacht am Goldberg. Daran erinnern ein Denkmal nahe der Böblinger Mineraltherme und das Geschehen schildernde Tafeln unweit der S-Bahnhaltestelle Goldberg. Vor 500 Jahren waren in den Aufstand auch die Bauern des Calwer Waldes verwickelt. Folgendes schildert dazu das Kapitel „Geschichtlicher Überblick“ der Calwer Oberamtsbeschreibung von 1860: „Im Bauernkrieg 1525 rotteten sich die Bauern des Calwer Bezirks zusammen; ein Haufe von ihnen, welcher am 23. April auf der Kirchweih zu Neuweiler zusammengetreten war, plünderte am folgenden Tage das Städtchen Bulach.“

Die Bulacher wollten zwei Stunden Bedenkzeit, um zu entscheiden, ob sie wie gefordert die Tore öffnen. Der kampffreudige Bauernhaufen lehnte dies ab und schlug mit einem Rammbock die Tore ein. Nach der Plünderung der Bergwerkstadt war das nächste Ziel Zavelstein. Dort endete der Angriff in den Burggräben. Die vom Vogt entsandte Burgbesatzung verhinderte ein weiteres Eindringen. Aus Verärgerung wurden von den Angreifern die Schlossgüter verwüstet und die Weinstöcke an der südlichen Mauer der Burg abgeschlagen.

Kampf endet bei Böblingen mit Tausenden toten Bauern

Die Bauern wollten sich durch ihren Aufstand gegen Frondienste und die Ausbeutung durch Adel und Klerus wehren. Persönliche Freiheit der Leibeigenen und Selbstbestimmung waren Ziele. Der Kampf bei Böblingen setzte dem Aufstand jedoch ein jähes Ende. Die 15.000 Kämpfer, darunter 6.000 bis 8.000 aus Schwarzwald und Hegau, waren dem nur halb so starken Heer des Schwäbischen Bundes unter Führung vom Bauernjörg, dem Truchsess von Waldenburg, an Ausrüstung und Kampferfahrung hoffnungslos unterlegen. Sie wurden regelrecht abgeschlachtet, in die Wälder versprengt, verfolgt und auch dort noch niedergemetzelt. Die Angaben über die Zahl der Opfer schwanken in den Quellen zwischen 2.000 und 9.000. Tatsächlich dürfte die Zahl nach Einschätzung des Böblinger Historikers Günter Scholz bei etwa 3.000 gelegen haben.

Auf Seiten der Siegertruppen sollen nur ungefähr 25 Reiter und 15 Fußsoldaten umgekommen sein. Für die Revolutionäre aus dem Schwarzwald war mit dem Überleben nicht alles ausgestanden. Paul Ratgeber und Hellmut Gebauer nennen 2011 im Band „Kriege und ihre Folgen“ der blauen Calwer Reihe „Geschichte einer Stadt“ im Juni 1525 verurteilte Calwer namentlich und berichten auch Folgendes: „Etwa zur selben Zeit war Thoman Karle aus Obercolwan (Oberkollwangen) im Turm in Calw gefangen. Auch ihm warf man die Teilnahme am Aufruhr vor. Er wurde an den Pranger gestellt und danach mit Ruten aus der Stadt getrieben. Er musste mit seinen Kindern außer Landes über den Rhein gehen, wobei er auf dem Weg dorthin nirgends länger als eine Nacht bleiben durfte.“

Urkunde vom Schwur des Breitenbergers Benedictus Pürlin

Benedictus Pürlin aus Breitenberg musste in Calw Urfehde schwören, was so viel bedeutet wie Anerkennung der Strafe und Verzicht auf Rache. Dazu heißt es in der im Hauptstaatsarchiv Stuttgart erhaltenen, an Silvester 1525 gefertigten Urkunde: „Benedictus Pürlin zu Breitenberg dem Dorf, der am Bauernaufruhr gegen die Österreicher teilgenommen und sich unschicklich verhalten hatte und der geflohen war, als man ihn dafür bestrafen wollte, schwört Urfehde und den Untertaneneid und tut Erbhuldigung, nachdem er, unter der Verpflichtung, an keiner Empörung, Meuterei, keinem Anschlag oder den Vorbereitungen dazu mehr teilzunehmen, vielmehr diese anzuzeigen, alle heimlichen Zechen, Gesellschaften und Zusammenkünfte zu meiden, sein Wehr und Harnisch dem Vogt zu überantworten und nur noch ein Brotmesser zu tragen.“

Als Bürgen für Pürlin (es gibt Übersetzungen dieses Namens von Historikern mit Bäuerlein) nennt die 500 Jahre alte Urkunde seine Schwiegermutter Eda Buwmann und seine Mutter Anna in Zwerenberg, seinen Bruder Hans Pürlin in Martinsmoos, seine Schwester Katharina Dodler in Wart, den Pfarrer Anthon Buwmann sowie Diepolt Neff in Breitenberg, Lux Binkasser in Agenbach, Hans Tod in Oberkollwangen und zwei gleichnamige Hainrich Buwmann, einen in Neuweiler, einen in Hofstett. Dass in der Urkunde von den Österreichern die Rede ist, hängt damit zusammen, dass Württemberg von 1520 bis 1534 vom Kaiser unter österreichische Herrschaft gestellt war. Im Januar 1519 hatte Herzog Ulrich die Reichsstadt Reutlingen angegriffen, was dazu führte, dass der Schwäbische Bund sich gegen ihn zusammenschloss, in einem schnellen Feldzug Württemberg eroberte und Ulrich vorübergehend vertrieb.

Text, Fotos (2) und digitale Archivbilder (2): Hans Schabert

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Ausgabe 38/2025
von Gemeinde Neuweiler
16.09.2025
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