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//Geschichte(n) aus Neuweiler... (217)//

Luftkampf über Hofstett jährte sich zum 80. Mal Wo das abgeschossene und ausgebrannte Flugzeug des Piloten Peter Schulte aus Lüdenscheid...
Das vor vielen Jahren über dem Datum in den Baum Geritzte könnte ein Kreuz oder ein Flugzeug symbolisieren und steht dort, wo der amerikanische Pilot Gilbert Patterson den Tod fand; nach dem Krieg exhumiert wurden seine sterblichen Überreste in die USA überführt.
Das vor vielen Jahren über dem Datum in den Baum Geritzte könnte ein Kreuz oder ein Flugzeug symbolisieren und steht dort, wo der amerikanische Pilot Gilbert Patterson den Tod fand; nach dem Krieg exhumiert wurden seine sterblichen Überreste in die USA überführt.

Luftkampf über Hofstett jährte sich zum 80. Mal

Wo das abgeschossene und ausgebrannte Flugzeug des Piloten Peter Schulte aus Lüdenscheid am 3. August 1944 niederging, kann Reinhold Ölschläger aus Neuweiler genau sagen: Er war nämlich Augenzeuge, als dessen ME 109 vor 80 Jahren auf ein Feld zwischen Haldenweg und Landesstraße bei Hofstett stürzte. Damals elf Jahre alt, erntete er Kirschen auf dem elterlichen Grundstück oberhalb vom Bachgässle in Neuweiler. Zusammen mit zwei Freunden ließ er alles liegen und stehen und sie rannten dorthin, wo das aus einer Wolke aufgetauchte, von einer anderen Maschine offenbar verfolgte Flugzeug plötzlich nach unten trudelte. Motorengeräusche aus einer der Kumuluswolken am blauen Himmel, dann das Auftauchen der Maschinen hatten auf das Geschehen aufmerksam gemacht, das mit mehreren Abstürzen endete.

Ein Fallschirm war nicht zu sehen, erinnert sich Reinhold Ölschläger. Der gerade 19-jährige Flugzeugführer war offensichtlich schon abgesprungen und überlebt dies nicht. Der Platz am Hang zum Enztal, wo er einige 100 Meter entfernt von seiner Maschine den Tod fand, wurde bis in die jüngste Zeit von Bürgern aus Hofstett als grabähnliches Denkmal gepflegt. Seine letzte Ruhe fand der junge Kampfflieger im Kriegsgräberfeld auf dem Friedhof von Simmersfeld. Dieser Bestattungsort mag nicht von ungefähr kommen, denn der Luftkampfforscher Jörg Mezger aus Markgröningen weiß, dass am gleichen Tag dessen Kamerad Hugo Müller bei der Nachbargemeinde abstürzte und die Bauchlandung seiner Maschine nicht überlebte. Es muss ein heftiger Luftkampf gewesen sein, der da seine Auswirkungen um das 100-Einwohner-Dörfchen Hofstett zeigte. Dieses hatte Glück, mit Flurschäden davonzukommen.

Acht amerikanische Mustang waren verwickelt

Mezger schreibt dazu: „Acht Mustang sind bei einem Einsatz hier im Luftkampf mit deutschen Me-109-Maschinen des Jagdgeschwaders 53 verwickelt gewesen. Dabei sind über Neuweiler zwei Mustang zusammengestoßen. Von den beiden Piloten ist einer gestorben und der andere gefangen genommen worden.“ Dies deckt sich alles auch mit dem Bericht, den am 4. August 1944 Bürgermeister Friedrich Hanselmann (1897-1984) über das Geschehen vom Vortag an den Landrat schickte: „In der Nähe des einen amerikanischen Flugzeugs lag ein toter amerikanischer Flieger, auch dieses Flugzeug ist so ziemlich verbrannt.“ An anderer Stelle des Berichts heißt es: „Auf Weisung der Wehrmacht wurde der Tote hier beerdigt.“ Er wurde 1945 exhumiert. Aus amerikanischen Unterlagen ist Jörg Mezger bekannt, dass dieser Gilbert Patterson hieß. „Heute ist sein Grab in St. Clair County, Missouri, USA“, hielt er 2019 fest.

Reinhold Ölschläger erinnert sich auch an diesen zweiten von drei Abstürzen. „Einem Aufheulen folgte ein lauter Aufprall“, erzählt er. Vom ersten Absturzplatz bei Hofstett liefen die Jungs weiter zum zweiten. Besonders in Erinnerung blieb Ölschläger der tote amerikanische Pilot, der mit einem beigefarbenen Fallschirm zugedeckt war. „Darunter lag dieser in einer braunen amerikanischen Uniform“, hat sich ihm unvergesslich eingeprägt. Die Absturzstelle liegt nahe einem Waldweg unweit der Landesstraße zwischen Neuweiler und Hofstett, der ein Stück näher in Richtung Hofstett fast einen Parallelweg der Zufahrt zur Neubannhütte bildet.

In Baum Geritztes führt zu Nachforschungen

Zunächst hatte das von Hans Hanselmann aus Neuweiler dort vor Jahren entdeckte, in einen Baum geritzte Datum unter einem Kreuz (oder Flugzeug?), „3.4.1944 USA“, Rätsel aufgegeben. Informationen von Mezger und dem im gleichen Feld forschenden Journalisten Norbert Vollmann aus Gerolzhofen wiesen auf diesen jetzt auch von Reinhold Ölschläger bestätigten Fundort von Patterson hin. Die zweite amerikanische Absturzstelle wurde in diesem Frühjahr gefunden (im April 2024 wurde berichtet).

Fritz Braun aus Hofstett und der dort aufgewachsene, in Neuweiler lebende Hans Roller führten Jörg Mezger und Gerhard Lehmann aus Bad Wildbad-Nonnenmiß – er forscht ebenfalls auf diesem Gebiet – an eine Stelle am Hang zum Enztal, wo die Fachleute nach 80 Jahren anhand von Flugzeugteilen tatsächlich den Absturzort lokalisieren konnten. Der Pilot, von dem Mezger ein Foto mit seiner Maschine beschafft hat, war Garlyn Hoffman. Er sprang rechtzeitig mit dem Fallschirm ab und geriet laut Vollmann nach einem französischen Bericht in deutsche Kriegsgefangenschaft, als er sich in die Schweiz abzusetzen versuchte. Zwei weitere Mustangs wurden nach Forschungsergebnissen Mezgers bei Enzklösterle-Gompelscheuer und bei Simmersfeld abgeschossen. Beide Piloten überlebten und kamen in Gefangenschaft.

Text, Digital-Archivbild und Fotos: Hans Schabert

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Ausgabe 32/2024

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von Gemeinde Neuweiler
08.08.2024
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