Dies und das

Geschichtliches zu Loßburg

Thomas Maier vom Vogelsberg – Ein 24-Höfer-Bauernhauptmann Am 12. Mai 1525, also fast genau vor 500 Jahren, fand in Böblingen eine der entscheidenden ...

Thomas Maier vom Vogelsberg – Ein 24-Höfer-Bauernhauptmann

Am 12. Mai 1525, also fast genau vor 500 Jahren, fand in Böblingen eine der entscheidenden
Schlachten des Bauernkriegs statt. Einer der „Hauptleute“ des Bauernhaufens, wie er damals gerne,
neben vielen anderen abschätzigen Betitelungen, genannt wurde, war ein Thomas Maier aus 24-Höfe
oder Loßburg, ganz genau lässt sich das nicht mehr sagen. Der Kampf gegen eine von den Fürsten des
Schwäbischen Bundes aufgestellten Armee endete mit einer furchtbaren Niederlage der Bauern.
Tausende fanden den Tod, Maier und andere Führer, die hatten fliehen können, wurden kurze Zeit
später gefangen genommen, Thomas Maier in Tübingen hingerichtet.

Widerstand gegen bedrückende Lebensverhältnisse

Die Ursachen dieses Aufstandes der Bauern waren vielfältig. Die Lage der Bauern allgemein hatte
sich in den letzten 50 Jahren durch Wetterbedingungen sehr verschlechtert, vom 13. bis 17. Jahrhundert
spricht man heute von der Kernzeit der sogenannten Kleinen Eiszeit. Schlechtes Wetter, Regen, kalte
Winter erschwerten die ohnehin mühsame Arbeit der Bauern zusätzlich. Trotzdem übten die Herren
immer größeren Druck aus, weil sie ihren ausufernden Lebensstil und ihre machtpolitischen
Auseinandersetzungen finanzieren wollten.
Der größte Teil der Bauernschaft war in ganz verschiedenen Abhängigkeitsverhältnissen gefangen,
von teilweiser bis zu gänzlicher Unfreiheit durch die Leibeigenschaft, zusätzlichen Frondiensten, nicht
bezahlter „freiwilliger“ Arbeit für die Fürsten, fast erdrückt. Ihr Leben war von Armut und schwerer Arbeit
geprägt und oft vom Gefühl, den Mächtigen ausgeliefert zu sein. Die Aussicht auf ein besseres Leben
in der „Ewigkeit“, nach dem Tod, war für viele eine wichtige Stütze. Sie versuchten so zu leben, dass
ihnen das Paradies offen stand. Die Sorge um ihr Seelenheil war wichtig.
Es waren auch nicht nur die Bauern, die sich erhoben. Der Großteil der Aufständischen waren zwar
Bauern und Bäuerinnen, aber auch Bedienstete, Tagelöhner oder Fahrendes Volk und Handwerker.
Wie zum Beispiel die Weber in Laupheim bei Ulm. Dort war eine furchtbare Schlacht im April
vorausgegangen, mit mehr als 6000 Toten. Die Weber hatten unter wachsenden Abgaben und sich
immer verschlechternden Arbeitsbedingungen zu leiden und sich den Bauern angeschlossen. Jeder
Weber durfte seit kurzem nur noch einen Webstuhl besitzen und musste seine Ware selbst nach Ulm
zum Markt bringen und verkaufen, ein enormer Zeit- und Kostenaufwand.
Man kann auch eigentlich nicht davon sprechen, dass es sich um einen Bauernkrieg handelte, einen
Krieg der Bauern gegen die Herrschaft, sondern eher umgekehrt. Unter dem immer größeren Druck
hatten die Bauern begonnen, Forderungen für die Erleichterung ihrer Lebensumstände zu stellen, waren
aber auf taube Ohren gestoßen.
Die Herrschaft Loßburg war zum Beispiel an das Kloster Alpirsbach verkauft worden. Als die Bauern
sich beschwerten, dass die Abgaben nun viel größer seien, verwies der Abt darauf, dass sie doch gleich
geblieben seien. Nur war die Maßeinheit, die er verwendete, das Alpirsbacher Maß, viel größer als das
Geroldsecker Maß, das vorher für sie gegolten hatte.

So war es allerorten. Als die Bauern begannen, sich „zusammenzuraufen“ und sich zu organisieren,
um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, gab es manchmal zwar Zugeständnisse, aber weit öfter
wurden sie gar nicht angehört, sondern massiv bedroht. Der Wahrheit halber muss ebenfalls erwähnt
werden, dass es auch Übergriffe gab bis hin zu Morden an Burgherren und Fürsten, diese waren aber
eher nur vereinzelt. Im Großen und Ganzen versuchten die Bauern, sich Gehör zu verschaffen. Und in
der Gegenwehr waren sie natürlich militärisch absolut unterlegen.
Die eigentlichen Schlachten waren mehrheitlich eher kurz. Zum Beispiel in Laupheim gaben die
Bauern und Weber nur wenige Schüsse ab, dann ergriffen sie die Flucht. Mindestens 8000
Landsknechte, 1500 Berittene, außerdem ausgestattet mit einem Großen Arsenal an Geschützen,
waren deutlich in der Übermacht und nahmen eine rücksichtslose Verfolgung auf. (1)

Gerechte Forderungen der Bauern

Insofern könne man eher von einer Schlacht der Herren gegen die Bauern sprechen, schreibt Joachim
Lipp im Schwarzwälder Boten am 22. Januar 2025, anlässlich des Gedenkens an einen Sohn Horbs,
den Kürschner Sebastian Lotzer, der vor 500 Jahren eine der wichtigsten Schriften des
Bauernaufstands verfasste, „Die 12 Thesen“. (2) In ihnen waren wie in einem Manifest die wichtigsten

Forderungen zusammengefasst: Abschaffung der Leibeigenschaft, freie Pfarrerwahl, die Abmilderung
des Zehnten, freie Jagd und Waldnutzung und vieles mehr. Sie wurden in Memmingen veröffentlicht,
wo Lotzer seine Kürschnerei hatte.
In einem Holzschnitt aus dieser Zeit, geschaffen von dem deutschen Theologen Johann
Lichtenberger, wird die herrschende Ständeordnung deutlich dargestellt: Der Klerus betet, der Adel
herrscht und die Bauern schuften. (3) Es gab vielfältige reformatorische Ansätze, Luther vertrat nur einen
davon.
Dem eigentlichen Aufstand 1525 waren einige kürzere Erhebungen über einen längeren Zeitraum in
ganz Mitteleuropa vorausgegangen. Die Zustände waren mit einigen Sondererscheinungen überall
nahezu gleich: Schon 1360 in Nordfrankreich, 1380 in Großbritannien, dann um 1490, gute 100 Jahre
später auch in Deutschland, gab es vor und nach 1500 eine Anzahl Proteste, die bekanntesten sind der
sogenannte Bundschuh im Südwesten oder die Bewegung des Armen Konrad im Herzogtum
Württemberg.
Im April 1525 kam es dann zunächst zu verschiedenen Gruppierungen rund um den Bodensee und im
Allgäu, aber auch in Thüringen oder dem Elsass und der Schweiz. An den sächsischen Fürsten wurden
Forderungen gestellt, und auch die Fürsten des Schwäbischen Bundes sollten sich den Forderungen
der Reformation anschließen und sich die 12 Thesen Sebastian Lotzers zu eigen machen. 25.000
Exemplare der Thesen wurden gedruckt und verteilt. Diese 12 Thesen sind wohl das allererste Mal,
dass ein Recht auf Freiheit und Eigenvertretung formuliert wurde.

Drei große Züge der Bauern entstanden in unserer Region. Am Nordufer des Bodensees, im Allgäu
und in der Nähe von Ulm. Der Schwäbische Bund beauftragt daraufhin den Truchsess Georg von
Waldburg, eine Armee gegen die Bauern aufzustellen.

Der Haufen vor Wald

Auch im mittleren und nördlichen Schwarzwald firmierte sich der Widerstand gegen die Fürsten.
Thomas Maier, ein „Kriegsmann“ aus 24-Höfe, sammelte 2000 Leute um sich, den „Haufen vor Wald“.
Sie „erleichterten“ einige Burgen in der Nähe, Neuneck, Glatt, Sulz und Herrenberg um das, was ihnen
nach ihrer Meinung sowieso gehörte, und zogen dann Richtung Böblingen. Dort vereinigten sie sich mit
dem Hauptzug, der vom Neckar her kam, wo sie in Weinsberg auf brutale Weise die Burgherren getötet
hatten. Luther wandte sich darauf auch von ihnen ab.
Wer war aber dieser Thomas Maier, möglicherweise auch Doman Meiger genannt, und was war ein
Kriegsmann?
Unter Kriegsmann war wohl ein Landsknecht zu verstehen, nach heutiger Lesart ein Söldner.
Allerdings muss man das von den Bedingungen der Zeit her betrachten. Für zweit- und drittgeborene
Söhne und mittellose Knechte war es die beinahe einzige Möglichkeit, der Entrechtung und der
Leibeigenschaft zu entgehen.
Entstanden war das Landsknechtswesen im Süddeutschen Raum erst 20 Jahre zuvor, um 1508, als
der Habsburger und deutsche Kaiser Maximilian I nach dem burgundischen Erbfolgekrieg eine
Fußtruppenarmee aufstellte, in der Auseinandersetzung mit Frankreich, Spanien und Venedig, wo es
nochmals um die Gebietsansprüche von Spanien, Frankreich und dem deutschen Reich in Burgund
und Ungarn ging.
Die Landsknechte waren eine besondere Ausprägung des Söldnerwesens in deutschen Territorien,
nach dem Vorbild der Schweizer Söldner. Ähnlich wie sie kämpften sie als Fußvolkformation und waren
gegen Reiterei ebenso einsetzbar wie gegen Fußknechte. Sie standen dann auch im Dienst zahlreicher
europäischer Herrscher, vor allem in Frankreich, Spanien und England.
Thomas Maier tauchte zum Beispiel in Glatt zusammen mit Wolf von Bubenhofen zu Leinstetten auf,
worüber der Besitzer des Wasserschlosses, Reinhard von Neuneck, später sehr erzürnt war, weil dieser
Wolf von Leinstetten, 1511 und später, mit Reinhard zunächst gegen den Pfalzgraf Ruprecht in
Landshut gekämpft und dann in Richtung der Republik Venedig als Reisiger (Ritter oder Reiter) gezogen
war und in seinem Sold gestanden hatte, also bezahlt worden war. (4)
Insofern kann man davon ausgehen, dass Thomas Mayer vielleicht auch erst einige Zeit zuvor nach
längerer Abwesenheit zurückgekommen war. Im Übrigen wurden ab dieser Zeit auch ehemalige
Landsknechte von Herrschaften und freien Bauern gerne beschäftigt. Von daher verwundert es auch
nicht, dass Thomas Mayer, der sich selbst auch Doman Mayger von dem Schaurtswald (Schwarzwald)
nannte, von den Bauern in und um Loßburg zu ihrem Hauptmann erhoben wurde, da er dazu
offensichtlich schon in seiner Landsknechtszeit ernannt worden war.


In der Zimmerschen Chronik, einer Familienchronik der schwäbischen Herren von Zimmern, aber
auch einer Sammlung von Erzählungen und Ereignissen, die nach 1540 entstand, wird er als Maier vom
Vogelsberg bezeichnet, also von 24–Höfe. (5)
In einer weiteren Schrift aus dieser Zeit, in der außer den Hof- und Hausbesitzern auch die Tagelöhner
verzeichnet waren, dem Herdsteuerverzeichnis von 1525, ist allerdings in Loßburg mit einem
beachtlichen Wert ein Doman Mayger Hus (Haus) erwähnt. Außerdem gibt es auch einen Thomas
Mayer vom Vogelsberg, der 1517 in einem Rechtsstreit erwähnt wird.
Das klingt alles nachvollziehbar, auch die Zimmersche Chronik würde Recht behalten. Erwiesen ist
es aber natürlich nicht. Interessant ist aber auch, dass es in einem anderen Zusammenhang eine
Tochter eines Thomas Mayer gab, die 1550 auf den Stuhlhof in 24-Höfe eingeheiratet habe, wie Hans
Saile in seinem faktenreichen „Geschichtlichen Abriss von Loßburg und seinen Teilorten“ erwähnt. Aber
das ist noch unsicherer in der Belegbarkeit. (6)
Aber unbestritten ist, soweit kann man wohl gehen, dass es einen Hauptmann Thomas Maier aus
Loßburg oder 24-Höfe gab, der als einer der Anführer des Bauernhaufens vor dem Wald 1525 in
Erscheinung trat.
Und damit ist er einer der allerersten namentlich genannten aus dem einfachen Volk, von dem es
auch längere, von ihm zumindest mitverfasste schriftliche Zeugnisse gibt und der offensichtlich eine
über die Region hinausreichende Bedeutung hatte.

Bitte um Hilfe

Der Schwarzwälder Haufen, der so genannte „Haufen vor Wald“ zog also im April 1525, nachdem er
sich in Loßburg versammelt hatte, Richtung Neckar. Durch Glatten, Neuneck, Schopfloch zum Schloss
Glatt und weiter nach Horb, Sulz und Oberndorf. Unterwegs plünderten sie sehr wohl einige Gemeinden,
Schlösser, Burgen und Klöster und zwangen auch Bauern, sich ihnen anzuschließen. Andere taten es
freiwillig, so auch die Burgmannschaft vom Schloss Glatt. Die Stadt Horb hatte unterdessen eine Bitte
an den Truchsess von Waldburg, genannt Bauernjörg, um Unterstützung geschickt, der ja schon zuvor
in Laupheim bei Ulm gewütet hatte.
Thomas Maier trat darauf in einem Schreiben mit der Bitte an die Bürger der Stadt Oberndorf heran,
sich eher neutral zu verhalten oder sich ihnen anzuschließen:
„Es trifft uns sehr, wie ihr zulasset und gestattet, dass euere Mitbürger sich mit dem Bund (gemeint
ist der Schwäbische Bund der Schwäbischen Fürsten und Herzöge) und ihren Reisigen (berittenen
Söldnern) einlassen. Es ergeht an euch unsere redliche Bitte, die Bündischen, unseren Feind,
keineswegs unterstützen“.
Durch geschicktes Verhandeln des Rottweiler Bürgermeisters konnte aber eine Auseinandersetzung
am Neckar vermieden werden.
Bald darauf vereinigt sich der Schwarzwälder Haufen mit dem Hegauer Haufen zu einer „Christlichen
Bruderschaft“ und gemeinsam formulierten Thomas Maier und der Hegauer Hauptmann Hans Hebling
eine erneute Bitte „Gnade und Friede in Christo Jesu. Verzagt verkünden wir euch mit diesem Brief,
dass uns die Feinde am Halse liegen und fast auf uns eindringen. Wir bitten euch als unsere lieben
Brüder in Christo, dass ihr uns beistehen, standhaft und behilflich sein möget wider unsere Feinde, da
wir nichts anderes begehren, als das göttliche Recht nach der Auslegung des heiligen
Evangeliums … “ (beides Auszüge, 7)
Zwar wurde den Bauern, auch Maier, vorgeworfen, sie wollten sich nur bereichern, aber wenn man
diese Schriften und Briefe liest, und auch die Statuten dieser Christlichen Bruderschaft, ging es ihnen
wohl in erster Linie um ihre Freiheit und ihr „göttliches Recht“.
Das weitere Geschehen ist leider auch bekannt.
Die beiden Haufen vereinigten sich dann noch am 8. Mai 1525 mit dem Balinger und dem (Süd-)
Schwarzwälder Haufen. Nachdem sie sich auch noch in die Konflikte der Fürsten untereinander hatten
ziehen lassen, kam es am 12. Mai in der Nähe von Böblingen zur Schlacht. Das Ergebnis wurde oben
schon genannt. Georg von Waldburg schlug die Bauern vernichtend und verfolgte sie gnadenlos.
Tausende wurden erschlagen oder erstochen. Fliehende wurden gefoltert, gehenkt, verbrannt oder
gevierteilt.
Speziell für unsere Gegend bedeutete es dann auch noch, dass etliche beteiligte Bauern zu Gefängnis
und hohen Strafzahlungen verurteilt wurden. Unter anderen Mauritius Keny aus Geroldsweiler, Ulrich
Hus, Hans Ruman, Thomas Wagner, Hans Greuing aus Wittendorf und Heinrich Miller aus Lombach,
Lux Pfau von Romishorn und Hans Scherer aus Loßburg. Ludwig Brun aus Lombach blieb
verschwunden, wie auch Jörg vom Vogelsberg, der auch in einem Schriftstück als Hauptmann eines
Nagolder Haufens genannt wurde. Vielen gelang wohl auch die Flucht in die Schweiz, so auch
Sebastian Lotzer, wo sich seine Spur verliert.


Thomas Maier wurde auf der Flucht im Zinsbachtal bei Pfalzgrafenweiler gefangen genommen, vielleicht wollte er nach Hause. In Tübingen wird er verurteilt und enthauptet.
Schließlich und endlich aufgehoben wurde die Leibeigenschaft erst 1783 in Baden und 1813 in Württemberg, fast 300 Jahre nach diesen ersten großen Befreiungsversuchen!
Ein Sandstein als Mahnmal im Inneren Vogelsberg in 24–Höfe erinnert an ihn und diese Zeit vor nun
genau 500 Jahren.

Quellen:
(1): Zeit Geschichte, Heft 2024, S. 49.
(2): Schwarzwälder Boten, vom 22. Januar 2025
(3): Zeit Geschichte, s.o., S. 16
(4): Nach Johann Ottmar: „Reinhard zu Neuneck“
(5): Wikipedia über Thomas Maier
(6): Hans Saile, „Geschichtlicher Abriss von Loßburg und seinen Teilorten“, S. 126
(7) und ff, Hans Saile, und Wikipedia, s.o.

Erscheinung
Amtsblatt der Gemeinde Loßburg
NUSSBAUM+
Ausgabe 14/2025
von Gemeinde Loßburg
04.04.2025
Dieser Inhalt wurde von Nussbaum Medien weder erfasst noch geprüft. Bei Beschwerden oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte an den zuvor genannten Erfasser.

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