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Gesicherter Dialysezugang

Für Patienten, die auf eine regelmäßige Blutwäsche angewiesen sind, um die Entgiftungsfunktion ihrer Nieren zu unterstützen oder gar zu ersetzen,...

Für Patienten, die auf eine regelmäßige Blutwäsche angewiesen sind, um die Entgiftungsfunktion ihrer Nieren zu unterstützen oder gar zu ersetzen, wird der Dialysezugang, der sogenannte Shunt überlebenswichtig. Das Shuntzentrum der Klinik für Gefäßchirurgie, Vaskuläre und Endovaskuläre Chirurgie Leonberg-Sindelfingen wurde nun erfolgreich rezertifiziert.

Das an den Kliniken Sindelfingen angesiedelte Shuntzentrum wurde von ClarCert rezertifiziert, die diese Aufgabe im Auftrag der Deutschen Fachgesellschaften für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG), für Nephrologie (DGfN), für Interventionelle Radiologie und minimalinvasive Therapie (DeGIR) sowie für Angiologie (DGA) übernimmt, um die Einhaltung spezifischer Qualitätsstandards sicherzustellen. Die erfolgreiche Rezertifizierung bestätigt die kontinuierliche Einhaltung der hohen Standards. Dazu gehören unter anderem der Nachweis von Fallzahlen, die Erfahrung und Expertise belegen, standardisierte Prozesse, ein funktionierendes Qualitätsmanagement, stetige Fort- und Weiterbildung des ärztlichen wie pflegerischen Personals.

Etwa 100.000 Patienten sind in Deutschland derzeit dialysepflichtig, und Schätzungen zufolge leiden mehr als 9 Mio. Menschen an einer chronischen Nierenkrankheit. Wenn Patienten dialysepflichtig werden, meist etwa ab 70 Jahren, sind die Gefäße schon stark belastet und vorgeschädigt. Da Patienten etwa drei- bis viermal pro Woche zur Dialyse müssen, ist ein intakter und haltbarer Shunt von großer Bedeutung: „Unser oberstes Ziel bei der Behandlung von Dialysepatienten ist es, den Zugang so nachhaltig und funktionsfähig wie möglich zu halten. Beides gelingt uns nur, wenn Nierenspezialisten, also Nephrologen, Radiologen, Gefäßchirurgen und spezialisierte Fachpfleger zusammenarbeiten, so wie wir das im Shuntzentrum garantieren“, erklärt Dr. Dr. med. habil. (RUS) Viktor Reichert, Chefarzt der Klinik und Leiter des Shuntzentrums.

Um einen Dialyseshunt anzulegen, verbindet der Operateur eine Arterie mit hohem Blutfluss direkt mit einer oberflächlich liegenden Vene des Patienten. In den ersten sechs Wochen nach der Operation „reift“ diese sogenannte Shuntvene zu einem großvolumigen Gefäß, an das dann die Dialysekanülen für eine Hämodialyse – also eine Blutwäsche über ein externes Filtersystem – angeschlossen werden. Am häufigsten wird ein Dialyseshunt am Handgelenk oder am Oberarm des Patienten ausgebildet.

Mit der Zeit kann es allerdings zu Problemen kommen; beispielsweise können sich wie in einer normalen Arterie Engstellen oder Blutgerinnsel bilden oder der Shunt franst aus. „Fast jeder Shunt braucht Reparaturen“, erläutert Dr. Reichert, „es ist wichtig, eventuelle Probleme vorauszusehen oder zumindest frühzeitig zu diagnostizieren. Dann kann ein Shunt jahrelang halten.“ Gefordert sind die Gefäßchirurgen beispielsweise auch dann, wenn durch den Shunt der Blutfluss zu stark wird – was bei älteren und vorerkrankten Patienten zu Herzproblemen führen kann. Braucht der Shunt hingegen zu viel Blut, werden durch die chirurgische Gefäßverbindung im Unterarm die Hand und die Finger nicht mehr ausreichend durchblutet.

Im zertifizierten Shuntzentrum werden interdisziplinäre Shuntkonferenzen abgehalten, in denen jeder einzelne Patient in seiner besonderen Situation durchgesprochen und die für ihn beste Vorgehensweise festgelegt wird.

In Deutschland gibt es 32 zertifizierte Shuntzentren, fünf davon sind in Baden-Württemberg angesiedelt. Das Shuntzentrum an den Kliniken Sindelfingen ist bereits seit 2019 zertifiziert.

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Ausgabe 23/2025
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