Während preisgünstiger Mietwohnungsbau in Dossenheim seit Jahren faktisch nicht mehr stattfindet, boomt der privatwirtschaftliche Wohnungsbau:
- Raiffeisenplatz
- Goethestraße
- Schwabenheimer Str./Bergstraße
- untere, mittlere und obere Hauptstr.
- Lorscher Weg
- Bangert
- demnächst B3/Kfz-Werkstatt
Alle diese Projekte liefen und laufen nach dem gleichen Muster ab: Private Eigentümer verkaufen für viel Geld ihre Flächen, die alle im Ortskern liegen, an Investoren, die hochverdichteten, teuren Wohnraum schaffen. Das Ergebnis: Trotz hoher Mieten bzw. Preise für Eigentumswohnungen waren die Wohnungen in der Regel bereits vor Ende der Baumaßnahme vermietet bzw. verkauft. Die Wohnqualität in der betroffenen Lage verschlechtert sich, die Probleme mit dem ruhenden Verkehr erhöhen sich, Freiflächen im alten Ortskern fallen weg, das Binnenklima verschlechtert sich. Gemeindeverwaltung und Gemeinderäte haben kaum Einflussmöglichkeiten, werden aber mit dem Ärger der Anwohner konfrontiert. Diese Entwicklungen kennt man bis nur aus Großstädten. Dafür gibt es eine Bezeichnung: Gentrifizierung (Verdrängung einkommensschwacher Haushalte durch einkommensstarke Haushalte in innerstädtischen Quartieren, Wikipedia). Da die Wohnungsflächen in den Großstädten inzwischen zu teuer sind und die Verwaltungen händeringend mehr Grün schaffen wollen bzw. müssen, drängen die Investoren in die Randbezirke. Und nun sind wir wieder in Dossenheim.
Wohnraumpotenzial in Dossenheim
Erfolgreich kam der gemeinsame Antrag zur Wohnraumpotenzialerfassung von Grünen, Die Linke und SPD nur mit etwas Glück am 24.06.2025 durch die Sitzung des Gemeinderates, da zwei Mitglieder anderer Fraktionen fehlten. Denn CDU, Freie Wähler, FDP und der Bürgermeister stimmten dagegen. In einer angeregten Diskussion wurden vor der Abstimmung nochmals Argumente ausgetauscht. Weitgehender Konsens bestand, dass die Diskussion um Schaffung von Wohnraum sowie spätere Maßnahmen auf der Basis von Fakten und nicht von Vermutungen stattfinden sollte. Was spricht also dagegen, in der Gemeinde vorhandene Daten zusammenzuführen und auszuwerten?
Das Boot ist voll?
Die Freien Wähler hatten vor zwei Wochen in den Gemeindenachrichten (21.06.2025) ausführlich gegen den Antrag Stellung genommen, u. a. mit der ausgelasteten Infrastruktur von Dossenheim. Wäre es dann nicht sinnvoll, diesen Tatbestand mit Fakten anstatt mit Vermutungen zu belegen? Unbestritten kommt die Infrastruktur Dossenheims langsam an ihre Grenzen. Nur, was sind die Ursachen? Sicher nicht durch den Bau bezahlbaren Wohnraums, sondern durch den nahezu ungebremsten Bau teurer Wohnungen.
Die CDU findet die Idee unseres Antrags zwar gut, den Weg aber falsch. Dies wurde auch in den Gemeindenachrichten vom 27.06.2025 ausführlich begründet. Unabhängig davon sind die von der CDU in ihrem Artikel vorgeschlagenen Maßnahmen durchaus überlegenswert – nur, warum nicht auf der Grundlage einer soliden Datenanalyse?
Soziale Verantwortung ernst nehmen
Die SPD-Fraktion fordert die Gemeindeverwaltung auf, endlich den sozialen Wohnungsbau auf dem Gelände der ehemaligen „Vatter-Baracke“ in Angriff zu nehmen. Angesichts der prekären Notlagen von Auszubildenden und Studierenden sowie jungen Familien brauchen wir eine soziale Politik mit ernsthaften Bemühungen um eine Lösung des Problems. Die Rhein-Neckar-Region als wichtiger Bildungs- und Wirtschaftsstandort lebt vom Zuzug von qualifizierten Personen samt ihren Familien. Nicht zuletzt wir in Dossenheim profitieren davon sehr. Wir leben auf keiner Insel, sondern inmitten einer Metropolregion. Mit „nicht-vor-meiner-Haustür“ bringen wir weder Dossenheim noch Deutschland voran. Es geht nicht darum, Wohneigentümer für Leerstand an den Pranger zu stellen, indem man deren Daten öffentlich macht. Es geht darum, im Land Baden-Württemberg vorhandene Fördermaßnahmen gezielt zu nutzen, statt nur warmer Worte und allgemeiner Appelle. Wenn wir keinen weiteren Flächenverbrauch auf unserer Gemarkung haben wollen, die Wohnraumverdichtung nicht übertreiben wollen und die freien Plätze in unserem Boot nutzen wollen, dann müssen wir wirksame Maßnahmen gegen Leerstand und unbebaute Wohnflächen ergreifen. Das geht am besten zielgerichtet auf der Basis von verlässlichen Daten zum Wohnraumpotential.
Bebauungsplan Hauptstraße/Reigart
Für große Irritation hatte es gesorgt, dass der Entwurf für die Änderung des Bebauungsplanes für Hauptstraße, Reigart und Kronenburger Hof anders als im technischen Ausschuss verabschiedet dem Gemeinderat vorgelegt wurde. Da es beim Beschluss aber nicht um eine endgültige Beschlussfassung ging, hatte die SPD-Fraktion ursprünglich die Absicht geschlossen der Offenlegung zuzustimmen. Aufgrund der nicht abgestimmten Planänderung hatte sich dann unser Gemeinderat Steffen Schmitt der Stimme enthalten. Wir als SPD sehen noch erheblichen Diskussionsbedarf und sehen die endgültige Entscheidung offen.
(Steffen Schmitt)
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