Kultur

Gespräch auf der Baustelle

Begegnung mit Wolfgang Bosbach In welcher Gesellschaft wollen wir leben? – unter diesem Motto luden Kulturinitiative und einige lokale Freunde...
Wolfgang Bosbach und Hubert Keßler
Wolfgang Bosbach und Hubert KeßlerFoto: Johann Prach

Begegnung mit Wolfgang Bosbach

In welcher Gesellschaft wollen wir leben? – unter diesem Motto luden Kulturinitiative und einige lokale Freunde Wolfgang Bosbach zu einem Vortrag nach Bruchsal ein. Es war die Begegnung mit einem Menschen, der aus Überzeugung in die Politik gegangen ist und seinen menschlichen Grundsätzen treu geblieben ist. Zu seinen Grundsätzen zählt eine gewisse Haltung: „Wer eine andere Meinung hat als ich, ist nicht mein Feind. Er hat nur eine andere Meinung als ich“, und darum kann man mit ihm in der Sache mit großem Ernst streiten, aber so, dass man sich hinterher beim Biertrinken noch in die Augen schauen kann.

Einer, der mit den Menschen lebte und mit ihnen sprach, zum Volk gehörte. Aus dieser Haltung lebt sein Wirklichkeitssinn. Zum Beispiel beginnt er mit den Erfahrungen des Vaters seines Schwiegersohnes aus der Türkei, der durch die Arbeit und durch die Solidarität der Arbeitskollegen sich sprachlich und menschlich integrierte. Es war keine Staats-geleitete Integration, sondern lief über ein gesund gelebtes Miteinander. Und er fordert eine offene Diskussion angesichts staatlicher und behördlicher Überforderung, ohne Scheuklappen oder politischen Sprechverbote und betonte die notwendige Unterscheidung zwischen legaler und illegaler Migration. Immer mit der menschlichen Betonung: Nicht der Mensch ist illegal, aber eventuell sein Aufenthaltsrecht. Seine Haltung kommt nicht von ungefähr. In Interviews spricht Bosbach offen über seinen Glauben – insbesondere seit seiner Krebserkrankung. „Man kann nie tiefer fallen als in Gottes Hand.“ Nach der Diagnose habe er mit Gott gehadert, inzwischen gebe ihm der Glaube jedoch Kraft. Diese Gelassenheit spiegelte sich auch in seinen politischen Einschätzungen wider.

In der anschließenden Diskussion zeigte sich immer wieder der Mensch hinter dem Politiker. Besonders deutlich wurde das beim Thema Selbstbestimmung. Er sei besorgt über eine zunehmende Relativierung der Menschenwürde, speziell in der Abtreibungsdebatte: „Selbstbestimmungsrecht darf das Lebensrecht des Kindes nicht komplett überlagern. Das Ungeborene ist ein menschliches Wesen mit eigener Würde.“ Auch zum Zustand der politischen Kultur äußerte er sich kritisch. Vertrauen zu schaffen, sei entscheidend, entsprechend seinem Buch: Wer glaubt uns noch?

Es war eine Begegnung, die auch unter uns in der Vorbereitung viel Freude bereitete.

Hubert Keßler, Adolf Diefenhard, Maria Groos

Erscheinung
Amtsblatt Bruchsal
Ausgabe 07/2025
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