Geflüchtete Menschen bringen ganz unterschiedliche Qualifikationen mit. Ihre Erfahrungen in der hiesigen Arbeitswelt tragen zu einem besseren Verständnis für ihre neue Umgebung bei. Im Gespräch mit Lamin wird dies sehr deutlich:
Mein Name ist Lamin C. Ich komme aus Gambia. Schon als Junge habe ich in der Landwirtschaft beim Reis- und Erdnussanbau mitgeholfen, damit meine Eltern Schulgeld, Schulkleidung und die Schulbücher bezahlen konnten. Die wirtschaftliche Situation in Gambia ist sehr schwierig. Es gibt keine Arbeitssicherheit und keine regelmäßigen Einkünfte. Manchmal hat man ein paar Tage Arbeit, dann hat man keine Arbeit oder man hat nur an einem Tag Arbeit in der Woche. Man versucht Gelegenheitsjobs zu bekommen, um die Familie zu unterstützen.
2016 kam ich nach Deutschland. Anfangs war es für mich schwer, den richtigen Weg zu finden. Ich habe in verschiedenen Städten in Flüchtlingsunterkünften gewohnt und hatte kaum Kontakt zu deutschen Familien.
Über die Diakonie konnte ich einen Bundesfreiwilligendienst in der Hauswirtschaft eines Seniorenheims und daran anschließend die Ausbildung zum Altenpflegehelfer machen.
In Gambia wird einem schon als Kind beigebracht, dass man alten Menschen gegenüber hilfsbereit ist und ihnen Respekt entgegenbringt. Das hat mir den Einstieg in meine Ausbildung und den Umgang mit alten Menschen erleichtert.
Durch die Biographiearbeit im Seniorenheim bekam ich Einblicke, was die Kriegs- und Nachkriegszeit für die Senioren bedeutet und wie sie heute noch in ihrer Erinnerung lebendig ist.
Durch ihre Arbeit haben sie Deutschland wieder aufgebaut und sind froh, in Frieden und in einer Demokratie leben zu dürfen.
In der Berufsschule habe ich gelernt, was die Begriffe Demokratie und Rechtsstaat bedeuten. Meine Eltern haben in Gambia unter einem Diktator gelebt. Seit 2016 haben wir eine Demokratie. Sie ist noch jung.
Ich wünsche mir auch für Gambia eine stabile Demokratie, eine bessere medizinische Versorgung für alle und für jedes Kind einen Platz in der Schule.