Gesundheit & Medizin

Gesundheit zum Mitmachen geht in die 7. Runde

Studie läuft schon seit 33 Jahren Wenn man die Zeitung aufschlägt, findet man täglich Ergebnisse von Studien. Für eine Momentaufnahme eignet sich...
In der Schönbornhalle und auf einer Walkingstrecke erfolgte die inzwischen 7. Erhebung.
In der Schönbornhalle und auf einer Walkingstrecke erfolgte die inzwischen 7. Erhebung.Foto: cm

Studie läuft schon seit 33 Jahren

Wenn man die Zeitung aufschlägt, findet man täglich Ergebnisse von Studien.

Für eine Momentaufnahme eignet sich eine Querschnittstudie. Möchte man Veränderungen und Entwicklungen über einen bestimmten Zeitraum analysieren, ist eine Längsschnittstudie nützlich, die dabei hilft, langfristige Auswirkungen und Trends zu verstehen und tiefere Einblicke in komplexere Fragestellungen erlaubt.

„Die 1992, also vor mehr als 30 Jahren in Bad Schönborn gestartete Langzeitstudie 'Gesundheit zum Mitmachen' verfolgt mit einem interdisziplinären Ansatz der Medizin, Psychologie und Sportwissenschaft integriert, zu erklären, warum Menschen krank werden, sondern auch, was sie im Sinne eines bio-psychosozialen Gesundheitsverständnisses gesund hält“, erklärt der Sportwissenschaftler Professor Alexander Woll die Grundlagen der Studie, die einst im Rahmen seiner Staatsexamensarbeit ins Leben gerufen wurde und die für ihn zum Herzensprojekt wurde.

Gesunde Lebensjahre sind das Ziel

Bad Schönborn ist seine Heimat, genau wie für den Mitinitiator Professor Klaus Bös und die langjährige wissenschaftliche Mitarbeiterin Larissa Heißler. „Es freut mich, dass wir nicht nur durch Walking und Sportevents wie den Nikolauslauf oder den Ironman Sportgemeinde sind, sondern den Bürgern Anregungen geben und Ergebnisse dieser Studie in weltweit Fachkreisen diskutiert werden“, sagte Bürgermeister Klaus Detlev Huge anlässlich eines Pressegespräches zur mittlerweile 7. Erhebungswelle. „Es lohnt sich in Prävention zu investieren und mehr gesunde Lebensjahre sind das Ziel“, erklärte Andreas Schneider, seit kurzem stellvertretender Geschäftsführer AOK Mittlerer Oberrhein als Projektpartner von Anfang an und es freue ihn, dass hier auch die Kommune und die Wissenschaft in einem Boot sind, da Gesundheitsvorsorge eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei. Gesundheitskompetenz beginne immer mit dem Erkennen der eigenen Leistungsfähigkeit und des eigenen Zustandes, sagte er auch im Hinblick auf seine eigene Testung, die er vorher absolviert hatte. Professor Woll betonte, dass es nicht selbstverständlich sei, dass hier trotz personell anderer Besetzung immer noch die gleichen Partner bei einer der am längsten laufenden Gesundheitsstudien der Welt in Deutschland zusammenkommen und man gemeinsam älter würde. In Zeiten der „Pjojektitis“ sei dies nicht nur nachhaltig, sondern auch die Zusammenarbeit von Universität, Kommune und Krankenkasse einzigartig, und natürlich die Teilnahme der Menschen in Bad Schönborn. Einzigartig sei nicht nur die Dauer, sondern die Fragestellung, die hieße, was hält Menschen gesund und was nicht, was macht sie krank. Interessant seien auch die Babyboomer, die hier im Vordergrund stünden, und wie sich die 60-Jährigen von heute als „neue alte“ entwickelten. Bad Schönborn sei schon ein kleines Reallabor, was nur durch die gute Zusammenarbeit aller Mitwirkenden möglich sei.

Frauen haben im Bereich Fitness aufgeholt

Ergebnisse werden inzwischen auch in anderen Studien angewandt und Leitfäden entwickelt. „Im Kern sind wir Sportwissenschaftler, und so interessiert uns natürlich die positive Rolle der Bewegung, aber es würden auch die speziellen Risikofaktoren überprüft sowie die Schutzfaktoren, die vorhanden sind“, erklärte Woll. 400 Anmeldungen seien für die Erhebung bereits eingegangen, rund 500 Teilnehmer das Ziel. Man könne die Entwicklung der Menschen beobachten, die von Anfang an dabei waren und nun 30 Jahre später 70 bis 90 Jahre alt sind und diese historisch mit den neuen Teilnehmern vergleichen. Rund 20 Prozent der ersten Gruppe seinen inzwischen verstorben, und hier beziehe man auch die Todesursache in die Forschungsergebnisse mit ein, falls diese bekannt sind. Intensiv wird bei den Fragen die Aktivität abgefragt, Koordination, Kraft und Ausdauer überprüft und auch Stressbewältigungsstrategien. Um eine bessere Vergleichbarkeit zu erreichen, wurde diesmal bei den neuen Teilnehmern das Altersspektrum erweitert. Hilfreich für die Studie sei, führte Woll aus, dass Bad Schönborn im Landkreis einen Index von 100 habe und so eine ideale Modellgemeinde sei, wie beispielsweise Haßloch, das in der Marktforschung lange als Durchschnittsgemeinde galt. Interessant war, dass die Frauen im Bereich Fitness inzwischen aufgeholt haben und nun eher die Frage sei, wie man den Mann zu mehr Bewegung anrege.

Teilnahme auch als Gesundheitscheck sehr wertvoll

Hier spüre man auch eine heute andere Lebensweise, wenn der Elektrorasenmäher die anstrengende Gartenarbeit ersetze. Wer sich an die Empfehlung hält und sich täglich eine halbe Stunde aktiv und schweißtreibend bewegt, hat ein fünfach geringeres Risiko am „tödlichen Quartett“, dem metabolischen Syndrom zu erkranken, sei ein wichtiges Ergebnis der letzten Erhebung gewesen. „Vieles, von dem wir glauben, es sei altersbedingter Rückgang, ist in Wirklichkeit ein Rückgang der Aktivität“, erklärte der Wissenschaftler. Bewegung zögere die Pflegebedürftigkeit heraus und egal, wann wir sterben, so entstünden die meisten Gesundheitskosten im letzten halben Jahr. Diese Phase gelte es so kurz wie möglich zu halten. Nicht nur aus ökonomischen Gründen, sondern vor allem der Lebensqualität wegen. Abseits der wissenschaftlichen Erkenntnisse ist die Teilnahme an der Studie auch als Gesundheitscheck sehr wertvoll, da hier auch ein halbstündiges Arztgespräch dabei ist. „Schon in der ersten Woche haben wir mehrere Menschen darüber informiert, dass sie Diabetes, Herzrhythmusstörungen oder einen lebensbedrohlichen Bluthochdruck haben“, sagte Woll. (cm)

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exklusiv online
von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM
16.06.2025
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