
Kann man heute noch Pelz tragen? Viele haben ein altes, meist ererbtes Schätzchen im Schrank hängen und trauen sich nicht, es anzuziehen. Die Traditionsfirma Plappert, in dritter Generation geführt von Frau Plappert-Piller, hat sich genau auf diese Klientel spezialisiert. Sie nutzt alte Pelze und arbeitet sie zu hochmoderner Naturkleidung um. Mit viel Kreativität und mutigen Einfällen entwirft Frau Plappert-Piller für ihre meist weiblichen Kunden Kombinationen aus wertvollen Stoffen und Fell. Die tragbare, aber auch sehr außergewöhnliche Mode stellt den Ideenreichtum bekannter Modeschöpfer fast in den Schatten.
Am 19. Februar öffnete die Handwerksmeisterin den zehn Frauen des Arbeitskreises Volkskunde und Brauchtum aus Oftersheim ihre Werkstatt: „Sie dürfen alles anfassen und alles fragen!“ Herr Plappert senior erklärt anhand seines alten Werkzeugkastens Werkzeuge und Tätigkeiten eines Kürschners. Drei Handwerker seien notwendig zur Herstellung eines Pelzmantels: der Zurichter (nicht Gerber), der die Pelze verarbeitungsfähig macht, der Kürschner, der aus vielen kleinen Pelzen ein großes Stück herstellt, aus dem die Teile des Kleidungsstücks zugeschnitten werden, und die Pelznäherin, die das fertige Kleidungsstück zusammennäht.
Ein kleines Nerzfell wird zum Beispiel diagonal in 5 mm breite Streifen geschnitten – der Experte sagt „ausgelassen“. Danach werden sie verschoben, wieder zusammengenäht, sodass sich ein großes Pelzstück ergibt. Mindestens100 Nähte pro Pelzstück sind notwendig, 50 Pelze braucht es für einen Mantel, d. h. allein 5000 Nähte für die Pelzfläche, aus denen der Mantel dann zugeschnitten wird. All das ist Handarbeit. Abfall gibt es nicht, denn Pelzreste werden an Kindergärten und Schulen zum Basteln abgegeben. Frau Plappert-Piller hat ihr Handwerk von der Pike auf gelernt und sich bereits als junge Frau rund um das Thema Pelz und seine Erzeugung kundig gemacht. Mit viel beruflicher und menschlicher Erfahrung antwortet sie auf die Fragen der Gruppe. Es ist gut, bei dem oft ideologisch aufgeladenen Thema Pelz fachlich fundierte Informationen zu erhalten. Frau Plappert-Piller setzt die Pelznähmaschine für die Besucherinnen in Gang und führt sie danach in ihr „Allerheiligstes“, das Schnittatelier. Jedes Jahr entwirft sie dort 15–25 neue Modellschnitte. Daraus fertigt sie zunächst einen Entwurf aus Nessel, einem Stoff aus reiner Baumwolle, und passt ihn danach individuell der Figur der Kundin an. Im letzten Raum bestaunen die Damen die von Herrn Plappert sen. mitentwickelte „Pelzwaschmaschine“. Mit Buchenholzmehl und einem Tensid rotieren schmutzige und verfettete Pelze wie in einer Waschmaschinentrommel. Das vollgesogene Buchenholzmehl wird hinterher abgesaugt und aufgefangen, und der Pelz ist wieder weich und flauschig.
Kürschner ist heute ein aussterbendes Handwerk. Aber vielleicht traut sich die ein oder andere ja doch, ihren alten Pelz nicht den Enkeln zu vermachen, die ihn beim Faschingsumzug mit Farbe besprüht tragen und dann wegwerfen. Es lohnt sich, daraus ein modisches und sehr langlebiges Kleidungsstück fertigen zu lassen.
Wir danken Frau Plappert-Piller und ihrem Team für einen informativen Nachmittag!
Dorothea Müller
Die nächsten Termine des Arbeitskreises Volkskunde und Brauchtum:
19.3.2025, 14:30 Uhr: Treffen Mannheimer Str. 59 mit Basteln der Dekoration für den Ostermarkt
2.4.2025, 14:30 Uhr: Binden der Osterkrone, Mannheimer Str. 61
4.4.2025, 10:00 Uhr: Aufstellen der Osterkrone über dem Brunnen am Rathaus
5./6.4.2025: Verkauf von Kuchen, Würstchen und Getränken beim Ostermarkt im Rosesaal (siehe hierzu eigene Ankündigungen und Plakate)
9.4.2025, 18:30 Uhr: Ostereierfärben mit Naturmaterialien, Mannheimer Str. 61
Interessierte und Gäste sind zu allen Terminen herzlich eingeladen!
Dorothea Müller