Vier festlich gestaltete Gottesdienste bot die Ev. Kirchengemeinde zu Weihnachten an. Den Anfang machte am Heiligen Abend um 14.30 Uhr Dekanin Katharina Treptow-Garben mit einem Gottesdienst im Haus Edelberg. Eine Stunde später fanden sich die Gläubigen zahlreich und festlich gestimmt in ihrer, mit einem prächtigen, nur mit Strohsternen geschmückten Tannenbaum versehenen Kirche ein, um die Verkündigung der christlichen Botschaft, der Geburt Christi, mit einem Krippenspiel der Grundschülerinnen und -schüler zu feiern.
Familiengottesdienste
Nachdem die Kirchenglocken und das Orgelvorspiel verklungen war, begrüßte Vikarin Johanna Falkenhahn gemeinsam mit Krippenspielkindern der Klassen 1-5 die Gekommenen. Neben dem Krippenspiel waren die Kinder im Gottesdienst an vielen Stellen eingebunden und gestalteten den Gottesdienst aktiv und voller Freude mit. Aufgeregt brauchten sie nicht zu sein, hinter den Kulissen wirkte ein Team erwachsener Ehrenamtlicher. Nach gemeinsam gesungenen Liedern, Votum und Gebet, standen im Krippenspiel vier Tiere, Lamm, Esel, Bär und Nachtigall im Zentrum. Die Tiere zunächst eingeschüchtert, weil sie dachten, dass sie ohne Geschenke nicht zur Krippe gehen dürften. Die Engel sprechen ihnen Mut zu, dass sie – genau wie sie sind – vom Jesuskind gebraucht werden, sodass die Tiere dann doch Mut fassen und letztendlich einen wertvollen Dienst tun, indem sie das Kind wärmten oder Wache vor dem Stall hielten.
Die Kernbotschaft des Krippenspiels sowie des gesamten Gottesdienstes lautete: Gott lädt alle ein. Bei Gott ist genug Platz. Du darfst zu Gott kommen, auch wenn du meinst, nicht gut genug zu sein oder vermeintlich nichts vorweisen kannst. „So wie die Engel die Tiere motiviert haben, so können auch wir zu Gott kommen, einfach so. Die Einladung gelte nicht nur zum heutigen Weihnachtsgottesdienst, sondern das ganze Jahr“, so Vikarin Falkenhahn. Nach Fürbitten, dem Vaterunser, Abkündigungen und dem Segen erklang vor dem Orgelnachspiel mit allen Gläubigen „O du fröhliche“.
Ein etwas anderes Krippenspiel der Konfirmanden
Den danach gut besuchten Familiengottesdienst gestalteten Diakonin Hannah Mautner, Konfis und weitere Erwachsene. Nach Gesang und Begrüßung durch die Vorsitzende des Kirchengemeinderats Katharina Thorn, dem gemeinsam gesprochenen Psalm 24 und der Lesung der altbekannten Geschichte aus Lukas, 2. Kapitel durch Kirchengemeinderat Dierk Esau zog ein etwas anderes Krippenspiel die Gläubigen in ihren Bann. Ging es doch um die verhaltensauffälligen Geschwister Herdmann, die nur wegen versprochener Süßigkeiten unbedingt am Krippenspiel mitmachen wollten, aber von der Tiefe der Weihnachtsgeschichte keine Ahnung hatten. Laut, aggressiv, frech kommentierten sie die heilige Geschichte, die ihnen Leiterin Jessica Marsh dennoch mit viel Geduld näherbrachte. War ausschlaggebend vielleicht das geliehene Buch aus der Bücherei über Jesus, das die Aufführung gelang? Anders eben. Weise, die kein Gold, sondern einen Schweinebraten mitbrachten, der Engel polternd an die Krippe kam und Hedwig, eigentlich die allerschlimmste der Geschwister, von der Geschichte als Maria berührt, in Tränen ausbrach.
Dieses Spiel um die Geburt Christi zeigte den Herdmanns Parallelen zu ihrem eigenen Leben auf. Höhen, Tiefen und Tragödien, die auch sie selber erlebten und dabei nun spürten, dass Gott nahbar ist.
„Die Weihnachtsgeschichte, so Hannah Mautner erinnerte die ehemals orientierungslosen und brandstiftenden Herdmanns an ihr eigenes schmerzvolles Leben. Gott wurde mitten unter die Ärmsten der Welt geboren, er kenne unsere Ängste und Sorgen. Die Herdmanns erfuhren im Krippenspiel die Liebe untereinander und die Liebe Gottes zu uns Menschen.“
Nach Fürbitten, gemeinsam mit den Konfirmanden gesprochen, Abkündigungen und dem Hinweis auf die Kollekten für Brot für die Welt gab Vorsitzende Katharina Thorn bekannt, das am 1.2.2025 Isabelle Schwiderski ihren Probendienst als neue Pfarrerin unserer Gemeinde aufnimmt. Nach dem Segen erklang nach dieser guten Meldung das „O du fröhliche“, ganz besonders fröhlich.
Im Anschluss an den Gottesdienst spielte der Musikverein unter seinem Vorsitzenden Torsten Thorn weihnachtliche Weisen. Als zusätzliches musikalisches Geschenk erklang auf dem Weg zum eigenen Familienfest das Glockenspiel des Turmuhrenmuseums.
Feierliche Christmette
Eine ganz andere, warme und besinnliche Stimmung erfasste die Gläubigen, die die Christmette um 23.00 Uhr besuchten. Ein Ort der Ruhe, Stille und Besinnung auf das Wesentliche dieses Heiligen Abends.
Festlich geschmückt und erhellt durch viele Kerzen stimmten Orgel und Miriam Eisenmann mit der Sonate für Flöte und Continuo, Opus 2 Nr.11, Teile 1&2, Benedetto Marcello, auf die Heilige Nacht ein. Mit der Lesung aus dem Lukasevangelium durch Kirchengemeinderat Dr. Ralf Wagner, Worte der Verheißung nach dem Propheten Jesaja und der Lesung der Weihnachtsgeschichte durch KGR Tanja Löschmann, war die Ansprache von Dekanin Katharina Garben auf das neue kleine Schäfchen, das sich zu den Krippenfiguren gesellt hatte und den Nussbaumengel ausgerichtet. Ob das Schäfchen wirklich so angenommen und geliebt ist, von diesem Kind in der Krippe? Ja, es darf da sein an der Krippe, so wie es ist. In einer Welt, die beunruhigend mit dem Leid der Kinder in Kriegsgebieten ist und unsere Erde sich seit der Geburt Christi heute nicht als stille und heilige Nacht zeigt. Auch der Engel gehöre, aus dem alten Nussbaum geschnitzt, nun zur Gemeinde. Er verkündet die ureigene Botschaft: „Fürchte dich nicht! Friede auf Erden!“ Jesus, als Kind in die Krippe gelegt, begleitet von Engeln und Schafen mahnt, Frieden in der lärmenden Welt zu suchen.
Der Evangelische Kirchenchor gestaltete beeindruckend den stimmungsvollen Ausklang der Heiligen Nacht, wobei Bariton Vincent Eckert mit „Noel, Noel“ die Herzen der Gläubigen besonders verzauberte.
Und was passte besser als das gemeinsam gesungene Lied „Stille Nacht“ bevor die Gläubigen nach dem Segen in die Heilige Nacht hinausgingen, um bei Glühwein und Punsch, ausgeschenkt durch Lea Löschmann, Jonas Ballreich und Christian Treptow, noch gemeinsam die Christmette gemeinsam ausklingen zu lassen.
Nach dieser langen Christnacht fanden sich die Gläubigen nach dem neuen regionalen Gottesdienstkonzept am 1. Feiertag zum HoRAN-Gottesdienst in Hockenheim und am 2. Feiertag zur Stallweihnacht im Wersauer Hof ein.
Renate Hettwer