In der vergangenen Woche erschien im Spiegel ein aufsehenerregender Artikel von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner. Darin kritisierte sie die politische Einflussnahme der Kirchen und warf ihnen vor, sich zu einer linksgrünen NGO gewandelt zu haben. Unterstützung erhielt sie von ihrem Parteikollegen Christoph Ploß, der ebenfalls im Spiegel schrieb: „Immer mehr Menschen wenden sich von den Kirchen ab, wenn sie zu politischen Institutionen mit linksgrünem Anstrich mutieren.“ Diese Kritik überrascht mich nicht – wohl aber, dass sie nun auch aus Reihen der CDU kommt und somit Thesen aufgreift, die die AfD seit Jahren formuliert.
Besonders die evangelische Kirche hat sich in den letzten Jahren immer wieder öffentlich gegen die AfD positioniert und ihr das christliche Menschenbild abgesprochen. Auch Vertreter der katholischen Kirche schlossen sich dieser Haltung an. So ließ die evangelische Kirche in Mitteldeutschland alle AfD-Mitglieder aus kirchlichen Leitungsämtern ausschließen. In einem besonders drastischen Fall warf ein Pfarrer in Bayern einen 16-jährigen Oberministranten aus der Gemeinde, weil dieser ein Foto mit dem AfD-Bundestagsabgeordneten Maximilian Krah gepostet hatte. Laut einem Brief der Eltern wurde der Jugendliche anschließend in einem Gespräch regelrecht verhört und sogar als „Nazi“ bezeichnet. Ist das noch christlich? Hat das noch etwas mit Nächstenliebe zu tun?
Auch unser lokaler Priester ist geübt darin, die AfD regelmäßig zu diffamieren. Er war einer der Gründe, wieso ich im Februar den Schlussstrich gezogen und die katholische Kirche verlassen habe. Ich bleibe weiterhin gläubiger Christ, aber ich kann es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, diese Herabwürdigung und Beschimpfung von 10 Millionen AfD-Wählern mit meiner Kirchensteuer mitzufinanzieren.
Der Mitgliederschwund der Kirchen ist deutlich: 2014 gehörten noch 57,4 % der deutschen Bevölkerung einer christlichen Kirche an – 2024 sind es nur noch 45,2 %. Ohne eine grundlegende Besinnung auf die christliche Botschaft wird sich dieser Trend fortsetzen. Unser Lokalpriester scheint, währenddessen zu glauben, mit Beleidigungen und Beschimpfungen die Menschen zurück in die Kirche zu holen. Immerhin haben 25 % der katholischen Wähler bei der vergangenen Bundestagswahl AfD gewählt. Mal sehen, wie lange es dauert, bis auch deren Geduldsfaden reißt.
Für die AfD Schriesheim
Jan Spatz – Stv. Fraktionsvorsitzender der AfD-Kreistagsfraktion