Grötzingen historisch -"Die Weiße Frau vom Turmberg" besucht die Highlights des Grötzinger Denkmaltages

Von Susanne hilz-Wagner Der Tag des offenen Denkmals gibt es seit 1985 in vielen europäischen Ländern, in Deutschland wird er seit 1993 von der Deutschen...
Schloss Augustenburg quo vadis -Anblick von der Staigstraße auf das Fragment des Schlosses mit dem Kirchturm der Evangelischen Kirche im Hintergrund.
Schloss Augustenburg quo vadis -Anblick von der Staigstraße auf das Fragment des Schlosses mit dem Kirchturm der Evangelischen Kirche im Hintergrund.Foto: sh

Von Susanne hilz-Wagner

Der Tag des offenen Denkmals gibt es seit 1985 in vielen europäischen Ländern, in Deutschland wird er seit 1993 von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz organisiert. Ziel der Veranstaltung war es, historisch bedeutende Gebäude und Denkmäler der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, für Denkmalpflege zu sensibilisieren und das kulturelle Erbe erlebbar zu machen. Von diesem umfangreichen Programm am Sonntag, dem 14. September 2025 beim diesjährigen Landesdenkmaltag aus Grötzingen berichte ich euch heute.

Das Schloss Augustenburg – quo vadis

Am Sonntag trafen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer um 11.00 Uhr am Rathaus Grötzingen. Die Besichtigung des Schlosses Augustenburg in Grötzingen stand unter der Leitung von Dr. Charlotte Kämpf (Arbeitsgemeinschaft Karlsruher Stadtbild) und Siegfried König (Freundeskreis Schloss Augustenburg). Von dort aus ging es gemeinsam zum Schloss Augustenburg, vorbei an einigen historischen Häusern und Plätzen. Unter anderem passierten sie den Überrest des früheren Gasthauses „Engel“, von dem heute nur noch ein Torbogen erhalten ist. Der Wirt, Eugen Nidda, hatte das Gasthaus über viele Jahre geführt und machte es zu einem zentralen Treffpunkt für die Menschen im Ort. Vorbei an der Pfinz, die früher vor ihrer Begradigung für Überschwemmungen gesorgt hatte, sowie die Unterführung unter der Eisenbahnlinie, die die beiden Grötzinger Ortsteile voneinander trennt kam die Gruppe im Krichviertel an. Hier war leider nur die neue Bebauung mit der Betonbrücke und der neuen Teilbibliothek von Grötzingen, ebenfalls ein Betonbau, daneben klaffte noch die Lücke des bereits abgerissenen ehemaligen Gasthauses zum Schwanen. Immerhin erinnert das Denkmal des Malers Fikentscher noch vom ehemaligen Charme der Malerkonie, der das Badische Malerdorf seinen Übernamen verliehen hat. Das Schloss Augustenburg in Grötzingen wurde 1891 von Otto Fikentscher erworben. Gemeinsam mit seiner Frau Jenny Fikentscher, einer ebenfalls bekannten Malerin, richtete er das Schloss als Zentrum für die Grötzinger Malerkolonie ein. Nach seinem Verkauf von der Erbengemeinschaft Fikentscher erfuhr es verschiedene Nutzungen und diente im und nach dem Zweiten Weltkrieg als Unterkunft für Heimatvertriebene. Später wechselte es mehrfach den Besitzer, wurde unter anderem als Hotel und zuletzt als Altersheim genutzt. Dann erwarb der französische Pflegekonzern Orpea das Schloss mit dem Plan, es zu einem Seniorenwohnheim umzubauen. Nach finanziellen Schwierigkeiten konnte das Projekt nicht weitergeführt werden: Nach seinem bereits erfolgten Teilabriss steht das Schloss jetzt zum Verkauf, während Orpea inzwischen unter neuem Namen firmiert. Während der Führung wurde auch das benachbarte Atelierhaus Otto Fikentschers gezeigt, das Horst Leyendecker von ihm erworben hatte und es weiterhin als Atelier nutzte. Das Gebäude wird heute im EG als Wohnung von der Familie Leyendecker genutzt; im 1. OG befindet als Atelier. Horst Leyendecker wohnte dort bis zu seinem Tod im März 2025 mit seiner Frau. Sie lebt weiterhin in diesem Gebäude und öffnete dankenswerterweise das Atelier für die Besucher*innen der Schlossführung. Alle bestaunten den beeindruckenden Raum, in dem noch ein Hauch der Grötzinger Malerkolonie zu spüren ist, bevor die Gruppe sich im Schlosshof umsehen konnte. Die Führung endete um 13.00 Uhr mit der Hoffnung, dass das Schloss wieder zu einem Zentrum für Kunst und Kultur werden kann und ein Käufer gefunden wird, der bereit ist, dies umzusetzen.

Eine Mühle mit Geschichte – das Grötzinger Freilichtmuseum

Die erhalten gebliebene technische Einrichtung einer Mühle aus Diedelsheim wurde nach Grötzingen gebracht, restauriert, teilweise erneuert und auf historischem Platz, wo vermutlich eine der vier Grötzinger Ölmühlen stand, wieder aufgebaut. Es handelt sich um eine einfache Mühle, wie auch die ursprünglichen Mühlen von Grötzingen gewesen sein sollen. Heute sind hier vier Mühlenteile zu sehen: Die Hanfreibe stammt aus dem 17. bis 18. Jahrhundert. Unter ihrer konischen Walze wurde der Hanf auf die Bodenplatte gelegt und von der Sandsteinwalze überfahren, bis die Teile zerbröselt und plattgedrückt waren. Diese wurden aufgehäckselt und die Fasern zu Seilen verarbeitet. Der Kollergang zerquetschte im ersten Mahlgang Leinsamen, Kürbiskerne, Raps und viele weitere Pflanzen. Das erste kaltgepresste Öl war das wertvollste und wurde aufgefangen. Die zerquetschte Maische wurde von der Bodenplatte gekratzt und auf Bleche zum Trocknen auf einer Feuerstelle erhitzt. Noch warm wurde diese Maische in Leinensäckchen abgefüllt und in weiteren Ölschlag mit seinen Weißbuchenzahnpfannen gestampft, bis auch hier noch Öl herauskam, das aufgefangen wurde. Dies wurde mehrfach wiederholt, bis kein Tropfen Öl mehr herauskam. Eine weitere Attraktion in diesem kleinen Freilichtmuseum ist die Windfege, die von Hand betrieben wurde. Hier wurde die Spreu vom Weizenkorn, von Steinchen und Schmutz getrennt, sodass das reine Korn übrigblieb. Im Jahr 1972 erhielt die Mühlenanlage eine Überdachung durch die Gemeinde Grötzingen unter Bürgermeister Herbert Schweitzer, unterstützt von den Heimatfreunden Grötzingen und dem Landesdenkmalamt. 2020/21 wurde das gesamte Mühlengebäude von der Ortsverwaltung Grötzingen, den Heimatfreunden und dem Gartenbauamt der Stadt für die Außenanlagen saniert. Damit bleibt der weitere Erhalt dieses Bau- und Industriedenkmals bewahrt. Der Verein Heimatfreunde Grötzingen e.V. unter Leitung von 1. Vorsitzenden Dr. Klaus Feige betreut das Freilichtmuseum, und das Vereinsmitglied Harald Schwer erklärte mit viel Sachverstand und Geduld alle vier Einrichtungen den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern. Dank dieses großartigen Engagements wird die Mühlentradition in Grötzingen aufrechterhalten.

Eine Mühle mit Geschichte – das Grötzinger Freilichtmuseum

Die erhalten gebliebene technische Einrichtung einer Mühle aus Diedelsheim wurde nach Grötzingen gebracht, restauriert, teilweise erneuert und auf historischem Platz, wo vermutlich eine der vier Grötzinger Ölmühlen stand, wieder aufgebaut. Es handelt sich um eine einfache Mühle, wie auch die ursprünglichen Mühlen von Grötzingen gewesen sein sollen. Heute sind hier vier Mühlenteile zu sehen. Die Hanfreibe stammt aus dem 17. bis 18. Jahrhundert. Unter ihrer konischen Walze wurde der Hanf auf die Bodenplatte gelegt und von der Sandsteinwalze überfahren, bis die Teile zerbröselt und plattgedrückt waren. Diese wurden aufgehäckselt und die Fasern zu Seilen verarbeitet. Der Kollergang zerquetschte im ersten Mahlgang Leinsamen, Kürbiskerne, Raps und viele weitere Pflanzen. Das erste kaltgepresste Öl war das wertvollste und wurde aufgefangen. Die zerquetschte Maische wurde von der Bodenplatte gekratzt und auf Bleche zum Trocknen auf einer Feuerstelle erhitzt. Noch warm wurde diese Maische in Leinensäckchen abgefüllt und in weiteren Ölschlag mit seinen Weißbuchenzahnpfannen gestampft, bis auch hier noch Öl herauskam, das aufgefangen wurde. Dies wurde mehrfach wiederholt, bis kein Tropfen Öl mehr herauskam. Eine weitere Attraktion in diesem kleinen Freilichtmuseum ist die Windfege, die von Hand betrieben wurde. Hier wurde die Spreu vom Weizenkorn, von Steinchen und Schmutz getrennt, sodass das reine Korn übrigblieb. Im Jahr 1972 erhielt die Mühlenanlage eine Überdachung durch die Gemeinde Grötzingen unter Bürgermeister Herbert Schweitzer, unterstützt von den Heimatfreunden Grötzingen und dem Landesdenkmalamt. 2020/21 wurde das gesamte Mühlengebäude von der Ortsverwaltung Grötzingen, den Heimatfreunden und dem Gartenbauamt der Stadt für die Außenanlagen saniert. Damit bleibt der weitere Erhalt dieses Bau- und Industriedenkmals bewahrt. Der Verein Heimatfreunde Grötzingen e.V. unter der Leitung des 1. Vorsitzenden Dr. Klaus Feige betreut das Freilichtmuseum, und das Vereinsmitglied Harald Schwer erklärte mit viel Sachverstand und Geduld alle vier Einrichtungen den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern. Dank dieses großartigen Engagements wird die Mühlentradition in Grötzingen aufrechterhalten.

Die Evangelische Kirche Grötzingen

Pfarrer Eckhardt i.R. bot am Denkmaltag zwei ausführliche Führungen an. Er erläuterte zunächst die Lage der Kirche oberhalb des Ortskerns. Die Kirche liegt an einer alten Römerstraße, die von Durlach nach Pforzheim führt. Die Kirche wurde 1255 erstmals erwähnt und war ursprünglich eine dörfliche Chorturmkirche. Im Jahr 1414 wurde an die Chorturmkirche unter Markgraf Bernhard I. ein Ostchor im frühgotischen Stil angebaut. Um 1500 erfuhr die Kirche mehrere Umbauten. Im Jahr 1556 wurde das Dorf protestantisch, und die Kirche wurde evangelisch. Bei Renovierungsarbeiten im Jahr 1968 wurden unter Leitung von Horst Leyendecker mehreren Putzschichten Wandgemälde mit der Gleichnis der törichten Jungfrauen aus der Zeit um 1320 entdeckt und wieder freigelegt. Patron der Kirche ist das Heilige Kreuz; dies belegen zwei Schlusssteine im Deckengewölbe über dem Altar – eines zeigt das Kreuz und das andere das badische Wappen. Die Kirche ist ein bedeutendes Beispiel für die Architektur und Geschichte der Region und ein wertvolles kulturelles Erbe für die Gemeinde Grötzingen.

Das Kellergewölbe von Karlheinz Becker

Das Anwesen mit dem Kellergewölbe von Karl-Heinz Becker befindet sich in der Straße Im Oberviertel 2. Das Baujahr des Hauses soll nach seinen Angaben auf das 13. Jahrhundert zurück gehen. Seine Kellergewölbe ist besonders bemerkenswert, da es über 200 Steinzeichen enthalten soll,. die nach Angaben des Eigentmers aus drei Epochen stammen. Darunter sollen sich auch Zeichen befinden, die etwa2000 Jahre vor Christus entstanden sein sollen. Steinzeichen sind tatsächlich im Gewölbe eingeschlagen und stellen sicherlich ein einzigartiges historisches Zeugnis dar. Im vergangenen Jahr hat er eine Bodenplatte des Kellergewölbes geöffnet, unter sich nach seinen Angaben eine Gruft befunden haben soll. Am Denkmaltag hat er sein Kellergewölbe für interessierte geöffnet, das sich in einem der ältesten Häuser von Grötzingen befindet und sehr sehenswert ist.


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von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM
15.09.2025
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