Dies und das

Großer Andrang bei der Eröffnung der Ausstellung „Stationen“ von Hüseyin Altin

Etwa 150 Urbacherinnen und Urbacher sowie Kunstfreunde aus der ganzen Region kamen am vergangenen Samstagabend in das Johannes-Brenz-Gemeindehaus zur Eröffnung...
Joachim Wilke, der Vorsitzende des Urbacher Geschichtsvereins und Kurator der Ausstellung, führte in das künstlerische Schaffen von Hüseyin Altin ein
Joachim Wilke, der Vorsitzende des Urbacher Geschichtsvereins und Kurator der Ausstellung, führte in das künstlerische Schaffen von Hüseyin Altin ein

Etwa 150 Urbacherinnen und Urbacher sowie Kunstfreunde aus der ganzen Region kamen am vergangenen Samstagabend in das Johannes-Brenz-Gemeindehaus zur Eröffnung der Ausstellung „Stationen“ mit Werken des bekannten Urbacher Bildhauers Hüseyin Altin, der am selben Tag seinen 80. Geburtstag feierte. Entsprechend lang war die Schlange der Gratulanten, die den Künstler vor Beginn der Veranstaltung beglückwünschten.

Nach einer stimmungsvollen Einleitung durch Dieter Voral, der mit klassischer Gitarrenmusik den Abend eröffnete, begrüßte die 1. Stellvertretende Bürgermeisterin Ursula Jud in Vertretung der im Urlaub weilenden Martina Fehrlen die Gäste und gratulierte dem Jubilar im Namen der Gemeinde und des Gemeinderats. Sie betonte, dass die Ausstellung, die von der Gemeinde Urbach zusammen mit dem Geschichtsverein Urbach im Bürgerhaus „Museum am Widumhof“ veranstaltet wird, ein Zeichen der Wertschätzung und auch des Dankes an Hüseyin Altin sei. Sie sei auch ein weithin sichtbares Zeichen dafür, dass in Urbach Kunst und Kultur ein hoher Stellenwert eingeräumt werde. Im Folgenden erinnerte sie an die Herkunft Hüseyin Altins aus der türkischen Provinz und seinen langen und steinigen Weg, bis er in der „schwäbischen Provinz im Remstal“ und dann in Urbach, der Heimatgemeinde seiner Frau Sonja,Wurzeln schlug. Sie zitierte Hüseyin Altin mit dem Satz „Vielleicht hatte ich Erfolg, weil es für mich immer um alles ging“, der aus ihrer Sicht in konzentrierter und sehr treffender Form seinen Lebensweg und seine Entwicklung zum Künstler zusammenfasse. Ursula Jud dankte allen Beteiligten, die Anteil hatten am Zustandekommen der Ausstellung, dem Initiator Johannes Fuchs, dem Vorsitzenden des Geschichtsvereins Joachim Wilke für die Organisation der Ausstellung und die Erstellung des Katalogs, Achim Grockenberger und Petra Grockenberger sowie den Mitarbeitern des Bauhofs für ihre Unterstützung bei der Logistik und beim Catering sowie Birgit Kölz für das Grafikdesign des Katalogs und Peter Oppenländer für die Fotografien.

Als besonderes Highlight überreichte Ursula Jud dem Jubilar eine Geburtstagstorte, die von der Konditorei Schulze einem Kunstwerk aus weißem Marmor von der Hand Hüseyin Altins täuschend echt nachgebildet war.

Nach einem Zwischenspiel von Dieter Voral auf der Gitarre ergriff Joachim Wilke vom Geschichtsverein Urbach das Wort und hielt einen Einführungsvortrag zur Ausstellung. Er charakterisierte zunächst die Kunstwerke Hüseyin Altins als „eher still, zurückhaltend und ihrem Wesen nach spröde“, und dass sie darauf zu warten scheinen, dass man sich ihnen behutsam nähert. Auch dass die Werke von Altin nicht nur gesehen und gefühlt werden wollen, sondern uns zur Reflexion einladen, zur „denkenden Wahrnehmung“, wie Joachim Wilke es nannte. Die Werke seien Zeugnisse von Altins fortwährendem Streben, das Schöne mit dem Guten und dem Wahren in Einklang zu bringen. Und dass dies bedeute, dass die Arbeiten immer mehr seien als nur schön. Denn Hüseyin Altin wolle mit ihnen einen Beitrag leisten zur Erinnerung und zur Bewusstmachung, auch zur Mahnung manchmal. „Altins Werke sollen uns zum Denken anregen und wenn nötig, auch aufregen“ so Joachim Wilke.

Danach stellte er in einer Präsentation sechs ausgewählte Stationen aus der künstlerischen Entwicklung von Hüseyin Altin seit den 1970er-Jahren vor, um, wie er sagte, „ein paar Schritte hineinzuführen in die Welt der Kunstwerke von Altin und um den Appetit auf die Ausstellung anzuregen.“

Er erklärte, wie es dazu kam, dass sich Hüseyin Altin für den weißen Marmor als „sein Material“ entschied, und wie er Anfang der 1980er-Jahre als Stipendiat des Landes Baden-Württemberg in Paris zu seiner eigenen künstlerischen Sprache fand. Er ging ein auf die zahlreichen Skulpturen, die von Hüseyin Altin mit dem Titel „Intra Muros“ versehen wurden – eine Ausführung befindet sich am Rathaus in Urbach – und erklärte, dass Altin mit dieser Arbeit auch an Bauwerke wie die Berliner Mauer erinnere und ähnliche Zeugnisse der Aufteilung der Welt zum Zweck des Machterhalts, der Ausgrenzung und Diskriminierung. Dass Altins Skulptur darauf verweise, dass Mauern auch heute noch gebaut werden zur Teilung der Welt in „gut und böse“, „arm und reich“, „zivilisiert und barbarisch“, „gläubig und ungläubig“. Und dass dabei fast immer die Humanität, der Respekt oder auch die Liebe auf der Strecke bleiben. Anschließend erläuterte Wilke eines der „Tafelbilder“ in der Ausstellung mit dem Titel „Werdender Horizont“ und wie uns dieses Bild bewusst macht, wie groß der Betrag unserer „denkenden Wahrnehmung“ ist, die dazu führt, dass das Bild sprichwörtlich im Auge des Betrachters entstehe. Als fünfte Station ging Joachim Wilke dann auf die Werkgruppen „Illusion³“ und „Sein und Schein“ ein, die ab 1997 entstanden, und deren Thema die Raumwahrnehmung ist. Inspiriert vom Dom in Siena schuf Hüseyin Altin Werke, die unsere optische Wahrnehmung herausfordern, durch ein Wechselspiel zwischen realen Räumen und durch schwarze Linien in die Marmorblöcke „eingezeichnete“ Raumkonstellationen und die Frage aufwerfen: Wie wirklich ist das, was wir uns „ein-bilden“? Diese Skulpturen spielen, so Wilke, bewusst damit, die Grenzen zwischen unterschiedlichen Wirklichkeitsebenen, zwischen dem, was ist, und dem, was zu sein scheint, aufzulösen. Als letzte Station ging er auf ein Werk Altins mit dem Titel „Gedanken zwischen Himmel und Erde“ ein, das in der Ausstellung im Gewölbekeller des Museums am Widumhof einen herausgehobenen Platz einnimmt, und das dem Menschen als Kulturwesen – als Erfinder und Künstler – und als Gesellschaftswesen gewidmet ist, der seine Gedanken mit anderen Menschen teilen will, da sie nur dann wirklich Sinn für ihn ergeben.

Abschließend richtete Joachim Wilke seinen besonderen Dank an die Stiftung der Kreissparkasse Waiblingen, die durch eine großzügige finanzielle Zuwendung die Realisierung der Ausstellung und den Druck des Katalogs erst möglich gemacht hatte, und lud die Anwesenden ein, nach einem Ständerling im Garten den Johannes-Brenz-Hauses den „120 Meter langen Abendspaziergang“ zum Museum am Widumhof auf sich zu nehmen, um dort die 41 Werke Hüseyin Altins zu betrachten, und sich von ihnen inspirieren und anregen zu lassen. Eine Einladung, der die zahlreichen Besucher der Veranstaltung gerne folgten. Die letzten Besucher verließen die Ausstellung erst nach 21 Uhr.

Informationen zur Ausstellung „Stationen – Ausstellung zum Lebenswerk des Bildhauers Hüseyin Altin“

Ausstellungsort:

  • Bürgerhaus „Museum am Widumhof“, Mühlstraße 11, 73660 Urbach

Ausstellungsdauer:

  • 10. August bis 29. September

Öffnungszeiten:

  • Jeden Samstag und Sonntag von 14:00 bis 17:00 Uhr

Eintritt:

  • Der Eintritt ist frei.

Führungen:

  • Führungen für Gruppen ab fünf Personen können unter 0172 626 1866 oder geschichtsvereinurbach@gmail.com gebucht werden. Die Führungen sind kostenfrei.

Publikation:

  • Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen (38 Seiten und 30 Kunstkarten, dt., 15 Euro)
  • Erhältlich in der Ausstellung oder bei Geschichtsverein Urbach, c/o Joachim Wilke, Neumühleweg 23, 73660 Urbach oder über den Buchhandel
  • ISBN 978-3-00-079113-0

Kontakt:

  • Geschichtsverein Urbach, c/o Joachim Wilke, Neumühleweg 23, 73660 Urbach
  • Mobil: 0172 626 1866
  • E-Mail: geschichtsvereinurbach@gmail.com

Veranstalter:

  • Gemeinde Urbach und Geschichtsverein Urbach e. V.

Förderer:

  • Mit freundlicher Unterstützung der Stiftung der Kreissparkasse Waiblingen

Erscheinung
Urbacher Mitteilungen
NUSSBAUM+
Ausgabe 33/2024

Orte

Urbach

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Dies und das
Panorama
von Gemeinde Urbach
15.08.2024
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