Großes Städtepartnerschaftstreffen am Wochenende in Bad Liebenzell. 45 Freunde aus zwei Partnerstädten sind dazu angereist. Herrliches Wetter, beste Stimmung und ein reichhaltiges Programm erwarteten die Gäste.
Am Wochenende zu Christi Himmelfahrt feiern die Städtepartner von Bad Liebenzell traditionell in abwechselnder Form üblicherweise ihr Freundschaftstreffen. So auch wieder dieses Jahr. Aus Villaines la Juhel (Frankreich) reisten dazu 29 Gäste Donnerstag früh mit dem Bus an, welcher ab dem Stadteingang von der Freiwilligen Feuerwehr bis zum Bürgerzentrum freundschaftlich eskortiert wurde. Aus Lourinhā (Portugal) kamen weitere 15 Freunde nach Bad Liebenzell, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten anreisten.
Städtepartnerschaften sind ein Stück gelebtes Europa. Sie bilden Brücken zu europäischen Nachbarn und schaffen darüber hinaus ein wichtiges Beziehungsgeflecht zwischen den europäischen Staaten. Ein lebendiges und wichtiges Instrument. Immer mehr wird dieses Instrument aber auch von Sorge um ausreichenden Nachwuchs begleitet.
Seit 1992 unterhält Bad Liebenzell zu seinen Partnerstädten in Frankreich und seit 2019 zu Portugal eine enge Partnerschaftsverbindung. Alle Bildungs- und Freizeitangebote wie auch kulturellen und sonstigen Programme werden gemeinsam betrieben. Dadurch will man breitere Bevölkerungsgruppen erreichen, die im Alltag oftmals kaum oder gar keine Berührungspunkte mit dieser Form der Europapolitik haben.
Nach dem morgendlichen Empfang konnten die Gäste Donnerstag entweder an dem parallel stattgefundenen Fußballturnier des Velha Guarda Portugesa Vereins in Unterhaugstett teilnehmen oder den Nachmittag auch anderweitig mit ihren Gastfamilien verbringen. Alle auswärtigen Gäste konnten auch diesmal wieder privat untergebracht werden, was die Organisatoren besonders freute. Freitagvormittag ging es dann mit dem französischen Bus über Freudenstadt hinauf zum 900 Meter hoch gelegenen Nationalparkzentrum Ruhestein. In einer interaktiven Dauerausstellung nahm der Wald dort die Gäste mit auf eine ganz besondere Reise und erzählte vom Werden und Vergehen, von der Verflechtung von Bäumen, Pilzen und anderen Lebewesen, was die Gäste stark beeindruckte.
Welch hohen Stellenwert die Partnerschaften in den jeweiligen Stadtverwaltungen besitzen, erläuterten der stellvertretende Bürgermeister aus Bad Liebenzell, Sebastian Kopp wie auch seine beiden Amtskollegen Daniel Lenoir aus Villaines la Juhel und Joāo Duarte Carvalho aus Lourinhā am offiziellen Festabend, der diesmal nicht im Spiegelsaal von Bad Liebenzell, sondern im Dorfzentrum Monakam stattfand. Viele der Liebenzeller Gemeinde- und Ortschaftsräte verschiedener Fraktionen bekundeten durch ihre Anwesenheit an diesem Abend ihre persönliche Solidarität.
„An diesem Wochenende feiern wir mehr als nur ein Treffen. Wir feiern gelebte Partnerschaft, grenzüberschreitende Freundschaft und das, was Europa im Kern ausmacht: Offenheit, Begegnung und vor allem eine Kultur des Miteinanders.“ Mit diesen Worten begrüßte Kopp die rund 150 Gäste, Gastfamilien und Bürger in Monakam. Da Bürgermeister Roberto Chiari schon seit Längerem erkrankt ist, konnte er selbst an den Festivitäten nicht teilnehmen.
Solche Begegnungen geschehen nicht von selbst. Darin waren sich alle einig. Sie brauchen Menschen, die mit Herz dabei sind, sich engagieren, Ideen entwickeln und diese auch umsetzen, konstatierten die drei Ratsherrn. Sie begrüßten unisono das breite Engagement aller Akteure sowie deren Bemühungen für eine lebendige Städtepartnerschaft und ein friedliches Europa. In diesem Kontext lobten sie auch die gute Zusammenarbeit zwischen den jeweiligen Partnerschafts-Komitees untereinander und den Verantwortlichen in den betroffenen Verwaltungsbereichen.
Da die Bürgermeister aus Villaines la Juhel und Lourinhā bei den nächsten Bürgermeisterwahlen, welche in wenigen Monaten anstehen, nicht mehr zur Wiederwahl antreten, diente das Partnerschaftstreffen auch dazu, sich voneinander offiziell zu verabschieden. Entsprechende Danksagungen und Geschenkübergaben schlossen sich reihenweise an, was den Zeitrahmen zeitweise zu sprengen drohte.
Der Musikverein Beinberg spielte zur Auflockerung zwischendurch auf. Gleich zu Beginn spiele er auch die Europahymne. Ein besonders bewegender Moment, der die Gäste für wenige Minuten deutlich sichtbar zur inneren Einkehr bewegte.
Ein Dreigang-Menü, zubereitet und serviert von dem erst kürzlich gegründeten Förderverein „Monakam macht’s möglich e. V.“ begeisterte nach dem offiziellen Teil, dabei besonders auch der perfekt inszenierte Serviereinsatz der jugendlichen Vereinsmitglieder.
Günther Wallburg, seit 2012 Vorsitzender der Partnerschaftsvereinigung, hob in seiner Rede besonders den intensiv betriebenen Kulturdialog hervor. Internationale Jugendaustausch-Programme, Kultur- und Bildungsreisen sowie mehrfache Künstlerbegegnungen hätten viel Empathie und gegenseitigen Respekt eingebracht sowie alternative Sichtweisen der Partner maßgebend gefördert. Er überreichte den ausscheidenden Bürgermeistern im Namen der Vereinigung als Anerkennung zwei Acryl auf Leinwand gemalte Bilder von Brigitte Radermayr, welche anlässlich zweier Malwochen im Rahmen des Projekts „Kunst ohne Grenzen“ in der Bretagne und der Algarve vor Ort entstanden waren.
Klangstarke Auftritte der Liebenzeller Showtanzgruppe „Funny Taps“ in rhythmisch präzis gesetzter „Clogging“ Schrittfolge begeisterten das Publikum. Ebenso fulminant auch der Umzug der portugiesischen Marschgruppe „Marchas Encontro na Berlenga“ in farbenprächtigen Kostümen. Die selbstgenähten Trachten und Accessoires repräsentierten dabei die Sehenswürdigkeiten der portugiesischen Stadt „Braga“. Spontane Beifallsbekundungen begleiteten immer wieder zwischendurch die einzigartigen künstlerischen Einlagen. DJ ED Master lud abschließend dann noch mit ausgewählten länderspezifischen Rhythmen die ganz Unermüdlichen bis spät in den Abend auf die Tanzfläche.
Samstag stand eine Tagesausfahrt in die Pfalz mit Stadtführung in der ehemals elsässischen Reichsstadt Landau, einer Besichtigung des Deutschen Weintors und ein geführter Rundgang auf dem 1. Deutschen Weinlehrpfad mit ausgiebigem Winzerausschank in der Sonnenberghütte und abschließendem Abendessen in Schweigen-Rechtenbach auf dem Programm. Stefanie Haupt, aktives Mitglied im Partnerschafts-Komitee und vor Ort geboren, organisierte zusammen mit ihrem Ehemann Georg diesen einzigartigen Tag.
Sonntag früh hieß es dann für alle: zurück in die Heimat. Viel Sympathie, Lob und Anerkennung wurde dem gesamten Organisationsteam und allen Akteuren von den abfahrenden Gästen entgegengebracht. Man habe wieder einmal unvergessliche Tage in Bad Liebenzell erleben dürfen, so der Tenor. Das Städtepartnerschaftstreffen wurde diesmal auch vom Staatsministerium BW finanziell gefördert.
In diesem Jahr steht noch ein Jugendaustausch im August in Villaines la Juhel auf dem Plan.
Autor: Günther Wallburg