Auszug aus dem Grußwort zum 26. Billeder Heimattag am 07.06.2025 in der Badnerlandhalle Neureut
Liebe Gäste, liebe Mitglieder*innen der Billeder Heimatgemeinschaft,
es ist mir eine große Freude und Ehre, Sie alle heute hier in der Badnerlandhalle zum 26. Billeder Heimattag willkommen zu heißen.
Karlsruhe-Neureut ist stolz darauf, erneut Gastgeber für dieses bedeutende Treffen der Billeder Gemeinschaft zu sein. Ihr Zusammenkommen ist nicht nur ein Fest der Erinnerung, sondern auch ein lebendiger Ausdruck von Zusammenhalt, Identität und gelebter Kultur.
Als Herr Gilde vor einigen Wochen auf mich zukam und mir das Billeder Heimatblatt 2024 überbrachte, lauschte ich sehr aufmerksam seinen Geschichten. In einer stillen Minute hatte ich Zeit, mich dem Bildband 2024 zu widmen. Wissen Sie, es ist erschreckend zu sehen, wie Menschen vertrieben und deportiert werden, wie man ihnen Hab und Gut nimmt und sie mehrfach neu anfangen müssen. Emotional sehr beeindruckend fand ich das Bild auf Seite 44, das Johann Pierre vor einer notdürftigen Hütte auf freiem Feld zeigt. Mit wie wenig Mittel und doch durch starken Zusammenhalt neue Heimaten geschaffen werden können, zeigt mir Ihre Geschichte sehr deutlich.
Denn die Geschichte der Billeder ist ein beeindruckendes Kapitel der europäischen Migrations- und Siedlungsgeschichte. Im Jahr 1765, während des "Großen Schwabenzugs" unter Kaiserin Maria Theresia, wurden 252 deutsche Familien in der Banater Heide angesiedelt. Billed wurde als Musterdorf geplant, mit einer schachbrettartigen Struktur, einer Kirche und einer Schule – ein Symbol für Ordnung, Fleiß und Gemeinschaftssinn.
Doch die Geschichte war nicht immer einfach. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebten viele Billeder Vertreibung, Deportation und Verlust. Viele fanden in Deutschland, insbesondere hier in Karlsruhe, eine neue Heimat. Trotz aller Herausforderungen haben Sie Ihre Traditionen, Ihre Sprache und Ihren Gemeinschaftssinn bewahrt und an die nächsten Generationen weitergegeben.
Der heutige Heimattag ist ein lebendiges Zeugnis dieser Kontinuität und zeigt eindrucksvoll, wie man Brücken zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlagen kann. Ihr Treffen ist Ausdruck einer lebendigen Gemeinschaft, die ihre Wurzeln kennt und zugleich offen in die Zukunft blickt.
Ich möchte allen danken, die diesen Tag möglich gemacht haben – den Organisatoren, den Helfern, den Musikern und allen, die mit Herzblut dabei sind. Ihr Engagement ist ein wertvoller Beitrag zum kulturellen Leben in unserer Stadt.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen unvergesslichen Heimattag, erfüllt von Begegnungen, Erinnerungen und der Freude am Zusammensein.
Herzlichen Dank.
Thomas Jäger
Ortsvorsteher von Neureut