Montag, 09.06.2025, 18:00 Uhr (deutsch)
Cinema, An der Donauhalle 5, zeigt:
The Brutalist
USA, UK, CAN 2024, 214 Minuten (mit Pause)
OmU (englisch, ungarisch, italienisch) | FSK: ab 16
Regie: Brady Corbet
Buch: Brady Corbet, Mona Fastvold
Kamera: Lol Crawley
Schnitt: Dávid Jancsó
Musik: Daniel Blumberg
Produktion: Brady Corbet, Nick Gordon, Andrew Lauren, Andrew Morrison, Brian Young
DarstellerInnen: Adrien Brody, Felicity Jones, Guy Pearce
Festivals & Preise:
Venedig 2024: Silberner Löwe (Beste Regie)
Oscars 2025: Bester Darsteller, Beste Musik sowie 8 weitere Nominierungen
Golden Globes 2025: Bester Film, Bester Darsteller, Beste Regie
sowie 130 weitere internationale Filmpreise
Ein Film, welcher vordergründig vom Bau eines gigantischen Beton-Mausoleums handelt, könnte, bei oberflächlicher Betrachtung, auch ebenso wirken. Hermetisch, kalt, roh und unzugänglich. Vor allem aber – grau. Doch The Brutalist ist nichts von alledem. Ein Film, welcher aus der Zeit gefallen zu sein scheint – die Handlung ist im Wesentlichen in den Jahren 1947 - 1960 angesiedelt, und so wirkt The Brutalist auch wie ein Film aus jener Epoche. Allzumal visuell, denn gedreht wurde mit zeitgenössischen Kameras, teils auf 16 mm, vor allem aber auf 35 mm Analogfilm im VistaVision-Format, einem speziellen Filmformat, welches letztmals 1963 bei einem Kinofilm zum Einsatz kam. Für den Epilog, welcher 1980 spielt, wurde hingegen eine damalige Videokamera verwendet. Technische Finessen – vielleicht – doch angesichts des Titels – ein Fingerzeig.
Die über dreistündige Geschichte des Holocaust-Überlebenden László Tóth, der mittellos in den USA ankommt, wo es ihm trotz aller Widrigkeiten gelingt, seine Karriere als Architekt, die er im Vorkriegs-Budapest begonnen hatte, wiederaufzunehmen, erinnert auch dramaturgisch eher an Filme aus den 1950er Jahren. Etwa an Orson Welles, King Vidor oder Elia Kazan. Brady Corbet, der Regisseur und Autor von The Brutalist hingegen, ist 1988 geboren.
Ein ganzes Bündel von Themen vereinigen sich hier in einem Film. Geld und – natürlich – Kunst. Aber auch Fragen von Macht und Nemesis am Verhältnis von Tóth zu seinem Mentor Van Buren, bzw. seinem Konkurrenten Simpson. Letzten Endes ist es so auch ein Film über das Gespenst des Faschismus, welcher – in Europa besiegt, im Amerika des Kalten Krieges sich als unsichtbares Geschwür weiter verbreitet.
Doch natürlich können derartig oberflächliche Betrachtungen einem monumentalen Film wie diesem schwerlich gerecht werden. Viel zu dicht ist das Netz aus Anspielungen, Querverweisen und Reminiszenzen, als dass ihm ein Text in dem hier gebotenen Umfang jemals gerecht werden könnte. Alles Weitere liegt im Auge des Betrachters.
(Richard Hehn)