Deutschland 2023, 83 Minuten
OmU (englisch, spanisch, portugiesisch) | FSK: ab 12
Regie: Ole Elfenkaemper, Kathrin Seward
Drehbuch: Ole Elfenkaemper, Kathrin Seward
Bildgestaltung: Ole Elfenkaemper
Musik: Arina Popova, Yuri Poisik
Montage: Ole Elfenkaemper
Produktion: Walnut & Schultz Productions
Mitwirkende: Marty Rosenbluth, Alondra u.a.
Der Dokumentarfilm führt uns nach Lumpkin im US-Bundesstaat Georgia. In einem Wald versteckt befindet sich dort eines der größten Abschiebegefängnisse der USA – das „Stewart Detention Center“. Gut 1000 Menschen saßen dort 2022 ein, von der Abschiebung bedroht (in allen Abschiebegefängnissen der USA waren es knapp 33.000). In vielen Fällen nicht, weil sie sich schwerer Straftaten schuldig gemacht haben, sondern z. B. eine Ampel bei Rot überfahren haben, von der Polizei erwischt wurden und beim Datenabgleich dann herauskam, dass sie illegal ins Land eingewandert sind, oft mit Ehefrau und Kindern. Federführend ist dabei die ICE (Immigration and Customs Enforcement), eine Behörde, die nach den Terroranschlägen von 2001 eingerichtet wurde.
Das „Stewart Detention Center“ ist eine private Haftanstalt. Die Betreibergesellschaft hat in einer strukturschwachen ländlichen Gegend Arbeitsplätze für Wachpersonal geschaffen und erwirtschaftet hohe Gewinne. Das Gefängnis liegt im Niemandsland, die nächsten Rechtsanwälte sind meilenweit entfernt. Viele Inhaftierte haben deshalb keinen Anwalt, und manche Anwälte, so schildert es einer der Betroffenen im Film, kassieren auch Vorschuss von ihren Mandaten und unternehmen dann nichts.
Anders Marty Rosenbluth, der Protagonist des Films. Der heute 65-jährige Bürgerrechtsanwalt hat seine Kanzlei nach Lumpkin verlegt und die Vertretung von Häftlingen im "Stewart Detention Center“ zu seiner Lebensaufgabe gemacht. Mit zwei Hunden, zwei Eseln und Hühnern lebt er in einem kleinen Haus und führt von dort aus den Kampf für mehr Gerechtigkeit und faire Asylverfahren in einem auf Willkür angelegten System. Bei Anhörungen der Inhaftierten wird gegen die gesetzlichen formalen Regelungen verstoßen, Gerichtsentscheide sind oft nicht nachvollziehbar. Der Film zeigt auch (hispanische) Mütter mit Kindern, deren Männer im Gefängnis einsitzen, und macht deutlich, was die Trennung und drohende Abschiebung für die Familien bedeutet. Einer der Männer äußert Suizidabsichten. In der Tat sind seit 2008 zehn Menschen im „Stewart Detention Center“ gestorben.
(Klaus Peter Karger)
Dieser Film wird am 04.06.2025 ebenfalls im guckloch Kino in Villingen gezeigt.