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Gut erzogen - unerzogen?

Seit Jahren fahren wir mit unseren drei Hunden nach Istrien in Urlaub. Auf der Suche nach Ferienhäusern las ich sehr oft den Satz „gut erzogene Hunde...
Foto: Privat

Seit Jahren fahren wir mit unseren drei Hunden nach Istrien in Urlaub. Auf der Suche nach Ferienhäusern las ich sehr oft den Satz „gut erzogene Hunde erlaubt“! Was bitte darf ein Hund nicht machen, damit keiner denkt, er hat keine Erziehung?

Über diesen Satz habe ich lange nachgedacht und einen schönen Text von Eva Windisch gefunden.

„Das ist aber ein gut erzogener Hund!“, oder „Ein unerzogener Hund kam auf uns zugerannt!“
Was bedeutet eigentlich „gut erzogen“ bzw. „unerzogen“?
Bedeutet unerzogen, dass Hunde ohne unsere menschliche „Erziehung“ und ohne unser Zutun asoziale Wesen sind? Dass Hunde von Natur aus schlecht sind, dass normales Hundeverhalten per se etwas Negatives ist?

Wenn man sich auf wissenschaftlicher Ebene mit dem Sozialverhalten von Hunden und/oder Wölfen befasst, wird man unweigerlich feststellen, dass deren Sozialverhalten das Unsrige um einiges übertrifft. Hunde und Wölfe sind eine freundliche Spezies. Sie gehen Konflikten aus dem Weg, soweit es möglich ist, und wollen einfach ein gechilltes Leben.

Wir Menschen doch eigentlich auch.

In den Augen der meisten Menschen ist ein gut erzogener Hund ein Hund, der gelernt hat, Körperpositionen auf Befehl einzunehmen. Und der nicht bellt. Und der gut rückrufbar ist.
Ein angeblich schlecht erzogener Hund ist ein Hund, der bellt, der nicht kommt, wenn man ihn ruft, der aus Eigeninitiative auch mal Spaß hat.

Es sind aber nicht die schlecht erzogenen Hunde, die bellen, sondern es sind Hunde, die leicht erregbar sind, die unsicher sind, die gestresst sind, die negative Erfahrungen gemacht haben bei genau diesen Situationen, in denen sie jetzt bellen. Und wer so einen Hund hat, der weiß, wie schwer es ist, ihn zu beruhigen, ihm Sicherheit zu geben. Das hat nichts mit Erziehung zu tun, sondern mit unendlich viel Liebe, Geduld und Einfühlungsvermögen.

Der offensichtlich „gut erzogene“ Hund ist in der Regel ein eher gelassener und souveräner Zeitgenosse. Er hat es einfach nicht nötig, ständig um Hilfe zu rufen, also zu bellen. Er lässt sich auch im Freilauf durch nichts aus der Ruhe bringen und kommt daher zuverlässig, wenn man ihn ruft.

Schließen Sie bitte keine Rückschlüsse auf die Erziehung, wenn Sie einem bellenden Hund begegnen oder sehen, wie ein Halter versucht, seinen Hund zurückzurufen. Dass der Rückruf zu 100% klappt, ist utopisch, und je größer die Ablenkung ist, desto schwieriger wird es.

Und rennt ein unangeleinter Hund auf Sie zu, dann liegt es meist nicht am „ungezogenen“ Hund, sondern daran, dass sein Halter ihn gar nicht ruft, bzw. sichert, weil er die Notwendigkeit nicht erkennt. Also ein unerzogener Hundehalter.

Also lieber Leser, bevor sie einen Hund bewerten, den sie treffen, überlegen Sie sich vorab, ob sein Verhalten nicht einen triftigen Grund hat, anstatt ihn in erzogen und unerzogen einzukategorisieren. Es ist ein lebendes und fühlendes Wesen, genau wie Sie. Mit den gleichen Emotionen, Empfindungen und Gefühlen wie Sie.

In diesem Sinne ist jeder Hund anders, sie normen zu wollen, ist nicht möglich.

Eva Windisch


www.mithundensein.de

Wir und unsere Hunde haben den Urlaub sehr genossen, bei sehr tierlieben Vermietern, wo Hund einfach Hund sein darf.

Falls euer Urlaub noch bevorsteht, wünschen wir euch eine schöne Zeit und allen ein schönes Pfingstwochenende.

Und nicht vergessen … am 07.06. Flohmarkt in der Bahnhofstr. 21 in Hemmingen!!!

Euer Tierschutzverein Snoopy e.V

Foto: Tierschutzverein Snoopy
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Ausgabe 23/2025
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