Am Mittwoch, den 20. August, öffnete die Kleiderkammer Pfinztal nach der Sommerpause wieder ihre Türen in Kleinsteinbach. Trotz des Termins unter der Woche kamen 55 Besucherinnen und Besucher. Begrüßt wurden sie vom Team der Ehrenamtlichen der Flüchtlingshilfe Pfinztal, das sich freute, wieder gebraucht zu werden.
Derzeit hat die Kleiderkammer über 1000 registrierte Kundinnen und Kunden. Immer mehr Gäste kommen von außerhalb Pfinztals – von Karlsruhe bis Malsch, Remchingen und Pforzheim. Jeder bringt seine eigene Geschichte mit: Geflüchtet vor Krieg, auf der Suche nach Sicherheit für die Kinder, nach einem besseren Leben – oder für manche schlicht nach dem Überleben. Für viele Menschen in Pfinztal und darüber hinaus – Migrant:innen wie Deutsche – bleibt der Bedarf an Grundlegendem wie Kleidung oder Hausrat weiterhin groß.
„Was als reine Flüchtlingshilfe begann, ist heute viel breiter. Wir unterstützen alle bedürftigen Menschen in Pfinztal oder diejenigen, die vorübergehend in einer schwierigen Situation sind“, sagt Dagmar Elsenbusch, Sprecherin der Organisation.
Dank der vielen SpenderInnen und regelmäßigen Spenden ist das Angebot breit gefächert: „Nach der Sommerpause sind wir voll – unsere Spenderinnen und Spender bringen sehr viele Sachen, und dafür sind wir äußerst dankbar.“ „Schade nur, wenn Spenden außerhalb der Öffnungszeiten vor der Tür landen – sie könnten verloren gehen oder beschädigt werden“, kommentiert Angelika Konstandin, aktives Mitglied des ehrenamtlichen Teams.
Die Ehrenamtlichen der Kleiderkammer sind Menschen jeden Alters und unterschiedlichster Herkunft. Sie alle verbindet der Wunsch, ihre Zeit und Energie einzubringen, um anderen zu helfen und so die Gemeinschaft aktiv zu bereichern.
Claudia Krink ist seit den Anfängen in der Flüchtlingshilfe Pfinztal aktiv. Kreativ, empathisch und engagiert beschreibt sie ihr Ehrenamt so: „Diese Arbeit gibt mir viel zurück. Sie lässt mich dankbarer und demütiger auf unser Leben blicken. Ich versuche, den Menschen offen zu begegnen und ihnen das Wichtigste zu geben: Zeit, Freundschaft, Verständnis, Normalität, Menschlichkeit. Ich kann die Welt nicht verändern, aber für einige Menschen kann ich sie ein Stück besser machen.“
Seit zwei Jahren engagiert sich Iris Modery in der Kleiderkammer Pfinztal. Schon lange hatte sie sich vorgenommen, nach ihrer aktiven Familienzeit ein Ehrenamt zu übernehmen – durch eine Nachbarin fand sie schließlich den Weg in die Kleiderkammer. „Es ist eine große Genugtuung, zu sehen, wie Menschen glücklich sind, wenn sie etwas erhalten und dankbar reagieren“, sagt sie. Besonders schätzt sie den Kontakt zu unterschiedlichen Kulturen: „Schon als Kind habe ich mich dafür interessiert – hier kann ich sie kennenlernen“.
Das Team der Flüchtlingshilfe Pfinztal ist in den letzten Jahren ebenfalls gewachsen und umfasst inzwischen nicht nur Deutsche, sondern auch Afghanen, Kurden, Türken und Ukrainer.
Abida Sedeki, 19 Jahre alt, aus Afghanistan, lebt in Söllingen und hilft seit eineinhalb Jahren in der Kleiderkammer. Anfangs wollte sie vor allem ihr Deutsch verbessern, heute freut sie sich, dass daraus weit mehr geworden ist als ein Sprachclub.
Olena Melnyk aus Kiew kam vor 15 Monaten mit ihrem Mann nach Pfinztal. Seit fast einem Jahr engagiert sie sich ehrenamtlich: „Zunächst kam ich als Gast und brauchte Dinge des täglichen Bedarfs. Jetzt freue ich mich, anderen helfen zu können.“ Gemeinsam mit einer weiteren ukrainischen Kollegin organisiert Olena Hilfen für die Ukraine: Ein Teil der gespendeten Kleidung geht direkt an ukrainische Kinderheime und Krankenhäuser.
Die Familie von Darya Demchenko floh 2023 aus Odessa nach Pfinztal, vor allem aus Sorge um ihre Kinder. In Pfinztal fühlen sie sich sicher, gut unterstützt und integrieren sich Schritt für Schritt. Seit Anfang 2025 engagiert sich Darya ehrenamtlich in der Kleiderkammer, nachdem sie zuvor selbst einige Zeit als Gast dort war. Besonders begeistert sie die nachhaltige Tradition, Kleidung zu spenden und damit direkt anderen zu helfen, anstatt sie einfach zu recyceln. Stolz betont sie: „Es tut gut, gebraucht zu werden. Ich liebe es, Teil der Pfinztaler Gemeinschaft zu sein und Menschen zu helfen, die Ähnliches erlebt haben wie wir. Denn es ist die Zeit zu werfen und die Zeit zu sammeln – jetzt bringe ich meinen Beitrag ein.“
Mit Beginn der neuen Saison öffnet die Kleiderkammer Pfinztal zu den gewohnten Zeiten: mittwochs von 18:00 bis 19:30 Uhr sowie samstags von 11:00 bis 13:00 Uhr. Eine Verlängerung der Öffnungszeiten am Mittwoch wird derzeit geprüft. Aktuelle Informationen veröffentlicht die Flüchtlingshilfe Pfinztal auf ihrer Facebook-Seite.
Der Artikel wurde von Victoria Makarova verfasst, die vor 3 Jahren aus der Ukraine geflüchtet ist und jetzt in Berghausen lebt.