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Barocker Zauber

Händelfestspiele in Karlsruhe 2025

Die 47. Händel-Festspiele Karlsruhe laufen bereits. Im Fokus steht 2025 vor allem die Oper "Rinaldo".
Vor der Probe zu Händels Oper RINALDO: Einführung und Gespräch mit Dramaturgin Natalie Widmer, Hinrich Horstkotte (Regie, Bühne & Kostüme) und mit Rinaldo Alessandrini (musikalischer Leiter).
Vor der Probe zu Händels Oper RINALDO: Einführung und Gespräch mit Dramaturgin Natalie Widmer, Hinrich Horstkotte (Regie, Bühne & Kostüme) und mit Rinaldo Alessandrini (musikalischer Leiter).Foto: sh

Immer wieder im Februar passiert es - Karlsruhe befindet sich im Händel-Festspielfieber. Bis 7. März finden im Badischen Staatstheater Karlsruhe und weiteren Karlsruher Veranstaltungsorten noch die 47. Internationalen Händel-Festspiele statt. Von diesen berichte ich euch heute.

Die Deutschen Händel-Solisten wurden 1985 aus Anlass des Europäischen Jahres der Musik und des 300. Geburtstages von Georg Friedrich Händel für die vom Badischen Staatstheater Karlsruhe gegründeten Internationalen Händel-Festspiele ins Leben gerufen. Dies, weil die Verantwortlichen die Rezeption der Werke Händels sowie seiner Zeitgenossen mit dem damals verwendeten Instrumentarium und der Aufführungsbedingungen des frühen 18. Jahrhunderts unterstützen wollten.

Das Orchester – die deutschen Händel-Solisten

Das Orchester setzt sich jeweils mit Spezialkräften aus der europäischen Musikszene zusammen, die selbst in Spitzenensembles spielen oder in Musikhochschulen unterrichten. Weiterhin entstanden bei den Festspielen neben den Produktionen des Badischen Staatstheaters mit den Aufführungen der Deutschen Händel-Solisten auch CD-Einspielungen mit bedeutenden Dirigenten für Alte Musik und damit eine außergewöhnliche Rezeption barocker Werke. 2025 feiern die Deutschen Händel-Solisten ihr 40-jähriges Bestehen.

Das Programm der Händel-Festspiele

Das Programm der Händel-Festspiele umfasst u. a. Konzerte in verschiedenen Locations, ein Symposium, Vorträge, ein Ökumenischer Festgottesdienst, sogar ein Spielfilm „Finarelli, der Kastrat“ (Thema: Counter-Tenöre in der Geschichte), das „Dramma per musica: Siroe, Re di Persia“ und die Oper RINALDO, eine Opera serio in drei Akten. Mit der Zauberoper RINALDO legte Händel 1711 mit seiner Uraufführung den Grundstein für seine unvergleichbare Londoner Opernkarriere.

Im Gespräch vor der Generalprobe erklärten Hinrich Horstkotte (Regie, Bühne & Kostüme), Rinaldo Alessandrini (musikalische Leitung) und Moderatorin Natalie Widmer (Dramaturgie), dass Händel keine revolutionären Gedanken mit seinen Werken in seiner Zeitqualität beabsichtigte. Vielmehr wollte er einfach dem Geschmack des Publikums entsprechen. Eine Revolution hat sich ein Jahrhundert zuvor abgespielt; das Publikum forderte jetzt seine Vorstellungen für die Umsetzung ein. Innerhalb von zwei Wochen hatte Händel die Oper RINALDO fertig geschrieben; fügte dabei aber auch bereits geschriebene Partituren ein. Zu seiner Zeit waren Zauberfiguren beliebt, dazu eindrucksvolle Landschaften, wie Monster-Berge, fliegende Drachen, Wassergewalten und sonstige Monster; die Zuschauer sollten von seiner Zauberoper eben verzaubert werden. Einige tausend Vögel zwitscherten bei der Premiere in Käfigen beim ersten Akt; einige davon schafften es dabei, sich aus ihren Käfigen zu befreien und flogen munter während der ganzen Vorstellung zwitschernd im Theater herum.

Änderungen an der Oper

Diese Arie „Angeletti“ im ersten Akt der Oper wird heute von Vogelstimmen-Pfeifen, auch von Blockflöten mit Vogelstimmen begleitet. Unter den 8 verschiedenen Vogelstimmen befinden sich u. a. Bachstelze, Amseln und viele weitere. 1731 hatte Händel nach 20 Jahren nochmals Änderungen an dieser Oper vorgenommen. In Abhängigkeit zu den Umständen war es damals nicht ungewöhnlich, die Oper wieder zu ändern. So kam es vor, dass Komponisten jener Zeit für bestimmte Sänger*innen geschrieben und bei Veränderungen die Oper angepasst haben.

Die Handlung der Oper RINALDO

Die Oper bietet alles, was eine barocke Oper ausmacht; zwar für britische Ohren damals zunächst ungewohnt, stieß die neuartige italienische Musik dennoch auf Begeisterung, und zwar mit den Themen Liebe, Wut und Leidenschaft. Die zum Libretto geformte Episode aus Torquato Tassos dereinst populärem Epos Gerusalemme liberata aus dem Jahr 1575 erzählt von dem jungen Kreuzritter Rinaldo, der viel lieber seine geliebte Almirena heiraten würde, als zu kämpfen, muss aber erst die magischen Künste der – ihrerseits in ihn verliebten – Zauberin Armida überwinden, um sein Glück zu finden.

Als historischen Hintergrund von Händels Oper RINALDO steht die Eroberung Jerusalems im Zuge des Ersten Kreuzzugs Ende des 11. Jahrhunderts unter Gottfried von Bouillon. Dies - so schreibt das Programmheft, „war der Ausgangspunkt eines verheerenden Konfliktes, der sich bis heute als unlösbar zeigt“. Bis dahin gab es eine weitgehend friedliche Koexistenz verschiedener Religionen – ein hochaktuelles Thema.

Barocker Zauber

Das Festival-Programm des Badischen Staatstheaters vereint nach eigenen Worten „die Stars von morgen mit den „Big Names“ der Barock-Szene, denn sie eröffnen zwei Wochen lang eine Welt voll barocken Zauber und machen Karlsruhe zu einem Treffpunkt der nationalen Musikszene“. Dabei ist ihm die Zusammenarbeit mit der Karlsruher Händel-Gesellschaft wichtig und baut auch die Kooperation mit der Internationalen Händel-Akademie aus.

Diese selten gespielte Fassung der späteren RINALDO-Version mit der jetzigen Aufführung während der aktuellen Händel-Festspiele machten nun Rinaldo Alessandrini und Hinrich Horstkotte als bewährtes Team zu einem veritablen barocken Bühnenspektakel, das absolute Hochachtung verdient. (sh)

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Wochenjournal Durlach
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Ausgabe 09/2025

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28.02.2025
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