Spontanität, hintersinniger Humor und pointierte Spitzen ...Wenn Harald Schmidt und Bernd Gnann aufeinandertreffen, ist beste Unterhaltung garantiert. So wie am Donnerstag im bis auf den letzten Platz besetzten Bürgerzentrum Bruchsal, wo die beiden Schauspielkollegen frei von der Leber weg schwätzten. Ohne Skript, dafür mit viel Wortwitz.
Dass die inzwischen 68-jährige, in Neu-Ulm geborene, Fernsehlegende Harald Schmidt, wie auch Bernd Gnann, aus dem Schwabenland stammt, hört man seiner Sprechweise (die manchmal jedoch auch ein paar Worte verschluckt) überhaupt nicht an. Bernd Gnann (52), Schauspieler, Kabarettist, Moderator und Geschäftsführer des Kammertheaters Karlsruhe schwäbelt dagegen mit hörbarem Vergnügen, geht eingangs durch die ersten Reihen und sorgt im Publikum für Lacher. Vorbereitet hatten die beiden Spaßmacher angeblich nichts. Zwei Stühle, ein Tisch sowie den virtuosen Akkordeonspieler Ernst Kies alias Igor aus Kasachstan an der Seite. Das reichte für über zwei Stunden beste Unterhaltung, die am Ende mit Standing Ovations der Gästeschar endete.
Schmidt habe angeblich gar nicht gewusst, wohin die Reise dieses Mal gehe. „Der Bernd fährt mich mit seinem Lieferwagen vor die Halle – und schon gehts's los!“ Die Idee zu einem solchen gemeinsamen Abend sei angeblich vor vielen Jahren beim Treffen auf der Trauerfeier für den Leiter der Schauspielschule, an der beide studierten, entstanden. Nun wurde erinnerungsselig geschwätzt, wobei der gut gelaunte, oft süffisant lächelnde, Schmidt den ersten Programmteil auch solo bestreiten konnte, zumal er sich äußerst geschickt darin zeigte, Gnann die Gesprächsführung abzunehmen, weil ihm spontan etwas Lustiges zu einem völlig anderen Thema eingefallen war.
Natürlich bekamen vor allem die bekannten Politgrößen und üblichen Verdächtigen ihr Fett weg und neben Trump oder Merz wurde auch die Baerbock – zuständig für Rolltreppe und Telefon - zur Zielscheibe seines Spotts. Seine Erkenntnis: „Es lohnt sich gar nicht, eine Wahl zu gewinnen. Schöner zweiter Sieger zu werden ist viel entspannter“. Franz Müntefering hingegen soll gesagt haben: “Opposition ist Mist“. Als Beobachter menschlicher Eigen- und Unarten ist Harald Schmidt schwer zu übertreffen und sorgt für Schenkelklopfer im Auditorium. Zum Beispiel als er mit seiner Frau über das Thema Gesundheit diskutiert. „Wenn der deutsche Mann gesunder leben, nicht rauchen und trinken, sondern Sport machen würde, könnte er im Schnitt 12,5 Jahre länger leben“, hatte er gehört. Darauf seine Gattin: „Um Gottes Willen“. Als brillante Lästerzunge schoss Schmidt etliche Pointen in Richtung Armin Laschet, Bärbel Bas, Cem Özdemir oder Malu Dreyer und wacht auch mal nächtens schweißgebadet auf, nachdem er im Traum „Komm zurück Saskia Esken“ geschrien hatte. Ebenso beim Witz mit der Cordhose, wobei er mit der Pointe startet und sich rückwärts vorarbeitet. Ein Mann soll im Rahmen einer Untersuchung beim Arzt Urin, eine Stuhlprobe und Sperma abgeben. Daraufhin seine bessere Hälfe: „Da kannst du ja gleich deine Cordhose vorbeibringen!“. Zum Kugeln!
Und Bernd Gnann, der Theatermann? Geprägt durch die Kindheit auf einem Bauernhof in der Nähe von Ravensburg, mit einer großen Landwirtsfamilie und sieben Geschwistern, kann Gnann, der an diesem Abend sein schauspielerisches Talent zeigt, diesem Umstand viel Unterhaltsames abgewinnen. Zum Beispiel das wunderbare Heinz Erhardt-Gedicht von der Made oder das Lied vom Schüttstein auf Schwäbisch mit der rasant vorgetragenen Melodie des russischen Volksliedes „Kalinka“. Da kommt Stimmung in den Saal. Diese wird noch getoppt, als Gnann im schwarzen Kleid als Mireille Mathieu angerauscht kommt und in einmaliger Weise „Santa Maria“ performt. Sensationell.
Schmidt hatte zuvor noch für Lachsalven gesorgt, als er einen Schnarcher mit obstruktiver Schlafapnoe nachahmte. „Wenn er heute Nacht wieder sägt, drücke ich ihm ein Kissen auf's Gesicht“, will er schon mal gehört haben. Das zustimmende Nicken der Frauenwelt im weiten Rund verriet, dass dies alle Besucher nachvollziehen konnten. „Im Schlaflabor sind nur die echten Männer“ behauptete Harald Schmidt - „und auf der Autobahn“. Seine liebste TV-Serie in diesem Segment? „Tracker-Babes“. Noch Fragen? Die zwei Stunden waren wie im Flug vergangen und BTMV-Geschäftsführer Frank Kowalski bedankte sich bei den Künstlern mit einem Weinpräsent für einen besonderen, launigen Abend. Chapeau!