Zwei Attacken in Bruchsal, mehrere neu entdeckte Nester: Harald Wiedemann, Hornissenfachberater und Profi-Nestentferner, hat alle Hände voll zu tun, um die Asiatische Hornisse in Schach zu halten.
Besonders schlimm traf es jetzt ein Bruchsaler Ehepaar im Garten seines Wohnhauses. Asiatische Hornissen hatten sich unbemerkt in einen verlassenen Bienenkasten eingenistet. Dann fühlten sich die Tiere gestört und stachen zu. „Es war wie ein Überfall“, erzählt der Mann. In kürzester Zeit hatte er rund 20 Stiche an Hand, Arm, Schulter, Gesicht. Seine Frau versuchte zu helfen – und wurde ebenfalls gestochen. Der Tag endete für ihn im Krankenhaus, denn das Gift der Asiatischen Hornisse ist gefährlicher als das der heimischen europäischen Art. Dazu sind die Stiche extrem schmerzhaft: Der Stachel der eingewanderten Art ist gut sechs Millimeter lang und damit doppelt so groß wie der europäischer Hornissen.
„Die Tiere sind deutlich aggressiver, hartnäckiger“, erklärt Harald Wiedemann, der das Nest im Garten der Eheleute beseitigt. Er saugt so viele Hornissen wie möglich ab. Tiere, die noch im Nest sitzen, werden mit CO2 betäubt. Dann kann er das Nest gefahrlos abnehmen, verpacken und zur Verbrennung mitnehmen.
Bei den beiden Nestern in Bruchsal handelt es sich um sogenannte Gründungsnester. Sie sind noch relativ klein (Ballgröße) und befinden sich in Bodennähe. Erst später fangen manche der Asiatischen Hornissen an, sogenannte Filialnester hoch oben in Bäumen zu bauen. Dann wird für die Entfernung meist ein Hubsteiger gebraucht. Und natürlich immer: Perfekt sitzende Schutzkleidung.
Doch gerade der Nestbau am Boden ist inzwischen für viele Menschen zum Problem geworden: Die Tiere nisten in Gärten, an Garagen, in Büschen. Und sie sind dabei so geschickt, dass selbst große Nester kaum sichtbar sind. Werden sie dann von Menschen gestört, greifen sie an. Im Gegensatz zur heimischen Hornisse leben in den Nestern wesentlich mehr Tiere.
So traf es bei Harald Wiedemanns nächstem Kunden den Mitarbeiter eines Gartenpflegebetriebs in einem Vorgarten. Er wurde einmal gestochen. Das Nest, das Wiedemann entfernt, sitzt perfekt getarnt in einem sorgfältig gestutzten Busch. Der Experte ist überrascht, dass sich die Hornissen ausgerechnet diese Stelle ausgesucht haben. Er hat mehrere Jahre Erfahrung, entfernt jedes Jahr rund 100 Nester, doch die Tiere haben immer wieder etwas Neues für ihn parat.
Wiedemann setzt neben der Nestentfernung vor allem auf Aufklärung, denn ganz gleich ob Imker, Weinbauer, Gärtner oder Privatleute mit Garten: Vor den Asiatischen Hornissen ist im Grunde niemand mehr sicher. Nester, so Wiedemann, seien innerhalb weniger Tage gebaut. Er rät: Wer Hecken und Büsche hat, solle immer erst beobachten, was dort fliegt und dann mit der Arbeit anfangen. Besonders gerne suchen sich Asiatische Hornissen einen Platz nahe einer Nahrungsquelle aus: Das sind bevorzugt Bienenstöcke, die Tiere fressen aber auch andere Insekten, Aas und Früchte. Seit die Asiatische Hornisse 2004 aus China nach Europa eingeschleppt wurde, hat sie sich hier erfolgreich verbreitet, denn natürliche Feinde hat sie hier nicht.
Wer ein Nest entdeckt, sollte es unbedingt der Landesanstalt für Bienenkunde an der Uni Hohenheim melden. Verpflichtend ist das seit Mai 2025 allerdings nicht mehr. Seither muss die Nestentfernung von Kommunen und Privatleuten übernommen werden. Doch auch wenn es Kosten verursache (ca. 80 bis einige hundert Euro): Die Nester müssten unbedingt beseitigt werden, sagt Wiedemann. Denn von alleine verschwinden die Asiatischen Hornissen nicht. Erfahrungsgemäß tauchten sie im nächsten Jahr ganz in der Nähe wieder auf. Und er warnt: Keinesfalls sollten Laien selbst Hand anlegen, da die Hornissen schnell zum Angriff übergehen.
Auch Frost ist kein Garant, dass die Tiere ihre Flugsaison beenden. Harald Wiedemann zeigt zwei große Nester, die er entfernt hat: Sie sind wasserfest, frostgeschützt, haben mehrere Zentimeter dicke Außenwände und bieten Platz für mehrere tausend Tiere. „Alle Achtung“, sagt Wiedemann zur Nestbau-Kunst der Tiere. Vor dieser Leistung der Plagegeister hat der Experte Respekt.
→ Bei der Landesanstalt für Bienenkunde (LAB) melden
► alles Weitere Wissenswerte zur Asiatischen Hornisse
Nur Personen mit Zertifikat für die Entfernung Asiatischer Hornissen beauftragen und vorher einen Kostenvoranschlag anfragen.
Kontakt zum Hornissenbeauftragter: Harald Wiedemann