Bei der Volkshochschule Gerlingen hat ein Führungswechsel stattgefunden. Dr. Anna-Victoria Bognár hat seit diesem Monat die Leitung inne. Markus Fink hat Gerlingen in Richtung Hannover verlassen.
In den letzten Wochen hatte die Volkshochschule (VHS) Gerlingen sozusagen eine Doppelspitze. Dr. Anna-Victoria Bognár war bereits ab Februar vor Ort, um sich einzuarbeiten und eine reibungslose Übergabe zu gewährleisten. Die Zusammenarbeit mit ihrem Vorgänger Markus Fink ist offensichtlich sehr gut gewesen. „Der Wechsel war sehr harmonisch“, waren sich beide einig. Jetzt ist der Wechsel komplett vollzogen. Fink hat sich in den Faschingsferien Richtung Hannover verabschiedet. Ab April leitet er dort die Volkshochschule Ostkreis Hannover.
Bognár war zuletzt an der Volkshochschule in Pfullingen als stellvertretende Leiterin tätig. Die in Thüringen geborene Bognár lebt schon seit vielen Jahren mit ihrem Mann und zwei Kindern in Ostfildern. Ihr Abitur hat sie in Bayern gemacht und dann an der Universität des Saarlandes 2004 bis 2011 Historisch orientierte Kulturwissenschaften und Betriebswirtschaftslehre studiert. Ihre Doktorarbeit hat sie (2011 bis 2018) an der Universität Stuttgart geschrieben – Titel der Dissertation: „Der Architekt in der Frühen Neuzeit“. Danach war sie zwei Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Justus-Liebig-Universität Gießen und war in der Zeit in dem Projekt „Glas. Material, Funktion und Bedeutung in Thüringen (1600 bis 1800)“ tätig.
Den Weg zur Volkshochschule habe sie im September 2022 gefunden, erzählt Bognár. In Ostfildern war sie als stellvertretende Leiterin tätig und unter anderem für die Programmbereiche Beruf und IT zuständig. Die Stelle war als Elternvertretung ausgeschrieben und auf zwei Jahre befristet. Von Ostfildern ging es, wie bereits erwähnt, nach Pfullingen. „Als die Stelle in Gerlingen ausgeschrieben war, habe ich mich darauf beworben“, so Bognár. Und sie hat den Zuschlag bekommen.
Die Arbeit in der Volkshochschule mache ihr viel Freude, erklärt die neue Leiterin. Im Gegensatz zu ihren vorangegangenen Tätigkeiten in der Wissenschaft habe man in der VHS viel mehr Kontakt zu Menschen und man könne auch viel direkter etwas für die Gesellschaft und die Menschen weiterentwickeln.
Favorisierte Bereiche habe sie in der Volkshochschule keine. Durch ihre Arbeit in Ostfildern und Pfullingen habe sie Einblick in fast alle Fachbereiche erhalten. Sehr wichtig findet die neue Leiterin die Junge VHS. Mit der Jungen VHS könne man die Teilnehmenden von morgen an die Volkshochschule heranführen. Für Kinder könne man tolle Angebote machen, wie zum Beispiel die Kinder-Uni. „Für Kinder ist es spannend, wenn es kracht und knallt“, weiß sie. Und man könne an der VHS beispielsweise auch Angebote machen, bei denen Kinder Computer spielerisch entdecken. Wichtig sei ihr, Kinder fit zu machen in Sachen moderner Medien und im Umgang mit ihnen. Wichtig für die Gesellschaft sei auch der Integrationsbereich. Zu sehen, wie Leute durch das Erlernen der Sprache immer mehr Zugang zur Gesellschaft finden, sei eine tolle Sache. Ihre große Liebe sei der Kultur- und Kunstbereich, verrät sie. In Gerlingen werde sie diesen Bereich aber nicht leiten.
Neue Ideen hat Bognár auch mitgebracht. Die Welt werde von vielen Menschen als brüchig und mitunter auch unbegreiflich empfunden, hält Bognár fest. Das merke man in der Gesellschaft und auch in der VHS-Arbeit. Es brauche da heute viel Empathie, Transparenz zur Herstellung von Kontext, so die neue VHS-Leiterin. In dem Zusammenhang hielt sie fest, dass viele wissen, was KI ist. Dass KI sexistisch und rassistisch ist, würden sie nicht bemerken. Dem müsse man ein gesellschaftliches Korrektiv entgegensetzen, die Menschen für Gefahren sensibilisieren und auch dafür, was ethisch korrekt ist, aber auch dafür, was uns die Geschichte lehrt. Deshalb muss für sie Volkshochschule auch Plattform für Diskussionen sein und den Blick für andere Aspekte öffnen. Die Welt befinde sich in einem ständigen Wandel und da müsse die VHS dranbleiben, hält Bognár fest.
Auch für Fink war die Begegnung der Menschen immer ein wichtiger Aspekt in seiner Arbeit, ebenso wie das Lernen. Vor acht Jahren habe er eine Volkshochschule übernommen, die ordentlich aufgestellt war und etwas Nahbares hatte. „Mir war immer wichtig, dass die Leute, die Mitarbeiter und auch die Dozenten gerne herkommen.“ Während der Pandemie seien die Leute alle sehr traurig gewesen, dass man nicht in die Volkshochschule kommen konnte. Die Volkshochschule sei für ihn ein Raum, in dem sich die unterschiedlichsten Leute treffen – vom Baby bis ins hohe Alter. Und die Leute seien alle freiwillig da. In den acht Jahren sei auch einiges modernisiert worden, hält Fink weiter fest. Als Beispiele nannte er die Ausstattung, aber auch die Anmeldung oder die Nutzung des Internets. Die Weiterentwicklung der Volkshochschule habe ihm auch sehr viel Spaß gemacht. „Ich habe die acht Jahre hier genossen.“
„Mir ist die Volkshochschule in Gerlingen ans Herz gewachsen“, so Fink. Deshalb gehe er schon schweren Herzens. Die VHS Gerlingen sei eine echte Perle, sie funktioniere sehr gut und die Stadtgesellschaft schätze das auch. „Das ist ein echtes Pfund für eine Stadt wie Gerlingen.“
Text/Foto: Tommasi