
Da die meisten Kleinbauern nur zwei oder drei Kühe besaßen, die sowohl als Zugtiere wie auch als Milchlieferanten dienen mussten, genügte ein Stall. Dieser war dann immer auf der linken Seite der Scheune eingebaut, so dass bei schlechtem Wetter oder im Winter ein wettergeschützter Weg entlang des Schopfes mit den Schweine- und Hasenställen zum Kuhstall bestand. Auf diesem Weg am Ende des Schopfes stand am Rande des Misthaufens, der bis ca. zwei Meter vor die Stalltür reichte, der Abort – das Klohäuschen – das direkt über dem Rand der Jauchegrube aufgebaut war. Kleinen Kindern war die Benutzung des Klohäuschens streng verboten, da für sie die Gefahr bestand, durch die Öffnung des Klositzes in die Jauchegrube zu fallen. Für die Kinder gab es vor dem Häuschen einen Nachttopf oder einen kleinen Holzsitz mit darunter befestigtem Eimerchen oder sie setzten sich – wie Ludwig Jungmann in seinen Lebenserinnerungen schrieb – einfach auf den Rand des Misthaufens.
Auf der rechten Seite der Scheune war statt eines Pferdestalls die durch das Scheunenobergeschoss überdachte Bahn untergebracht, in der die großen Feldwagen untergestellt waren. Das große doppelflügelige Scheunentor ermöglichte die Einfahrt der beladenen Heu- oder Garbenwagen in die mit einem gestampften Lehmboden ausgestattete Tenne. Auf dieser glatten Fläche wurden im Herbst die eingebrachten Garben gedroschen, wobei vier Männer im wechselnden Takt entweder 1-2-3 und 4 oder 1-3-2 und 4 mit hölzernen Dreschflegeln die Körner aus den Ähren schlugen. In die Obergeschosse der Scheune führte eine fast zehn Meter lange Leiter, die fest an der Stallwand und an den Querbalken der Obergeschosse befestigt war. Am Firstbalken war die Rollenkonstruktion des Aufzugs befestigt, mit dem Heu und Stroh mittels einer Kralle nach oben befördert werden konnte. Der oberste Dachboden wurde im Dialekt als Katze-Laaf bezeichnet, da hier die Katzen oft relativ ungestört ihre Jungen zur Welt brachten. In der Tenne dienten drei oder vier mit Klappläden verschließbare Durchlässe in der Wand zum Stall zum Einfüllen des Heus in die im Stall befestigte Holz- oder Metallgitter-Konstruktion den Fudderraaf. Am hinteren Ende der Tenne gab es immer noch eine Tür, die in den Hausgarten führte, in dem üblicherweise auch der Hühnerhof untergebracht war.
Wolfgang Knobloch