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Gemeinderat

Haushaltsrede Werkleiter Andreas Uhler

Rede Werkleiter Andreas Uhler zur Beschlussfassung des Wirtschaftsplans 2026 am 12. Dezember 2025 - es gilt das gesprochene Wort - ...
Bild 1.

Rede Werkleiter Andreas Uhler

zur Beschlussfassung des Wirtschaftsplans 2026

am 12. Dezember 2025

- es gilt das gesprochene Wort -

Herr Oberbürgermeister Siesing,

sehr geehrter Herr Bürgermeister Kippenhan,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

mit den Stadtwerken Sinsheim kommen Sie hier im Gemeinderat regelmäßig in Kontakt – bei der Beratung und Verabschiedung des Wirtschaftsplans, bei Gebührenkalkulationen, Auftragsvergaben oder strategischen Entscheidungen.

Aber auch alle Bürgerinnen und Bürger kommen täglich mit uns in Berührung – oft ohne es bewusst wahrzunehmen.

  • Wir versorgen die rund 37.000 Menschen in Sinsheim – sowie Gewerbe, Dienstleister und Industrie – jedes Jahr mit knapp 2 Millionen Kubikmetern Trinkwasser.
  • Alleine in unserer zentralen Kläranlage in Sinsheim reinigen wir über 6 Millionen Kubikmeter Abwasser.
  • Wir freuen uns jährlich über mehr als 100.000 Besucher im Freibad und weiteren knapp 100.000 Besucher im Hallenbad bei der Badewelt.
  • Und über unsere Tochtergesellschaft stellen wir rund 3.500 Parkplätze bereit – mehr als 1.000 davon zentral in der Innenstadt.

Diese Zahlen zeigen: Die Stadtwerke sind ein fundamentaler Bestandteil des täglichen Lebens.

Und in den nächsten Jahren wird das „sichtbare Erleben“ noch deutlicher werden – durch Baustellen, Umleitungen – und die damit verbundenen Belastungen und Einschränkungen. All das ist unvermeidbar, wenn wir unser Netz fit für die Zukunft machen wollen.

Beginnen möchte ich deshalb heute Abend mit einer Folie, welche ich bereits bei der Verabschiedung des Wirtschaftsplans 2025 gezeigt hatte:

Die Infrastruktur, auf der wir heute aufbauen, stammt zu großen Teilen aus den 60er- und 70er-Jahren. Damals wurde – vor allem im Zuge der Erschließung neuer Baugebiete – enorm viel entwickelt. Es entstanden jeweils über 100 Kilometer Wasserleitungen und neue Kanalabschnitte. Auch die große Kläranlage in Sinsheim wurde in dieser Zeit errichtet.

In den 80er- und 90er-Jahren wuchs dann der technische Anspruch – Umweltstandards wurden höher. Die Wasserversorgung und Abwasserreinigung wurde massiv ausgebaut und technisch modernisiert.

Heute betreiben die Stadtwerke

  • ein fast 700 Kilometer langes Kanal- und Wasserleitungsnetz,
  • 3 Kläranlagen,
  • 10 Hochbehälter,
  • und über 100 technische Bauwerke wie Regenüberlaufbecken, Pumpwerke oder Drosseleinrichtungen.

Eine gewaltige Infrastruktur – und genau diese müssen wir in die Zukunft führen.

Im Rahmen eines Zukunftskonzepts wurden bei der Wasserversorgung und der Abwasserbeseitigung vor ca. 20 Jahren drei große Themenkreise definiert, welche anhand des zu erwartenden Bedarfs – und zusätzlich orientiert an der technischen Lebensdauer – gestaffelt bearbeitet werden sollten:

Da gibt es zum einen das Themenfeld der

  • Sanierung und des Ausbaus der Anlagen

Hierzu gehören auch die Hochbehälter und Kläranlagen.

Bis in die Jahre 2028/29 wollen wir im Bereich der Anlagen die Mehrzahl der großen Maßnahmen abgearbeitet haben. Das Rückgrat unserer Versorgung ist damit gut gerüstet – ein entscheidender Meilenstein, auf den wir stolz sein können.

Ein weiterer Themenkreis und gleichzeitig ein Kernelement für die Zukunftsfähigkeit war die

  • Erhöhung der verfügbaren Mengen und Kapazitäten

Ein besonders wichtiger Schritt war dabei die Erweiterung unserer Bezugsrechte bei der Bodensee-Wasserversorgung.

Parallel dazu steigern wir – durch laufende und künftige Maßnahmen – die Reinigungskapazität unserer Kläranlagen. Damit stellen wir sicher, dass wir auch künftig steigenden Anforderungen gerecht werden.

Nachdem nun also in den vergangenen Jahren der Investitionsfokus auf der Sanierung der Anlagen und auf der Erhöhung der verfügbaren Kapazitäten lag, werden wir uns künftig schwerpunktmäßig dem dritten Themenkomplex widmen:

  • Der Sanierung und Erneuerung des Ver- und Entsorgungsnetzes.

Dieser dritte Punkt ist finanziell und tatsächlich der umfangreichste – er wird uns die kommenden 20 bis 25 Jahre intensiv beschäftigen. Und wie eingangs erwähnt, werden die Baustellen viel präsenter und wahrnehmbarer sein, als Maßnahmen in Kläranlagen, Hochbehältern oder Pumpwerken.

Der aus den 60er- und 70er-Jahre stammende Teil des Wassernetzes aus duktilen Gussrohren der sog. „1. Generation“ ist sehr korrosionsanfällig. Statt der geplanten 80 Jahre Lebensdauer erreichen viele dieser Leitungen nur etwa 60 Jahre – und diese Marke wird jetzt überschritten. Auch die Abwasserkanäle benötigen altersbedingt flächendeckende Sanierungen.

Was ist die Konsequenz?

In den letzten Jahren haben wir im Schnitt weniger als zwei Kilometer Leitungen und Kanäle pro Jahr erneuert.

Künftig müssen wir die Erneuerungsrate mindestens verfünffachen.

Finanziell bedeutet das, dass ab 2026 die jährlichen Investitionen der Stadtwerke im Vergleich zu den bisherigen Jahren gewaltig steigen müssen.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung dieser riesigen Herausforderung ist neben der Bereitstellung der in erheblichem Umfang erforderlichen finanziellen Mitteln und der Verfügbarkeit von Fachunternehmen, vor allem unser Schlüsselfaktor …:

  • Die Gewinnung und Bindung von Fachkräften.

Bei all den Investitionen, über die wir heute sprechen, bei all den Zahlen, Projekten und Baustellen gibt es einen Baustein, der über allem steht – und ohne den am Ende gar nichts funktioniert: die Menschen. Die Menschen, die diese Aufgaben planen, steuern und durchführen.
Ohne Fachkräfte bleibt jede noch so große Investition nur eine Zahl auf dem Papier.

Basis und Teil des Beschlusses zum vorliegenden Wirtschaftsplan ist deshalb auch der Stellenplan, welcher für die heutige Sitzung von der Kämmerei übergeben wurde. In diesem sind auch die Stellen der Stadtwerke beinhaltet. Ohne die dort vermerkten zusätzlichen Schlüsselpositionen wird es nicht möglich sein, die geplanten Vorhaben zu realisieren.

Und ich betone das ausdrücklich: Ohne diese neuen Kolleginnen und Kollegen können wir die kommenden Aufgaben nicht bewältigen.

Dabei stehen wir hier vor einer Realität, die man nicht beschönigen darf: Die gesamte Versorgungsbranche kämpft um qualifiziertes Personal. Tiefbauingenieure, Netzmeister, Betriebselektriker, Anlagenmechaniker: All diese Berufe sind extrem gefragt. Große Versorgungsunternehmen, überregionale Zweckverbände und spezialisierte Ingenieurbüros werben aktiv um dieselben Fachkräfte, die auch wir dringend benötigen.

Das bedeutet:

Wir befinden uns in einem Wettbewerb.

Einem Wettbewerb, den wir nicht ignorieren können – und den wir nur bestehen werden, wenn wir uns als Arbeitgeber konsequent weiterentwickeln.

Wir müssen Arbeitsplätze bieten, die attraktiv sind – finanziell, fachlich, organisatorisch – und auch menschlich.

Wir müssen Entwicklungsmöglichkeiten schaffen, moderne Arbeitsbedingungen, verlässliche Perspektiven.

Wir müssen ermöglichen, dass Menschen bei uns gerne arbeiten, lange bei uns bleiben und sich mit den Stadtwerken Sinsheim identifizieren.

Denn die Herausforderung der kommenden 20 bis 25 Jahre – die umfassende Erneuerung unseres Netzes – ist nicht mit kurzfristigen Maßnahmen zu bewältigen. Sie erfordert ein starkes, motiviertes, gut ausgebildetes Team, das uns über viele Jahre begleitet und trägt.

Nur mit diesen Fachkräften werden wir die enormen Investitionen für eine zukunftssichere Versorgung – und damit auch den Wirtschaftsplan 2026 – tatsächlich umsetzen können.

Wenden wir uns nun den konkreteren Zahlen des vorliegenden Plans zu.

Die sprunghaft ansteigenden Investitionen sind prägend für die kommenden Investitionspläne der Stadtwerke.

Sie schlagen sich aber auch im Erfolgsplan nieder. Zinsen, Abschreibungen und Personalaufwendungen werden in den kommenden Jahren spürbar zunehmen.

Die gerade neu kalkulierten und beschlossenen Gebühren haben die Folgen daraus bereits aufgezeigt: Die Tendenz zeigt klar und deutlich … nach oben.

Bei der Wasserversorgung ist der erste Gebührenschritt bereits umgesetzt.

Beim Abwasser können wir dank Überschüssen aus Vorjahren die Gebühren zunächst stabil halten – aber nicht dauerhaft.

Im Jahr 2029 erwarten wir dann den nächsten Schritt – und dies dann definitiv auch beim Abwasser.

Daneben wird künftig auch die Frage zu diskutieren sein, wie lange es sich die Stadt Sinsheim noch leisten kann, mit den Gebühren der Wasserversorgung lediglich die eigenen Kosten zu decken. Denn bei der Wasserversorgung handelt es sich nun mal um einen Versorgungsbetrieb, welcher grundsätzlich Gewinne erwirtschaften und – vergleichbar mit Strom, Gas und Fernwärme - Konzessionsabgabe an den städtischen Haushalt abführen sollte.

Die planmäßigen Erträge steigen im kommenden Jahr um 2 Mio. auf ca. 20,3 Millionen Euro – hauptsächlich aufgrund der neuen Wassergebühren.

Für 2026 rechnen wir für die gesamten Stadtwerke unter dem Strich mit einem kleinen Überschuss.

Die Wasserversorgung schließt dabei mit einem Gewinn von rund 1,1 Mio. Euro ab, der in den Jahren ´27 und ´28 durch geplante Verluste wieder ausgeglichen wird.

Beim Abwasser erwarten wir 2026 ein annähernd neutrales Ergebnis, bevor in den beiden Folgejahren die Überschüsse der Vorjahre durch planmäßige Verluste egalisiert werden.

Schaut man auf die Entwicklung der Ergebnisse nach Ende des aktuellen Kalkulationszeitraums der Wasser- und Abwassergebühren, zeigt sich ein deutliches Bild – und damit auch der bereits erwähnte erhebliche Handlungsbedarf.

Für 2029 rechnen wir in den Bereichen Wasser und Abwasser mit einem Verlust von nahezu 4 Millionen Euro.

Es ist noch weit bis dahin – deshalb können sich auch noch Veränderungen ergeben. Aber die Tendenz ist eindeutig.

Beim Freibad werden die anstehenden Investitionen das Ergebnis belasten – wohingegen der Betriebszweig Beteiligungen ein konstant positives Ergebnis plant.

Unmittelbare Auswirkungen auf den städtischen Haushalt haben neben den Gebühren für Wasser und Abwasser insbesondere die dauerdefizitären Aufgaben der Stadtwerke.

Die Freibadpreise wurden zuletzt 2021 angepasst. Angesichts steigender Kosten und der finanziellen Situation der Stadt ist eine zeitnahe Diskussion hierzu unvermeidbar.

Der Zuschussbedarf bleibt mit knapp 1 Million Euro sehr hoch und eine große Herausforderung – er wäre aber deutlich größer, würde die Badewelt nicht erneut mit etwa 320.000 Euro unterstützen.

Beim Hallenbad wirken die weiter steigenden Besucherzahlen im Wellnessbereich der Badewelt positiv auf die Pachtzahlungen an die Stadtwerke.

Und beim Parken machen sich ab dem kommenden Jahr u.a. die Zinsen und Abschreibungen des gerade frisch sanierten Parkhauses Zwingermühle bemerkbar.

Werfen wir abschließend einen Blick auf den dominierenden Faktor der nächsten Jahre: Die Investitionen.

Bei den Kanal- und Wasserleitungsarbeiten im Zuge der Übertragung der B 39 auf die Stadt haben die Arbeiten des 1. Bauabschnitts in Steinsfurt begonnen. Weitere Abschnitte in Sinsheim und Rohrbach werden folgen.

Im Wirtschaftsplan 2026 werden hierfür 2,9 Mio. Euro veranschlagt. Die seitens der Stadtwerke bis ins Jahr 2027 insgesamt in diesem Bereich aufzuwendenden Mittel werden aktuell auf über 5 Mio. Euro geschätzt.

Der zentrale Investitionsbereich ist das Leitungs-Sanierungsprogramm, das für 2026 mit rund 7 Millionen Euro startet und sich bis 2029 auf 16 Millionen Euro steigern wird.

Auch die Kläranlagen werden umfangreich saniert: Hier sind für 2026 4,5 Millionen Euro vorgesehen, um unsere Anlagen auf den neuesten Stand der Technik zu bringen und die hohen Umweltstandards zu erfüllen.

Zudem wird auf dem Stadtwerke-Areal der Neubau vorangetrieben, der für die künftige Entwicklung der Stadtwerke von entscheidender Bedeutung ist.

Und nicht zuletzt wird auch die Badewassertechnik im Freibad umfassend modernisiert. Die Arbeiten sollten eigentlich bereits in diesem Winter ausgeführt werden. Aus Kapazitätsgründen beim planenden Fachbüro – aber auch bei uns – musste die Maßnahme um ein Jahr auf den Winter 2026/2027 verschoben werden. Hoffen wir, dass in den nächsten Monaten die Kapazitäten eine entsprechende Planung und Bauvorbereitung erlauben.

In Summe ergibt sich allein für das Jahr 2026 ein Rekordwert von 23,6 Millionen Euro an Investitionen – ein historischer Betrag, der die Richtung für die kommenden Jahre vorgibt und unsere Stadtwerke auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet.

Der bisherige Rekordbetrag bei den Investitionen aus dem Jahr 2025 lag etwa bei der Hälfte.

Gebührenhaushalte sind nahezu ausschließlich fremdfinanziert. Hintergrund ist, dass die unmittelbaren Nutzer einer Einrichtung diese in Form von Zinsen und Abschreibungen bzw. Tilgungen bezahlen sollen. Deshalb werden auch wir unsere Investitionen des Jahres 2026 zu über 80 % über Kredite finanzieren müssen.

Um alle Vorhaben zu bewältigen, müssen wir rund 22,4 Millionen Euro an neuen Darlehen aufnehmen. Nach Abzug der Tilgungen ergibt sich eine Netto-Neuverschuldung von etwa 19,5 Millionen Euro.

Der Schuldenstand könnte damit – wenn alle vorgesehenen Mittel abgerufen werden – auf knapp 110 Millionen Euro anwachsen. Und in den Folgejahren ist ein weiterer Anstieg unvermeidbar.

Bis heute mussten aus der Ermächtigung des Jahres 2025 aber noch keine Darlehen aufgenommen werden. Der Schuldenstand der Stadtwerke liegt aktuell bei etwa 79 Mio. Euro.

Zur heutigen Beschlussfassung steht nun der Wirtschaftsplan des Eigenbetriebs Stadtwerke Sinsheim für das Jahr 2026.

Die Eckdaten habe ich Ihnen erläutert, weshalb ich den Beschluss im Wortlaut nicht noch einmal wiederhole muss.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

der Wirtschaftsplan 2026 ist anspruchsvoll, notwendig und zukunftsweisend. Er markiert den Beginn einer Phase, in der wir unsere Netz-Infrastruktur grundlegend erneuern – für eine sichere Wasserversorgung, eine leistungsfähige Abwasserbeseitigung und eine nachhaltige Zukunft. Lassen Sie uns gemeinsam die Herausforderung annehmen und die erforderlichen Rahmenbedingungen schaffen.

Ich danke Ihnen allen für die konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit – besonders in Zeiten, in denen Entscheidungen schwieriger werden und die Anforderungen wachsen.

Mein besonderer Dank gilt unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie haben dieses Planwerk erarbeitet und tragen durch ihren täglichen Einsatz wesentlich dazu bei, dass die Stadtwerke zuverlässig funktionieren – oft unsichtbar, aber unverzichtbar.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien im Namen der Stadtwerke Sinsheim eine ruhige, besinnliche Weihnachtszeit und einen guten Start in das neue Jahr.

Anhang
Dokument
Erscheinung
Sinsheimer Stadtanzeiger
Ausgabe 51/2025
von Stadt Sinsheim
17.12.2025
Dieser Inhalt wurde von Nussbaum Medien weder erfasst noch geprüft. Bei Beschwerden oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte an den zuvor genannten Erfasser.
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