Der Bau der Gneisenaubrücke geht in die letzte Etappe: Die neue Heidelberger Fahrrad- und Fußgängerbrücke, die künftig die Stadtteile Bergheim und Bahnstadt verbindet und über die Bahngleise führt, wird im Sommer 2025 fertiggestellt. Nun folgt ein Meilenstein bei den Bauarbeiten: Die Brücke, die derzeit noch auf provisorischen Stützen liegt, wird mit Stahlseilen an einem rund 40 Meter hohen Pylon befestigt. Auf diese Weise trägt der Pylon künftig die 500 Tonnen schwere und 120 Meter lange Stahlbrücke. Die Arbeiten dazu starteten Anfang April 2025 und laufen voraussichtlich bis Ostern.
Die neue Gneisenaubrücke wird als Schrägseilbrücke in Stahlbauweise errichtet. Dafür werden zunächst 12 Seilpaare, insgesamt 24 Stahlseile, am Pylon und an der Brücke befestigt. Das funktioniert über sogenannte Gabelköpfe auf beiden Seiten der Seile. Die Stahlseile sind zwischen 28 und 87 Metern lang und jeweils etwa 250 bis 1.750 Kilo schwer. Künftig wird das Gewicht des sogenannten Überbaus, also des Brückenteils, das später befahren und begangen werden kann, hauptsächlich von acht Seilpaaren gehalten. Damit der Pylon das tonnenschwere Gewicht tragen kann, wird dieser mit zwei zusätzlichen Seilpaaren auf der Bergheimer Seite rückverspannt. Dort werden die Stahlseile an einem Widerlager verankert, ein massiges Bauteil mit Gründungspfählen, das 16 Meter in die Erde hineinreicht.
Zunächst hängen die Stahlseile noch schlaff an der Brücke. Sind alle Seile befestigt, werden diese in einer vorbestimmten Reihenfolge angespannt. Dafür sind Pressen im Einsatz. Begonnen wird mit den Seilpaaren vor und hinter dem Pylon. Dann arbeitet sich das Baustellen-Team vom Pylon auf die gegenüberliegende Seite. Das letzte Seilpaar, das angezogen wird, ist das längste Element, das den Pylonkopf mit dem Anschlagpunkt am Überbau auf der anderen Seite verbindet. Durch das Spannen der Seile hebt sich der Überbau um teilweise bis zu zehn Zentimeter von den Traglaststützen ab. Auf diesen Stützen ruht bisher das Gewicht. Sie werden im Anschluss aus dem Gleisbereich entfernt.
Die Stahlbrücke wiegt insgesamt etwa 500 Tonnen. Sie wird vom Pylon, vier Stützen auf der Bahnstädter Brückenseite und 24 Seilen gehalten. Alle Seile zusammen haben eine Länge von rund einem Kilometer. Die längsten Seile haben einen Durchmesser von vier Zentimetern, die vier Seile der Rückverspannung einen Durchmesser von knapp zehn Zentimetern. Jedes Seil besteht aus einer Vielzahl dünner Stahldrähte, die spiralförmig verdrillt sind.
Die Gneisenaubrücke verlängert künftig den Radweg, der vom Heidelberger Süden und der Bahnstadt-Promenade kommend über die Pfaffengrunder Terrasse und die Da-Vinci-Straße führt. Die neue Brücke bietet dann eine autofreie Gleisüberquerung für Radfahrende, Fußgängerinnen und Fußgänger mit getrennten Rad- und Fußwegen. Mit sechs Metern Breite schafft die Brücke genügend Platz für klimaneutrale Mobilität. Rund vier Meter werden für den Radweg zur Verfügung stehen, etwa zwei Meter für den Fußgängerweg. An die Gneisenaubrücke soll sich die in Planung befindende neue Rad- und Fußwegverbindung über den Neckar mit Querung der B 37 und Vangerowstraße anschließen. Beide Verbindungen, Gneisenaubrücke und Neckarbrücke, sind wichtige Bestandteile der neuen Fahrradhauptachse zwischen dem Heidelberger Süden und dem Neuenheimer Feld. Der Bau der Neckarbrücke soll voraussichtlich im Jahr 2028 beginnen.