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74348 Lauffen am Neckar

Heimat am Neckar

Darstellungen des Neckars und seiner Landschaft Von Irmhild Günther „Wie lange mag es wohl her sein, dass dieser Fluss den Namen erhielt, der uns so...
Neckargemälde von Hermann Andresen
Neckargemälde von Hermann AndresenFoto: Irmhild Günther

Darstellungen des Neckars und seiner Landschaft

Von Irmhild Günther „Wie lange mag es wohl her sein, dass dieser Fluss den Namen erhielt, der uns so lieb und traut klingt? Auf der ganzen Welt gibts nur einen Neckar. An diesem Sach- und Werturteil ändert sich auch dadurch nichts, dass in der Schweiz ein Nebenfluss der Thur ebenfalls Neckar heißt. Das Schweizer Gewässer hat seinen Namen höchstwahrscheinlich von den Alamannen bekommen, die vor den Franken nach Süden flüchteten, als diese nach der Schlacht bei Zülpich unsere Gegend bis zum Asperg besetzten und die Güter der vornehmen Alamannen sich aneigneten. Es ist anzunehmen, dass durch eine solche Beschlagnahme in Kirchheim ein fränkisches Reichsgut gebildet wurde und Kirchheim so ein Reichsdorf geworden ist.“

So berichtet in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts W. Zündel, der von 1926 bis 1937 Pfarrer in Kirchheim am Neckar gewesen ist. Ihm widmet Gottlob Grünenwald sein Heimatbuch von 1949 über Kirchheim und veröffentlicht – wie kann es anders sein – darin gleich zu Beginn diese Zeilen von ihm und mehr über den Neckar. Dieses Kapitel ist nicht nur informativ, es drückt sehr viel mehr aus. Die Schönheit dieser Flusslandschaft kommt zum Ausdruck. Und wenn es auch lange her ist und sich seitdem viel verändert hat, so empfinden wir es mit und vollziehen die Gedanken gerne nach:

„Zeit und Grund der Entstehung des Flussnamens lässt sich freilich nicht ermitteln. Die Gelehrten haben sich schon alle Mühe gegeben, den Namen zu deuten. In vielen Fällen haben ja gerade solche alten Namen wie Ortsnamen und Flurnamen schon wertvolle Fingerzeige gegeben über alte geschichtliche Vorgänge, von denen keine geschriebene Urkunde berichtet. Der allerälteste Name unserer Markung heißt Neckar. Unser Ortsname und unsere sonstigen Flurnamen stammen aber erst aus der Zeit der Landnahme durch die Alamannen, als diese etwa seit der Zeit seit 270 n. Chr. die Römer aus Südwestdeutschland vertrieben. Der Name Neckar ist aber mindestens um Jahrhunderte älter. Denn schon die Römer gebrauchten den Namen und nannten ihn Niker. Das ist aber sicher kein lateinisches Wort. Auf einem in Frankreich aufgefundenen Grabstein ist auch die Rede von Suebi Nicretes, das heißt Neckarschwaben. Deren Sitz wird in der Gegend vom heutigen Ladenburg vermutet, also am Unterlauf des Neckars.“

Wenn es nicht die Römer waren, die dem Fluss den Namen gaben, so vermutet der Autor, dann vielleicht die Kelten. Er weiß, dass von ihnen sogar der Name unseres Landes, Württemberg, stammt, und zwar aus der Zeit, als es eine durch Pfähle oder Hecken gekennzeichnete Niederlassung war – natürlich viel kleiner als heute. Viele Deutungen alter Namen seien falsch, vor allem bei Flüssen. So habe der Fluss Kocher nichts mit Kochen zu tun und Jagst nichts mit einer wilden Jagd.
Für Enz, Metter und Schozach gäbe es keine Deutung, von Zaber und anderen Wässern nur Vermutungen. Und so könne man es auch nur beim Neckar machen: Abstammung von dem vorgermanischen Wort Nixe oder dem männlichen Nix, also einem Wassergeist oder Kobold. Davon könnten die Römer den Flussnamen gebildet haben, sie übernahmen ja ohnedies germanische Götter. Bei den alten Völkern habe es in der Natur überall Geister gegeben. Das müsse gar kein poetischer Name sein.

„Für uns ist der Neckar aber doch voller Poesie geworden durch das, was am Neckar drum und dran ist, und das ist die Heimat am Neckar. Der Neckar gestaltet unsere Landschaft und das tut er schon lange und seine fleißige Arbeit geht über Menschengedenken weit zurück. Einleuchtend ist, dass das Gelände sich gewandelt hat seit den Schöpfungstagen. Es wandelt sich ja täglich, nur dass wir es nicht besonders in Acht nehmen. Aber wenn Hochwasser kommt, wird es oft erschreckend sichtbar, wie das Wasser arbeitet und welche Gewalt es ausübt. Die Täler werden immer tiefer und breiter eingeschnitten. Bei der Erbauung der Gemmrigheimer Brücke gab es ziemliche Schwierigkeiten durch eine Reihe armdicker Wasseradern, die abgefangen und abgeleitet werden mussten.“ Beim Aufbau der Brückenpfeiler musste sorgfältig überlegt und etwas gewagt werden, am Grund des Flusses laufe ein gewaltiger Sand- und Geröllstrom. So wurde nicht nur das heutige Neckartal geschaffen, sondern auch rechts und links viele Kilometer weit und Hunderte von Metern in der Höhe. Die Abhänge stehen zwar unter dem wirksamen Schutz des Menschen, die steilen Rebenhänge sind Landschaft von Menschenhand. Bei Lauffen und Hohenstein hat sich der Fluss selbst Umwege abgebaut. Und damals, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, konnte der Autor schon sagen: „Eine kleine Andeutung zeigt sich vielleicht in der Gegenwart, soweit einige Kirchheimer, die von Ottmarsheim stammen, darauf hinweisen, dass vor 50 Jahren auf der Höhe der Lauffener Steige von Ottmarsheim kaum etwas zu sehen gewesen sei, während man jetzt den Kirchturm und auch schon eine Anzahl von Häusern sähe. So hängt auch die Spaltung des Gesteins in den Felsengärten bei Hessigheim sicher mit einer alten Erdbewegung zusammen. Der Pulsschlag der Zeit geht in der Regel unmerklich, aber er geht.“

Vieles hat sich den ganzen Neckar entlang seitdem geändert, wir sehen Hochhäuser und ganze Stadtviertel schon von Weitem, die Begradigung des Flusses diente der Wirtschaft und dem Verkehr, auch Touristen fahren gerne mit dem Schiff und sehen sich von da aus die Landschaft an. Aber ein Bild vom Naturschutzgebiet Felsengärten sehen wir gerne – ohne Hochhäuser!

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Neckartal-Anzeiger
Ausgabe 13/2025

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