Ein volles Haus konnte der Heimat- und Kulturverein Fluorn-Winzeln bei „G'sang und Poesie mit Ernst und Ironie“ verzeichnen.
Die Alte Kirche in Winzeln war bis auf den letzten Platz gefüllt, um Roland Gerster an der Gitarre mit seinen Liedern und Meinrad Kreuzberger mit Poesie aus Schwaben zu erleben. Ernst Föttinger vom Verein begrüßte die Gäste und erzählte aus der ursprünglichen Heimat Garmisch-Partenkirchen mit seiner einzigartigen Bergkulisse. Eine neue Heimat könne da gefunden werden, wo liebe Menschen sind und Gemeinschaft erlebbar wird. Das sei hier möglich – gerade auch an einem Abend mit zwei heimischen Persönlichkeiten, die für ihre Heimat brennen. „Wunderbar ist die Welt“, mit diesem harmonischen Einstieg und der Übersetzung von „What a wonderful world“ von Luis Armstrong begann Roland Gerster einen musikalischen Reigen der besonderen Art. Mit eigenen Kompositionen und Texten brachte er gekonnt und charmant die zahlreichen Gäste immer wieder zum Schmunzeln, Lachen, aber auch zum Nachdenken. Mit dem Lied „Mit der Bahn isch a Drama“ berichtete er von den eigenen Erfahrungen eines geduldigen Bahn-Comfort-Kunden. Mit einer eigenen Interpretation des bayrischen „Hirtenmadl“ wurde kräftig am Lack von Autokraten gekratzt. „Ach, wie ist das Leben nett, wenn man hat die richtge App“, in diesem Lied wurden die vielfältigen Möglichkeiten der neuen Medien kritisch beleuchtet. Gerster griff in seinen eigenen oder abgewandelten Texten aktuelle Themen auf, worauf die Ironie nicht zu kurz kam. Das Publikum zollte ihm entsprechend langen Applaus.
Mit seiner Ballade „Meine Wenzler“ ging es dann mit Meinrad Kreuzberger durch die alte Heimat. Er ließ seinen Besuch auf dem Winzelner Friedhof lebendig werden, wobei er sich an einige Winzler Originale erinnerte, deren Eigenheiten er in humorvoller Weise und klassischem Dialekt nachahmte. Ein Höhepunkt seiner Darbietungen war das monumentale Hochzeitsgedicht des Rottenburger Heimatdichters Josef Eberle, alias Sebastian Blau. Mit gekonnter Theatralik zeichnete Kreuzberger das Bild einer traditionellen Hochzeit vom Anfang des 20. Jahrhunderts mit Hochzeitszug, öffentlicher Hochzeit und dem Schluss in der Schenke. Mit dem
Heimatgedicht „Hoämät, noch Johr ond Tag“ ging es um die Rückkehr nach langer Zeit in die alte Heimat und um einen besinnlichen Rückblick beim Feldkreuz. Bei der Zugabe „Dr Neckr“ wurde der Lauf dieses Flusses mit dem Lebenslauf verglichen.
In unserer Gegend sei der jugendliche Neckar „auf der Walz“, „om Stuttgart rom“ werde er erwachsen, aber am Ende werde er dem Ländle untreu, fließe ins Badische, „wo er folgerichtig im Rhein ersäuft“.
Kreuzbergers Wunsch, die Wertschätzung für die Vorfahren zu bewahren, mündete in den Schlussappell: „Zwoä Sachä derf eib niä ond neämed raubä - diä schene Hoämät ond dr reächte Glauba!“
Zu einem emotionalen Abschluss des Abends kam es, als Roland Gerster die Lieder „Gute Nacht, Freunde“ und „Über den Wolken“ anstimmte und das Publikum in den Gesang mitnahm.
Der zweite Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins Ernst Föttinger dankte den beiden heimischen Künstlern, denn sie hätten nicht nur aus der Heimat in verschiedensten Weisen erzählt und gesungen, sondern mit diesem Abend exzellent für ein wunderschönes Heimaterlebnis gesorgt.