Das Heimatmuseum ist wieder am Sonntag, 3. August, 14.30 – 16.30 Uhr geöffnet. Neben der Dauerausstellung wird im Augenblick die Ausstellung „Vor 80 Jahren: Ende des 2. Weltkriegs“ von Karl Heinz Neser präsentiert. Es werden auch Objekte, die uns dankenswerterweise von Obrigheimer Bürgern zur Verfügung gestellt wurden, präsentiert. Gerne nehmen wir auch weitere Objekte auf; wenden Sie sich an den Vorsitzenden.
Sonderführungen sind nach Absprache möglich. Kontakt: Karl Heinz Neser, Tel. 63236; E-Mail: karlheinz-neser@kabelbw.de
HVO trauert um Bürgermeister Achim Walter
Noch am Wochenende vor seinem plötzlichen Tod nahm er an zwei Veranstaltungen des HVO teil: am Freitagmittag brachte er sich beim Erzählcafé über das Kriegsende ein, am Samstagmittag nahm er an unserem historischen Ortsrundgang teil. Sein plötzlicher Tod macht uns betroffen. Er war für den HVO immer ansprechbar und hat unsere Arbeit, auch durch seine Anwesenheit bei unseren Veranstaltungen, immer unterstützt. Der HVO wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Viele Kleinigkeiten geben Zeugnis von vergangenen Zeiten
Historischer Ortsrundgang des Heimatvereins Obrigheim mit Dr. Sebastian Parzer
„Das ist mir noch nie aufgefallen“, stellt eine der Teilnehmerinnen mit Blick auf die Kirchturmuhr der Evangelischen Kirche in Obrigheim lachend fest. Das Ziffernblatt sitzt nicht genau in der Mitte unter einem der alten Fenster. „Es ist schwer festzustellen, was zuerst da war“, stellt Dr. Sebastian Parzer fest. Er hat ein altes Bild der Kirche dabei und zeigt, wie das Gebäude vor Jahrzehnten ausgesehen hat. Die Uhr auf der zur Brücke hin gerichteten Seite gab es damals noch gar nicht. Der Ortshistoriker erklärt „die zweite Uhr wurde erst angebracht, nachdem an dieser Stelle die Brücke über den Neckar gebaut wurde. Sie sitzt übrigens mittig unter dem Fenster. Es wird wohl ein Rätsel bleiben, warum die Uhr leicht nach links verrückt ist“, erklärt Parzer und ergänzt, dass mittelalterliche Handwerker aus den unterschiedlichsten Gründen immer mal wieder unsauber gearbeitet hätten.
Es sind viele kleine Einzelheiten, über die die Besucher beim historischen Ortsrundgang durch Obrigheim staunen können. „Gleich drei Häuser standen dort, wo heute der Josef-Kraus-Platz ist.“ Neben einer Bäckerei war dort auch das Gebäude der katholischen Schule. Die Kastanie, die noch heute auf dem Platz steht, stand damals im Garten des Pfarrhauses, das das Ensemble komplettierte. Dass es auch einen Brunnen auf jenem Platz gibt, konnten die interessierten Zuhörer bei hitzigen Temperaturen erst entdecken, nachdem sie die Pflanzen, die die ehemalige Wasserstelle umstehen, zur Seite geschoben hatten. Der Platz selbst wurde nach einem Mann benannt, der sich in Obrigheim einen Namen als Bindeglied zwischen den alten Obrigheimern und den zahlreichen Vertriebenen gemacht hatte, die nach dem Krieg in der Gemeinde untergebracht werden mussten. Später wurde Kraus in den Gemeinderat gewählt und erhielt für sein Wirken auch das Bundesverdienstkreuz.
Die Häuserreihe entlang der Friedhofstraße wurde erbaut, um den Neuobrigheimern als neues Zuhause zu dienen. Vorbei an den Kriegerdenkmälern ging der Rundgang weiter zum Schulgebäude. Dass das Technikgebäude der Schule einst als HJ-Heim gebaut wurde, wussten nur noch die wenigsten. In den 50er-Jahren wurde dann der Teil der Schule ergänzt, der heute als „Pavillon“ bekannt ist. „Es sei damals ein hochmodernes Schulkonzept gewesen“, erklärt Parzer. Lichtdurchflutete Klassenzimmer mit Zugang zum Schulgarten seien damals pädagogisch das Innovativste gewesen, was man den Schülerinnen und Schülern bieten konnte. Heute sind die Gebäude in die Jahre gekommen und sollen bald im Rahmen einer anstehenden Schulhauserweiterung weichen.
Vorbei an der katholischen Kirche ging es zurück zum Ausgangspunkt der Begehung. Zuvor gab es aber ein weiteres Detail zu entdecken, an dem viele schon achtlos vorbeigelaufen sind. Am Treppenaufgang gegenüber der Kirche findet sich ein kleines Eisen eingelassen an der untersten Stufe. Es dient dazu, bevor man ins Haus ging, die Schuhe vom Straßenschlamm zu säubern, da viele der Wege damals noch nicht asphaltiert waren. Von der alten Obrigheimer Burg, die einst dort stand, wo heute die evangelische Kirche aufragt, ist allerdings kaum noch etwas zu sehen. Sie sei wohl dort erbaut worden, wo früher eine Kapelle stand. Die Burg selbst bestand wohl am ehesten aus einem Turm und Wirtschaftsgebäuden. Ganz in der Nähe findet sich das älteste Haus der Gemeinde, das noch vor dem 30-jährige Krieg entstanden sein muss. Der Platz, der heute vor der Kirche an diesem heißen Nachmittag im Schatten der Bäume zum Verweilen einlädt, war einst bebaut. Das alte Rathaus wurde abgerissen und wird heute vom neuen Rathaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite ersetzt. Dort wo heute das Rathaus stand, befand sich früher die evangelische Schule. Recht herzlich bedankten sich bei Parzer nicht nur Karl Heinz Neser in seiner Funktion als Heimatvereinsvorsitzender, sondern auch Bürgermeister Achim Walter, der sich dafür bedankte, dass es dem Heimatverein immer wieder gelingt, spannend auf die vielen kleinen Dinge aus der Geschichte hinzuweisen, die sonst davon bedroht wären, ganz in Vergessenheit zu geraten.
Bericht: Dorothea Damm, RNZ
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