Kultur

Heimatverein Obrigheim e.V. (HVO) stellt durchschossene Brieftasche aus

>>> Heimatmuseum Bild Museum Das Heimatmuseum ist wieder am Sonntag, 4. Mai, 14.30 – 16.30 Uhr geöffnet . Neben der Dauerausstellung werden...
Durchschossene Brieftasche
Durchschossene BrieftascheFoto: Dorothea Damm

>>> Heimatmuseum Bild Museum<<<

Das Heimatmuseum ist wieder am Sonntag, 4. Mai, 14.30 – 16.30 Uhr geöffnet. Neben der Dauerausstellung werden in diesem Jahr „150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Obrigheim“ von Peter Brauß und „Vor 80 Jahren Ende des 2. Weltkriegs“ von Karl Heinz Neser präsentiert. Sonderführungen sind nach Absprache möglich. Kontakt: Karl Heinz Neser, Tel. 63236, E-Mail: karlheinz-neser@kabelbw.de.

Heimatverein Obrigheim stellt durchschossene Brieftasche aus

Gefallen fern der Heimat und in Gedanken doch immer zu Hause „Was von ihm bleibt, sind diese Brieftasche, seine Briefe aus dem Krieg an die Familie

und die Erinnerungen“, sagt Elfriede Feil und schaut auf eine Kiste, in der die Briefe des Onkels seit vielen Jahren aufgehoben werden. Der junge Mann Otto Horn war genauso wie sein Bruder Ernst und wie so viele weitere Obrigheimer in den Zweiten Weltkrieg gezogen und kam nicht mehr zurück. „Wir haben uns entschieden, diese Brieftasche dem Heimatmuseum in Obrigheim zur Verfügung zu stellen“, ergänzt Irene Knapp, die Großnichte des Verstorbenen. Persönlich kennengelernt haben beide Frauen die Brüder nicht mehr, aber eine Rolle gespielt haben sie dennoch auch in ihrem persönlichen Leben. Meine Mutter hat viel von ihren Brüdern erzählt, die sie immer „ihre Buben“ nannte, berichtet Elfriede Feil, doch inzwischen lebt kaum noch jemand, der sie wirklich kennengelernt hat.

Aber ihre Geschichte bewegt. Und das liegt vor allem an jenem besonderen Exponat, das die Familie nun der Öffentlichkeit als Erinnerung und

symbolisch für die vielen Opfer des Krieges zur Verfügung stellt. Die Brieftasche und die Dokumente, die ab sofort im Rahmen der Ausstellung „Krieg und Nachkriegszeit in Obrigheim“ zu sehen sind, sind durchschossen. Die Kugel, die Otto Horn tödlich traf, konnte weder vom Leder noch von den Geldscheinen oder Fotos im Inneren aufgehalten werden. Deutlich zu sehen ist das Loch, das die Kugel hinterlassen hat. Auch das deutsch-italienische Wörterbuch, das auf der Seite mit dem Wort „Tabak“ aufgeschlagen ist, ist – genauso wie das Geld – durchlöchert. Ernst starb später in Russland. Der Brief, in dem Otto vom Tod des Bruders erfährt, ist ebenfalls erhalten geblieben und ergänzt die Ausstellung in dem Museum, das vom Heimatverein Obrigheim betreut und gestaltet wird. „Für uns ist es immer ein besonderer Schatz, wenn Familien solche Dinge zur Verfügung stellen“, bedankt sich Karl Heinz Neser recht herzlich bei der Familie. Ihre Geschichten bewegen nicht nur die direkten Nachfahren, auch spätere Generationen und vor allem junge Menschen sollen von ihren Geschichten hören. „Heute sind die Zeiten wieder so unsicher geworden, da ist es besonders wichtig, dass die Generationen, die nie Krieg erlebt haben, sehen, was das für die Familien bedeutet hat“, so Knapp. „Aus den Briefen geht hervor, dass sich die an der Front, um die in der Heimat gesorgt haben und die zu Hause hatten Angst um die an der Front“. Und irgendwann kam dann bei vielen ein Brief, mit der schlimmsten Botschaft. Der Bruder, der Mann, der Vater oder der Sohn würden nicht zurückkommen.

„Wie die Brieftasche wieder nach Deutschland und in den Besitz der Familie kam, weiß heute keiner mehr“, ergänzt Feil. Man habe in der Familie diskutiert, was mit ihr geschehen solle und am Ende gemeinsam entschieden, dass sie symbolisch für das Leid so vieler anderer Obrigheimer Teil der Ausstellung werden soll. „Auf dem Friedhof wird an die beiden auch gemeinsam mit den anderen Obrigheimer Gefallenen erinnert“. Hier hat sich besonders Richard Waibel verdient gemacht, der selbst seinen Vater Josef Waibel verloren hat. Auch dessen Geschichte wird im Heimatmuseum erzählt. Verschiedene Obrigheimer haben sich auch um die Gräber gekümmert. Sei es in Russland, Frankreich oder eben in Monte Cassino, wo zum Beispiel Otto Horn begraben liegt. Zum 25. Todestag habe es dort eine Erinnerungszeremonie gegeben, die Familie war aber damals nicht zu dem weit entfernten Ort gereist. „Im Heimatmuseum können sich heute die Menschen ganz aktiv erinnern und lernen und hier vor Ort erfahren, was Krieg für die Menschen bedeutet.

Das ist wichtig“, betont Knapp und fügt hinzu, dass der Tod jener jungen Menschen nur dann einen Sinn haben kann, wenn andere heute an deren Schicksal erinnert werden und ihre eigenen Lehren daraus ziehen können (Bild und Text: Dorothea Damm, RNZ)

Erscheinung
Obrigheimer Nachrichten
NUSSBAUM+
Ausgabe 18/2025
Dieser Inhalt wurde von Nussbaum Medien weder erfasst noch geprüft. Bei Beschwerden oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte an den zuvor genannten Erfasser.
Orte
Obrigheim
Kategorien
Kultur
Meine Heimat
Entdecken
Themen
Kiosk
Mein Konto