Mehr Hitze, mehr Starkregen, weniger Frost: der Klimawandel ist in Hemsbach längst angekommen. Welche konkreten Veränderungen schon jetzt messbar sind und wo Hemsbach in Zukunft hinsteuern könnte, erfahren Sie im zweiten Teil der Serie „Hemsbach. Klima. Wandel.“
Erinnern Sie sich noch an das Hemsbach vor zehn Jahren? Die Kreisstraße von Weinheim nach Laudenbach wurde eröffnet. Der Gemeinderat entschied, die Uhlandschule auslaufen zu lassen. Eine ISEK-Projektgruppe machte sich an die Arbeit, für mehr Stadtgrün zu sorgen. Und das Klima – was machte das eigentlich in dieser Zeit?
2015 rückte der Klimaschutz weltweit in den Fokus: In Paris einigten sich die Staaten auf ein gemeinsames Ziel – die Erderwärmung im Idealfall auf höchstens 1,5 Grad, mindestens aber deutlich unter 2 Grad zu begrenzen. Ein Meilenstein im Kampf gegen den Klimawandel. Zumindest wirkte es damals so. Heute, zehn Jahre später, ist das 1,5-Grad-Ziel kaum noch zu halten. 2024 wurde es erstmals überschritten und die weltweiten CO₂-Emissionen steigen weiterhin – die globale Erwärmung schreitet voran. Doch wie macht sie das eigentlich bei uns vor Ort bemerkbar? Hat sich auch Hemsbach spürbar erwärmt? Und wohin geht die Reise noch?
Aufschluss darüber geben Daten des Deutschen Wetterdienstes aus Mannheim – der an Hemsbach nächstgelegenen Messstation. Ein Blick auf die Zahlen der vergangenen 35 Jahre zeigt eine eindeutige Entwicklung: Die Temperaturen sind signifikant gestiegen. Während 1990 das Jahresmittel der Lufttemperatur noch bei 11,3 Grad Celsius lag, wurden in den Jahren 2022 und 2023 bereits jeweils 12,8 Grad gemessen – ein Plus von 1,5 Grad im Vergleich zu 1990. Auch das Jahr 2024 setzt diesen Trend fort, mit einer Mitteltemperatur von 12,5 Grad.
Diese Erhöhung des Jahresmittels ist kein Ausreißer, sondern Teil eines langfristigen Erwärmungstrends. Seit 2014 überschritt jedes einzelne Jahr – mit Ausnahme von 2021 – die Referenzmarke des Jahres 1990. In sechs der letzten sieben Jahre lagen die Mitteltemperaturen jeweils mindestens ein Grad über dem Referenzwert von 1990. Das Jahr 2018 erreichte mit 12,6 Grad eine Abweichung von +1,3 Grad, 2020 lag mit 12,4 Grad um +1,1 Grad darüber.
Und wie geht es weiter? Wie wird sich das Klima in Hemsbach in den kommenden Jahren entwickeln? Eine Antwort darauf liefert das Projekt LoKlim – Lokale Kompetenzentwicklung zur Klimawandelanpassung. Es wurde von der Universität Freiburg in Zusammenarbeit mit zahlreichen Kommunen durchgeführt und hat für Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg konkrete Klimaprojektionen erstellt – darunter auch für Hemsbach.
Grundlage für das LoKlim-Modell ist das sogenannten RCP8.5-Szenario aus – einem „Weiter-so“-Pfad mit anhaltend hohen Emissionen. Für die nahe Zukunft wird hier mit einem Anstieg von rund 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum Zeitraum 1971-2000 gerechnet. Gegen Ende des Jahrhunderts könnte es sogar bis zu 4 Grad wärmer werden. Damit gehen auch große Wetterveränderungen einher. Die jährliche Zahl der Hitzetage (über 30 Grad) steigt zunächst von 11 auf rund 18 Tage, perspektivisch könnten es 40 werden. Gleichzeitig nimmt die Zahl frostiger Tage ab, während Tropennächte – also Nächte, in denen es nicht mehr unter 20 Grad abkühlt – häufiger auftreten.
Doch nicht nur die Temperatur verändert sich. Auch beim Niederschlag zeichnet sich eine Verschiebung ab: Die Sommer werden trockener, die Winter feuchter. Starkregenereignisse könnten zunehmen, ebenso längere Trockenphasen. Das bedeutet: Hemsbach muss sich künftig nicht nur auf mehr Hitze einstellen, sondern auch auf neue Herausforderungen beim Wassermanagement. Auch die Vegetationsperioden verlängern sich, wodurch Pflanzen im Winter kürzere Ruhephasen bekommen.
Was das konkret bedeutet, zeigte sich beispielsweise im Dürrejahr 2022. Schon im August verloren Bäume ihre Blätter, Pflanzen starben ab, die Wiese auf dem Volker-Pauli-Platz glich einem vertrockneten Acker. Und im Jahr darauf: viel Starkregen, überflutete Keller in Hemsbach. Die Welt ist schon jetzt eine andere als die vor 10 Jahren, und erst recht anders als 1990. Besonders spürbar sind diese Veränderungen im Hemsbacher Wald. Schon jetzt hat der Revierförster Christopher Schierck alle Hände voll zu tun, um den Wald zukunftsfit zu machen. Welche Strategien er dabei verfolgt, wo es schon jetzt die größten Probleme gibt und wie gut er sein Revier aufgestellt sieht, lesen Sie in der nächsten Folge der Serie. (km)
Den ersten Teil der Serie „Hemsbach. Klima. Wandel.“ lesen Sie online unter www.nussbaum.de/go/news2777311.