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In der Brennessel

Hemsbach: Ladenburger Regisseurin zeigt Erstlingsfilm

Es ist eine kleine Zeitreise, auf die Maria Salinger die Menschen mit ihrem Film „Bubbles“ schickt. Eine Reise nach Ladenburg im Jahr 1987.
Hemsbach: Maria Salinger stellte ihren Film „Bubbles“ in der Brennessel vor.
Hemsbach: Maria Salinger stellte ihren Film „Bubbles“ in der Brennessel vor.Foto: cs

Es ist eine kleine Zeitreise, auf die Maria Salinger die Menschen mit ihrem Film „Bubbles“ schickt. Eine 42-minütige Reise nach Ladenburg im Jahr 1987. Ballonseide, Karottenjeans und furchtbare Frisuren inbegriffen. Zu sehen war der Film jetzt in der Hemsbacher Brennessel – im Beisein der Regisseurin.

Die Fragen, denen sich die junge Regisseurin nach der Aufführung im Filmgespräch mit Frank Krause vom Kino-Team wie aus dem interessierten Publikum stellt, sind vielfältig. Salinger beantwortet sie alle – und das mit entwaffnender Offenheit. 9.500 Euro habe sie als Budget zur Verfügung gehabt. „Es ist ein no-budget-Film“, lacht Salinger angesichts der Millionen, die sonst verschlungen werden. Sie hat sich bewusst gegen eine Filmförderung entschieden und stattdessen die eigenen Mittel aufgewendet hat. „Unterkunft, Transport und Bewirtung“, umreißt sie, was das 20-köpfige Team des Films erhalten hat. Gage hingegen gab es nicht. „Da hilft man sich anfangs gegenseitig“, plaudert sie über die Gepflogenheiten der Filmbranche. Sie ist bei dem Projekt besonders gefragt: Regisseurin, Drehbuchautorin, Produzentin, Schauspielerin – und letzteres gleich in einer Doppelrolle. Aber schaut man sie an, hat sich der Einsatz gelohnt. Salinger trägt ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht.

Selbstfindung in der Beziehung

Mit „Bubbles“ legt die Ladenburgerin nicht nur ihr Filmdebüt vor, sondern auch einen sehr persönlichen Stoff: Es geht um das Kennenlernen ihrer Eltern. Und dabei vor allem um den Selbstfindungsprozess der Mutter, die Salinger selbst verkörpert. „Wo hört das ,Ich' auf, wo beginnt die Beziehung, was bin ich bereit, dafür einzusetzen oder auch aufzugeben“, beschreibt es Salinger im Gespräch mit der Hemsbacher Woche. Ein Prozess, den jeder durchläuft – für ihre Mutter ist es als Part eines Zwillingspaares nochmals schwieriger. In 42 Minuten muss Salinger diesen Prozess in Hochgeschwindigkeit ablaufen lassen. Man hätte der Regisseurin mehr Budget und damit mehr Zeit gewünscht, um diese Entwicklung feiner herausarbeiten zu dürfen. Aber wer nur neun Drehtage hat, der kann sich das nicht leisten. Auch keine Sperenzchen, wie den nicht anspringenden VW Käfer, das 80er-Kult-Auto, der dann kurzerhand durch einen Mercedes ersetzt werden muss, weil die Zeit – und das Geld – drängt. „Das passt nicht in die Geschichte“, weiß auch Salinger. Der Mercedes und der studentische und in mit wenig Finanzen ausgestattete Vater – nein, das ist nicht die passende Kombination. Aber sie ist sehr leicht zu verschmerzen angesichts eines äußerst sympathischen Films, in dem sich die Regisseurin ihren Eltern auf ungewöhnliche, aber überaus respektvolle Weise nähert, ohne die Stolpersteine ihrer Liebe zu verhehlen. Gedreht wurde die Geschichte übrigens in Ladenburg, in Heidelberg und Mannheim und auf der Ursenbacher Höhe.

Zahlreiche Preise

Dass sie mit ihrem Erstling direkt Preise abräumt, macht Salinger offenkundig stolz. Zumal man ihr gesagt hat, dass es schwierig sei, sich zu etablieren. „Ich bin pessimistisch an das Projekt drangegangen“, gibt sie zu, dass jene Aussage nicht spurlos an ihr vorbeiging. Dennoch sucht sie sich die kleinen, besonderen Festivals raus – und hat Erfolg. Mit Ehrungen für Regie, Schauspiel und Kameraführung straft sie die frühere Aussage Lügen. Grund genug für Salinger, die Geschichte nun nochmals in ein abendfüllendes Drehbuch einzuarbeiten. Das ist fertig. Ob sich das Projekt finanzieren lässt, weiß sie noch nicht. Und auch weitere Projekte stehen in der Pipeline, demnächst ist sie unter anderem deswegen wieder in Los Angeles, dem Ort, in dem sie das Regiefach erlernt hat. „Aber spruchreif ist noch nichts“, lächelt Salinger.

Ihr Publikum in der Brennessel ist derweil überzeugt, dass sie es noch weit bringen wird, lässt sich mit ihr gemeinsam auf einem Foto ablichten. „Wenn Sie dann berühmt sind, dann haben wir das Foto“, sagen sie. Und Maria Salinger lächelt. Eine erfolgreiche Zukunft – die nimmt sie gerne. Die hieße schließlich auch mehr Geld für ihre Ideen und kommenden Filme. (cs)

Im Filmgespräch mit Frank Krause gab die Regisseurin Einblicke in die Produktion ihres Debütfilms.
Im Filmgespräch mit Frank Krause gab die Regisseurin Einblicke in die Produktion ihres Debütfilms.
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Hemsbacher Woche
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Ausgabe 04/2025

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von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM
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