Redaktion NUSSBAUM
75365 Calw
Windräder-Transport von nach Calmbach

Herausforderung für Beteiligte und Spektakel für Zuschauer

Der Windpark Kälbling nimmt Form an. Der Transport der Bauteile ist eine absolute Sehenswürdigkeit.
Ein Rotorblatt eines Windrades wird über den Kreisverkehr in Calmbach gefahren
Kreisverkehre stellten eine besondere Herausforderung darFoto: Paul Gärtner (EnBW)

Eine Strecke von rund 15 Kilometern ist heutzutage mit dem Auto schnell zurückgelegt. Doch ein Schwertransport, der die Einzelteile eines Windrades befördert, braucht dafür mehrere Stunden. Mit durchschnittlich sechs Stundenkilometern manövrierten sich die Fahrer vergangene und diese Woche von Neuenbürg nach Calmbach. Bei so einer Fracht gibt es einige schwierige Stellen, die gemeistert werden wollen. Mit Präzision nahmen die Teams enge Kurven, dank guter Vorbereitung schafften sie es auch über die Kreisverkehre. Ein keinesfalls alltäglicher Transport, der viele Zuschauer anlockte.

Vergangenes Jahr trafen die ersten Windrad-Teile am Windpark Kälbling im Osten von Calmbach ein. Damals fuhren die großen Schwertransporte mit den unbeschreiblich dimensionierten Bauteilen mitten in der Nacht durch die Ortschaften. Bei diesem zweiten Transport wagten die Beteiligten die Fahrt bei Tag – und das mit Erfolg. Es erforderte jedoch einiges an Geduld, denn die schönen Sträßchen im Schwarzwald sind definitiv nicht für Fracht dieser Art ausgelegt. Kreisverkehre mussten halbseitig abgebaut werden, daran, eine solche Kurve zu nehmen, war nicht zu denken. Auch prüften die Teams die gesamte Strecke auf zu tief hängende Ampeln und Schilder, die vor dem Transport in Sicherheit gebracht werden mussten. Dank dieser guten Vorbereitung lief alles nach Plan, die Rotorblätter schafften es nach mehreren Stunden zum im Bau befindlichen Windpark. Kommende Woche werden die restlichen Teile nach Calmbach gefahren.

Bereits der nächtliche Transport hatte – trotz der späten Stunde – einige Schaulustige angelockt. Wie oft kann man Rotorblätter dieser Größenordnung schon aus der Nähe bestaunen? Meist sieht man sie ja nur von unten. Tatsächlich mussten die Zuschauer auch in diesem Fall die Köpfe nach oben recken, denn selbst liegend auf einem speziellen Hänger überragen die Bauteile einen Menschen. Wer von etwas weiter weg zusah, dem bot sich ein befremdlicher Anblick: eine rot-weiße Metallschwinge, die sich sogar weit über die Gebäude in den Ortschaften erhob und ganz allmählich vorwärts bewegte. Ein Foto aus der Vogelperspektive lässt ansatzweise erahnen, von welchen Dimensionen hier die Rede ist.

Nächste Woche beginnen die Arbeiten oben auf dem Kälbling mit der Errichtung der Windkraftanlage 2. Stahl-Turmteile, Gondel, Antriebstrang und Nabe wurden binnen drei Tagen installiert. Die Rotorblätter für Anlage 2 werden am Montag, 22. April, hochgezogen. An der Windkraftanlage 1 ist der gleiche Installationsprozess für die Woche nach Ostern vorgesehen.

Was wird im Windpark Kälbling gebaut?

Der Windpark Kälbling im Osten von Calmbach umfasst rund 70 Hektar. Der Standort befindet sich in einem Waldgebiet, das bislang forstwirtschaftlich genutzt wurde. Die Stadt Bad Wildbad hat als Eigentümer der Fläche im November 2015 eine Ausschreibung mit dem Ziel durchgeführt, einen Projektierer für den Windpark Bad Wildbad zu finden. Der Zuschlag ging im Juli 2016 an die EnBW, die entsprechenden Verträge wurden im August 2016 unterzeichnet. Im Juni 2023 erteilte das Landratsamt Calw die Genehmigung. Es werden zwei Windenergieanlagen errichtet. 2024 fiel der Startschuss, für dieses Jahr ist mit der Inbetriebnahme zu rechnen.Erwartet wird eine Jahresleistung von 23.500 Megawattstunden. Diese Strommenge reicht rein rechnerisch für 5.600 Haushalte. Geplant und genehmigt sind Anlagen vom Typ Vestas V162 mit 162 Meter Rotordurchmesser und 166 Meter Nabenhöhe.

Ein entscheidender Faktor für die Standort-Auswahl sind die Windverhältnisse. Um hier möglichst genaue und sichere Informationen zu bekommen, hat die EnBW von Dezember 2017 bis Mai 2018 eine Windmessung mittels Windmessmast auf dem Kälbling durchgeführt. Nach Auswertung der Daten durch einen zertifizierten Windgutachter wurde eine mittlere Windgeschwindigkeit von 6,2 Meter pro Sekunde auf Nabenhöhe 166 Meter ermittelt. Der Kälbling weist damit eine sehr gute Eignung für die Nutzung der Windkraft auf.

Durch die vom Land Baden-Württemberg vorgegebene Zielsetzung für den Ausbau von Windkraft und PV ist das Thema Windkraftanlagen seit einiger Zeit vermehrt im öffentlichen Diskurs angekommen. Oftmals regt sich auch Kritik. Was ist mit Umwelt- und Naturschutz? Wie viel Schatten wirft so ein Windrad? Und macht das keinen Lärm? Antworten auf diese Fragen liefern die vor der Genehmigung erforderlichen Fachgutachten. Über sie wird geprüft, ob der Windpark im Einklang mit den Belangen der Bevölkerung vor Ort sowie Umwelt und Natur steht. Für den Windpark Kälbling waren Neben den Gutachten zum Windaufkommen faunistische Erhebungen sowie die Erstellung von Schall- und Schattenwurfprognosen erforderlich.

Auf dem Kälbling wurde ein Vorkommen des Wespenbussards festgestellt. Dieser Greifvogel ist aufgrund seiner Lebensweise im Wald eine im Nordschwarzwald recht häufig anzutreffende Art, da sie hier offenbar gute Lebensbedingungen vorfindet. Um Konflikte zwischen dem Betrieb des Windparks und dem Vorkommen des Wespenbussards zu vermeiden, wird die EnBW umfangreiche Maßnahmen ergreifen, die dem Schutzstatus der Art gerecht werden. Das Vorkommen von Fledermäusen ist in allen baden-württembergischen Waldgebieten zu erwarten und auch auf dem Kälbling konnten mehrere Fledermausarten nachgewiesen werden. Um festzustellen, ob es während des Windparkbetriebs zu Konflikten kommt, ist in den ersten Betriebsjahren ein Gondelmonitoring vorgesehen, das heißt, die Anzahl der Fledermäuse auf Rotorhöhe wird erfasst. Selbstverständlich gelten für den Zeitraum dieser betriebsbegleitenden Erhebungen die vom Land Baden-Württemberg vorgeschriebenen Abschaltbedingungen.

In Sachen Lärm gelten die Schallimmissionsgrenzwerte der TA-Lärm (Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm). Beispielsweise darf die Schallimmission in reinen Wohngebieten 35 dB (A) in der Nacht nicht überschreiten. Außerdem gelten 40 dB (A) in allgemeinen Wohngebieten, 45 dB (A) in Mischgebiet, 50 dB (A) in Gewerbegebieten und 70 dB (A) in Industriegebieten. Im Kälbling wird die zulässige Grenzbelastung von 35 dB (A) – das entspricht in etwa dem Lautstärkewert in einer Bibliothek – bereits vor dem Ortsrand der umliegenden Ortschaften Calmbach, Oberreichenbach und Schömberg erreicht. Das ist auf die große Entfernung des Windparks von mehr als 1.000 Meter zu den Ortschaften zurückzuführen. Der Schatten, der sich durch die Bewegung der Rotorblätter stetig bewegt, ist ebenfalls reglementiert und darf acht Stunden im Jahr, beispielsweise auf einem Wohngebäude, nicht überschreiten. Pro Tag liegt das Maximum bei 30 Minuten. Würde das nicht eingehalten, greift eine Abschaltautomatik. In Richtung Calmbach wird der Schattenwurf in Richtung Calmbach quasi „abgeschnitten“ und erreicht nur sehr wenige Bereiche am Rand des Ortes. Die Ortschaften Oberreichenbach und Schömberg sind nicht vom Schattenwurf der geplanten Windenergieanlagen betroffen.

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von Redaktion NUSSBAUM
12.04.2025
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