Die Stummfilmfans kamen voll auf ihre Spenden. Wer konnte schon am vergangenen, hochsommerlichen Samstagabend 12 Grad Temperaturdifferenz, ein zehnjähriges Kultur-, ein 100-jähriges Filmjubiläum in einer 760-jährigen Location bieten? Der Stummfilmabend im rappelvollen Stettener Klosterkeller schaffte das. Und dies mit „Goldrausch“, dem Meisterwerk von Charlie Chaplin. Getoppt noch von Hans-Jörg Lund, dem virtuosen Mann am nagelneuen E-Piano. Ein Stummfilmabend ohne Hans-Jörg Lund und Jürgen Detel als „technischen Direktor“ ist nicht vorstellbar. Das Quellwasser des früheren Hechinger Esprit fließt weiter unter dem Dach des Fördervereins Klosterkirche und verwandelt sich in den Stettener Esprit. Eine wohltuende Mischung.
Jürgen Detel erinnerte an die zehn Stummfilme der vergangenen Jahre, eine wahre Hitliste der Stummfilmszene, beispielhaft „Nosferatu“ von W. Murnau, „Der Sonderling“ von K. Valentin oder „der Mieter“ von A. Hitchcock. Für 2026 ist „Der Musterschüler“ von Buster Keaton geplant
Hans-Jürg Lund erzählte die abenteuerliche Entstehungsgeschichte von „Goldrausch“, von den chaotischen Zuständen bei den Dreharbeiten inklusive der Liebesgeschichten Chaplins, die eng mit seinen filmischen Meisterwerken verbunden waren. Die Fans erlebten eine 90-minütige geniale Komposition von Realität und Traum, Action und Poesie. Die Wechsel zwischen rasanten, stillen und tragikomischen Szenen begleitete Hans-Jörg Lund einfühlsam, klangvoll verschmelzend mit den Bildern. Ein paar klassische Szenen und viele berührende Momente aus dem Film werden in Erinnerung bleiben: als der ausgehungerte Chaplin seinen Schuh genießerisch verspeiste … der berühmte „Brötchentanz“ oder die hochdramatische Szene in der schwankenden Hütte am Abgrund. Das ausgelassene Lachen im Klosterkeller war Programm.
Hannes Reis dankte der Fangemeinde von Herzen für den Besuch samt reichen Spenden. Und besonders würdigte der Klostervereinsvorsitzende Hans Jörg Lund für sein Geburtstagsgeschenk, ohne Gage den Film zu begleiten, mit exquisitem Wein und frischen, selbst geschleuderten Honig. Ein Zitat von Charlie Chaplin gab Reis, den in die oberirdische Hitze zu den kühlen Frankenweinen Entschwindenden mit auf den Weg. „Lebe so, wie du es für richtig hältst und geh, wohin dein Herz dich führt. Das Leben ist ein Theaterstück ohne vorherige Theaterproben. Darum: singe, lache, tanze und liebe! Und lebe jeden einzelnen Augenblick deines Lebens, bevor der Vorhang fällt und das Theaterstück ohne Applaus zu Ende geht“.