Das Problem Hitzeschutz wurde von Wolfgang Zabrzynski (VdK Gerlingen) an uns herangetragen. Unsere Zusage, mit Experten zu diskutieren und das Anliegen in die Bürgerschaft und den Gemeinderat zu tragen, konnten wir nun einlösen. Am Freitag trafen wir uns im Schulzentrum, um in unserer Veranstaltungsreihe „Grüne im Gespräch“, um „Hitzeschutz im Fokus“ zu diskutieren. Ziel war, das Bewusstsein für die zunehmende Hitzeentwicklung zu schärfen, deren Auswirkungen zu verstehen und Strategien zum Schutz der Menschen zu besprechen.
Die Fakten sind alarmierend: Seit 1881 ist die Temperatur in Deutschland um 1,7 °C gestiegen. Die Zahl der heißen Tage mit über 30 °C hat sich seit den 1950er-Jahren verdreifacht. Bis 2050 könnten sie sich nochmals verdoppeln. Hitzewellen fordern Menschenleben: Das Robert Koch-Institut schätzt für 2023 etwa 3.100 Todesfälle in Deutschland. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, Pflegebedürftige, Menschen in schlecht gedämmten Wohnungen, aber auch Kinder, Jugendliche und sportlich Aktive.
Nach einer Einführung durch Angela Neuburger-Schäfer und Björn Maier durfte ich die Runde moderieren. Sabine Wahl (1. Vors. KSG Gerlingen) berichtete von der unerträglichen Hitze beim KSG-Kinderfest im Juli auf dem Rathausplatz. Aufgrund der hohen Temperaturen war das Fest nur wenig besucht. Künftig wird es im Frühjahr stattfinden. Auch Sportangebote mussten abgesagt werden, da die Temperaturen für Teilnehmende wie Trainerinnen und Trainer gesundheitlich belastend waren. Sie berichtete von einer Wunschliste an Unterstützungs-Maßnahmen, damit die Ehrenamtlichen weiterhin ein umfangreiches Sportangebot anbieten können.
Wolfgang Zabrzynski (VdK Gerlingen) erläuterte die Auswirkungen der steigenden Temperaturen im öffentlichen Raum. Er wies auf immer mehr versiegelte Flächen und Autos hin, die das Problem verstärken. Auch Pflegeheime und das häusliche Umfeld seien von der Hitze betroffen, da oft keine ausreichende Isolierung oder Klimatisierung vorhanden ist. Er bemängelte, dass Gemeinderat und Stadtverwaltung viel zu langsam auf den Temperaturanstieg reagieren, obwohl die Analysen zu Risiken unstreitig sind und Aktionspläne vorliegen.
Peter Heydegger (Geschäftsführer Der Paritätische) informierte über die Sozialverbände in seiner Organisation. Auch er wies auf die steigende Übersterblichkeit wegen Hitze hin, gerade bei sozial Schwachen und besonders schutzbedürftigen Menschen. Sozialen Einrichtungen wie z. B. Alten- und Pflegeeinrichtungen, aber auch Flüchtlingsunterkünfte sind oft zu heiß. Sie sind überfordert, notwendige Maßnahmen zum Hitzeschutz zu planen, zu finanzieren und umzusetzen. Er wies besonders auf die Frage der sozialen Gerechtigkeit hin.
Aus Stuttgart gekommen war Simone Fischer (MdB und Mitglied im Ausschuss für Gesundheit). Sie setzt sich seit langem für sozial Schwächere und gesundheitlich beeinträchtigte Menschen ein. Sie bestätigte die vorgetragenen Analysen und Sorgen wie auch die Notwendigkeit zum Handeln. Als Bundestagsabgeordnete setzt sie sich dafür ein, dass der Bund mehr finanzielle Mittel für Klima- und Hitzeschutz vorsieht. Sie wies darauf hin, dass durch den Regierungswechsel Klimaschutz und Maßnahmen zur Klimaanpassung nicht mehr im Fokus stehen. Folglich wird auch kein Geld bereitgestellt. Ihre Fraktion wird sich aber weiter dafür einsetzen.
Wir freuen uns, dass unter den Gästen auch Verantwortliche für das Gerlinger Gemeinwesen waren, wie der Leiter des Bürgertreffs, Vertreter der lokalen Agenda 21 und Mitglieder des Freundeskreises Asyl. Am Ende waren sich alle einig, dass zu wenig, zu langsam getan wird.
Konkrete Maßnahmen für Gerlingen: Kühle Räume in öffentlichen Gebäuden mit barrierefreiem Zugang. Klimatisierung von Bürgertreff und Demenz-Tagespflege im Träuble, die bereits jetzt bei Hitzewellen zu heiß sind. Mehr Beschattung und Begrünung im öffentlichen Raum, vor allem auf dem Rathausplatz. Einbindung der Bevölkerung, um mehr Bäume, Hecken und Grünstreifen zu schaffen und Fassadenbegrünung voranzubringen. „Info-Ketten“ in der Bürgerschaft oder eine Information für Menschen ab 80 Jahren. Ausreichend Trinkbrunnen für Sporttreibende direkt an den Sportstätten. Sonnencreme-Spender und die Beschattung der Sportstätten am Rand von Spielstätten.
Unser Fazit: Hitzeschutz muss gestärkt werden. Vorsorge muss schneller organisiert werden, um die Folgen von Hitzewellen zu mildern und die Gesundheit zu schützen. Wir müssen Gerlingen besser vorbereiten. Es ist höchste Zeit. Hitzetote müssen vermieden werden und der Sommer soll in der Stadt und beim Sport weiterhin Spaß machen. Wir bleiben dran!
Monja Sales Prado