Aktionsformat vom 23. Mai bis 7. Juni

Hockenheim: Experiment temporäre Fußgängerzone ist zu Ende

Staatssekretärin Elke Zimmer besuchte am 2. Juni Hockenheim und nahm an einer Podiumsdiskussion zur temporären Fußgängerzone teil.
Am 2. Juni 2025 war die Staatssekretärin Elke Sommer (3.v.l.) in Hockenheim zu Gast. Sie nahm an einer Podiumsdiskussion zur temporären Fußgängerzone in der Karlsruher Straße teil.
Am 2. Juni 2025 war die Staatssekretärin Elke Sommer (3.v.l.) in Hockenheim zu Gast. Sie nahm an einer Podiumsdiskussion zur temporären Fußgängerzone in der Karlsruher Straße teil.Foto: GK

Die Innenstadt von Hockenheim hat für die Menschen, die dort leben, schon immer eine große Bedeutung besessen. Ein Indiz dafür sind unter anderem die verschiedenen Konzepte, die im Gemeinderat beschlossen wurden, insbesondere in Bezug auf den Einzelhandel, ein ganzheitliches Stadtmarketing und die Stadtentwicklung. Dazu zählt auch das integrierte Entwicklungskonzept sowie das klimafreundliche Mobilitätskonzept. Stets im Fokus steht die Frage, wie man die Stadtmitte aufwerten und die Aufenthaltsqualität sowohl für die Einwohner als auch für Besucher und ansässige Geschäftstreibende steigern kann. In diesem Zusammenhang kam das Projekt des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg mit dem etwas ungewöhnlichen Namen “THE STÄDT” der Stadt Hockenheim gelegen, welches die Förderung der Stadtmitten-Entwicklung durch das Verkehrsministerium zum Ziel hat. Die Absicht dieses Projektes ist es, die lokale Einzelhandelslandschaft zu stärken, die Aufenthaltsqualität zu steigern und nachhaltige Mobilität zu unterstützen. 27 Kommunen haben sich um die Teilnahme an diesem umfangreichen Projekt beworben, das aus zwei verschiedenen Teilprojekten besteht: einem Prozess-Coaching und Aktionsformaten. Acht Städte und Gemeinden wurden schließlich ausgewählt, um aktiv an dem Projekt mitzuwirken. Hockenheim ist in beiden Teilprojekten präsent.

Temporäre Fußgängerzone

Im Rahmen des Prozesscoachings wurden die Anwohnerinnen und Anwohner sowie die Geschäftsinhaber entlang der Karlsruher Straße zu einem Workshop eingeladen. Während dieses Workshops diskutierten sie gemeinsam über die Möglichkeiten, wie die Karlsruher Straße zu einem lebenswerten und zukunftsfähigen Ort entwickelt werden kann. Das Aktionsformat begann am 23. Mai und wurde bis zum 7. Juni mit einer temporären Fußgängerzone in der Karlsruher Straße als Testphase durchgeführt. Durch die Einführung neuer Sitzmöglichkeiten und zusätzlicher Pflanzen wurde die Aufenthaltsqualität in diesem Bereich spürbar gesteigert.

Podiumsdiskussion

Vergangene Woche (2. Juni) stattete Elke Zimmer, die Staatssekretärin im Verkehrsministerium, dem Projekt einen persönlichen Besuch ab, um sich selbst ein Bild vom Fortschritt zu machen. Außerdem nahm sie an einer Podiumsdiskussion teil. Die Moderation dieser Podiumsdiskussion, die um 14.30 Uhr stattfand und eigentlich eine größere Resonanz verdient gehabt hätte, übernahm souverän Dr. Sonja Rube. Sie wies darauf hin, dass die Entwicklung von Stadtzentren und Ortskernen in der gesamten Republik sowie in ganz Europa ein äußerst relevantes Thema sei. Nach einem einleitenden Grußwort von Oberbürgermeister Marcus Zeitler kam Staatssekretärin Elke Zimmer zu Wort. “Ich danke Ihnen, dass Sie den Mut aufgebracht haben, sich für dieses Projekt zu bewerben. Es gibt dafür kein vorgefertigtes Konzept, Sie sind ins kalte Wasser gesprungen. Ich schätze Ihren Mut und Ihre Bereitschaft zur Innovation”, erklärte sie. In der Tat hat die Stadt Hockenheim den Sprung ins kalte Wasser gewagt. “Wir testen es einfach mal. Irgendwann muss man den ersten Schritt machen und eine Entscheidung treffen. Das Programm hat uns motiviert, aktiv zu werden. Jetzt sprechen wir erneut über die Karlsruher Straße, und es ist großartig, dass wir unsere Argumente austauschen können”, äußerte der Oberbürgermeister.

Mehrwert für die Menschen

Elke Zimmer erkannte in der Bevölkerung den Wunsch, in die Ortsmitte zu kommen, sich dort zu treffen, um einen Kaffee zu genießen und einzukaufen. Julian Gedemer, Referent des Städtetags Baden-Württemberg, teilte diese Sichtweise: “Cafés, Gastronomie und Einzelhandel profitieren gegenseitig voneinander. Einkaufen und die Stadt zu besuchen ist ein Erlebnis und bietet den Menschen einen zusätzlichen Mehrwert", führte er aus, bemerkte jedoch auch den wachsenden Trend zum Online-Handel. Christian Hörmann , Geschäftsführer der Cima, die sich mit Stadt- und Regionalentwicklung befasst, ging auf zwei Studien ein. Handelsgeschäfte gehen zurück, die Bedeutung der Gastronomie nimmt zu, so die Ergebnisse. Gefordert würden mehr Aufenthaltsqualität und mehr Grünfläche. “Je länger Menschen irgendwo bleiben, desto mehr Kopplungsgeschäft entsteht. Deshalb muss das Ziel sein, die Verweilqualität zu erhöhen”, so Hörmann. Julian Gedemer erkannte bei dem Aktionsformat in Hockenheim einen Veränderungs- und Experimentierwillen. “ Zwei Wochen als Experimentierraum ist schön, aber wir brauchen ein Verstetigungskonzept”, forderte er und er fand es auch schade, dass viele Experimente in Konflikten bis hin zum Klageweg enden.

Beste Lösung für die Gemeinschaft

Auf diese Konflikte ging Elke Zimmer ein. “ Es geht nicht darum, für den Einzelnen die maximale Lösung herauszubekommen, sondern für die Gemeinschaft die beste Lösung. Es geht darum, den Weg miteinander zu gehen und nicht konfrontativ gegeneinander”, und sie machte weiterhin klar: ”Nichtstun geht nicht. Wenn man am Ende sagt, so war es vielleicht noch nicht richtig, wird man überlegen müssen, wie man die Innenstadt in Zukunft gestaltet, vielleicht mit anderen Konzepten.”

Christoph Henninger, der in der Stabsstelle OB Kommunikation tätig ist, und Georgio Luis, der vom Café Lato kommt, traten gemeinsam auf das Podium, um ihre Eindrücke und Gedanken zu teilen. Christoph Henninger zeigte sich überrascht von den durchweg positiven Rückmeldungen der Anwohner, mit denen er in Kontakt trat. Er persönlich schätzt die neu aufgestellten Möbel und deren Einfluss auf die Umgebung sehr. Georgio Luis hingegen merkte an, dass es im Vergleich zu früherer Zeit wesentlich ruhiger ist, was er als angenehm empfindet. Gleichzeitig stellte er jedoch fest, dass auch deutlich weniger Menschen unterwegs sind, was für die Einzelhändler und die Gastronomie problematisch sein kann. "Der Einzelhandel und die Gastronomie sind darauf angewiesen, dass Menschen in der Gegend sind", betonte Luis.

Wie wird es nun weitergehen? Am 16. Juli wird es in einer zusätzlichen Sitzung die Möglichkeit geben, die Erfahrungen aus der praktischen Phase des Projekts zu erörtern. Der Gemeinderat wird anschließend eine Entscheidung über das weitere Vorgehen treffen. Dabei wird es wahrscheinlich von großer Bedeutung sein, eine schlüssige Antwort auf die Frage zu finden: Was sind die notwendigen Attraktionen, die die Menschen anziehen und dazu bringen, in die autofreie Zone zu kommen? (GK)

Erscheinung
exklusiv online
von Redaktion NUSSBAUM / GK
10.06.2025
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