Der Männergesangsverein Liedertafel 1874 Hockenheim feiert in diesem Jahr ein besonderes Ereignis – sein 150-jähriges Bestehen. Laut den Überlieferungen wurde der Verein im Jahr 1874 von einer Gruppe von 25 gesangsbegeisterten Männern gegründet, die sich in einem reinen Männerchor zusammenfanden. Seit dieser Gründung hat der Verein eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht. Im Jahr 1980 wurde ein Frauenchor ins Leben gerufen, gefolgt von der Gründung eines Kinderchors im Jahr 1987. Im Jahr 2011 kam ein gemischter Chor hinzu. Heute besteht der Verein aus insgesamt vier verschiedenen Chorgruppen, die etwa 90 engagierte Sängerinnen und Sänger umfassen. Diese Chöre präsentieren ein vielfältiges Repertoire, das die gesamte Breite der Chormusik abdeckt, einschließlich Gospel, Pop, Folklore, Operette und Musical.
Zum Abschluss des Jubiläumsjahrs gab der Verein am 20. Oktober 2024 um 17.00 Uhr ein Festkonzert in der vollbesetzten Stadthalle in Hockenheim und stellte dabei all seine Chöre der Öffentlichkeit vor. Unter der Leitung von Chorleiter Christian Aranowski wurde ein abwechslungsreiches Programm präsentiert, das die Zuhörer auf eine Reise durch verschiedene Musikgenres führte, darunter Oper, Operette, Musical sowie eine Auswahl klassischer und moderner Chorliteratur.
Christian Aranowski, der an der renommierten Hochschule Mozarteum in Salzburg studierte und sich auf Orchesterdirigieren sowie Chorleitung spezialisierte, hat sich als bedeutender Dirigent etabliert. Er lebt in Heidelberg und gründete im Jahr 2006 das professionelle, überkonfessionelle Symphonieorchester „Oekumenische Philharmonie“, dessen künstlerischer Leiter er seitdem ist. Dank seiner Kontakte trat dieses Orchester ebenfalls beim Festkonzert auf und bereicherte die Veranstaltung mit seiner musikalischen Darbietung.
Im ersten Teil der Aufführung vor der Pause boten sowohl der Männerchor als auch der Frauenchor eine Auswahl von Liedern aus der klassischen Chormusik dar. Zum Auftakt der Veranstaltung präsentierten die Männer eindrucksvoll den Fliegermarsch, ein Werk von Otto Groll, das sofort die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zog. Es folgten meisterhaft interpretiert das bekannte Stück “O Isis und Osiris” aus Wolfgang Amadeus Mozarts berühmter Oper “Die Zauberflöte” sowie der mitreißende Jägerchor aus Carl Maria Webers Oper “Der Freischütz”. Darüber hinaus erfreuten die Sänger die Anwesenden mit der Darbietung von Otto Grolls “Adelita”, einem weiteren schönen Stück.
Der Männerchor, unter der Leitung von Frank Christian Aranowski, war bestens vorbereitet und zeigte sich in hervorragender Form, was jeder im Saal deutlich spüren konnte. Der Frauenchor orientierte sich mit “Barcarolle” aus Jacques Offenbachs “Hoffmanns Erzählungen”, “Die Meere” von Johannes Brahms und “Gebet der Agathe” aus dem “Freischütz” zunächst ebenfalls an der klassischen Chormusik, hatte dann aber auch Andrew Lloyd Webbers “ Schau, was Liebe ändern kann” im Repertoire.
Chöre sind eine beeindruckende Form musikalischer Darbietung, da sie sich als eine starke Gemeinschaft präsentieren, die durch ihren Zusammenhalt geprägt ist. Diese Gemeinschaft hat das Ziel, ein harmonisches Gesamtwerk zu erschaffen, das aus den einzigartigen und unterschiedlichen Stimmlagen der Sängerinnen und Sänger besteht. Es wird deutlich, dass die Musiker nur im Zusammenspiel ihre Kunst verwirklichen können, was bedeutet, dass sie aufeinander angewiesen sind. Ein Musikensemble erfüllt somit die grundlegenden Kriterien einer Gruppe, in der jede einzelne Stimme zu dem Gesamtklang beiträgt.
Im Kontrast zu dieser Gruppenperformance stand die Sopranistin Martina Ahnepohl, die sich als Solistin präsentierte. Mit ihrem eindrucksvollen Auftritt des Stückes “o mio babbino caro”, das von dem berühmten Komponisten Giacomo Puccini stammt, demonstrierte die voll ausgebildete Sängerin ihr herausragendes Talent und ihr Können. Ihr Auftritt wurde mit viel Applaus belohnt, was ihre Leistung mehr als gerechtfertigt. Am Ende des ersten Teils des Konzerts trat der Gemischte Chor auf und trug unter anderem Frank Christian Aranowskis Lied “Miteinander leben” vor.
Nach der Pause zeigten die CHORios eindrucksvoll ihre Qualitäten mit einer wunderbaren Darbietung von "I feel pretty" und "Somewhere", zwei beliebten Liedern aus dem berühmten Musical "West Side Story". Zudem wagte sich der Gemischte Chor an diverse Stücke aus dem Bereich Rock und Pop, was eine erfrischende Abwechslung darstellte. Ob es nun um die zauberhaften Klänge von “Scarborough Fair” oder die melancholischen Töne von “The Sound of Silence” handelt, die von Simon and Garfunkel stammen, die Zuhörer waren fasziniert. Ebenso beeindruckend waren ihre Interpretationen von “Hymn” von Barclay James Harvest und das ikonische “Halleluja” von Leonard Cohen, welche in der Chormusik eine ganz besondere Stimmung und emotionale Tiefe erzeugten.
Diese Lieder in ihrem einzigartigen Chor-Arrangement, boten den Anwesenden ein unvergessliches musikalisches Erlebnis, das die Vielfalt und das Können der Chormitglieder unterstrich. Das Jubiläumskonzert des MGV Liedertafel 1874 zum Abschluss des Jubiläumsjahr wird sicherlich als Höhepunkt in die Chronik des Vereins eingehen. Die zahlreichen Gäste, die sich in der Stadthalle versammelt hatten, wurden mit einer herausragenden Darbietung von Chormusik verwöhnt. Die sorgfältige Auswahl der Titel sowie die gelungene Performance spiegelten die hervorragende Arbeit wider, die im Verein geleistet wird, und zeugten von einer bemerkenswerten musikalischen Qualität. Darüber hinaus erhielt der Chor wertvolle Unterstützung von den talentierten Musikerinnen und Musikern der "Oekumenischen Philharmonie", die gemeinsam zu einem unvergesslichen Erlebnis beitrugen.