Während die Abiturienten in Baden-Württemberg noch bis Ende April ihren ersten Prüfungen entgegenfiebern, ist der Prüfungsstress für Realschülerinnen und Realschüler bereits jetzt real.
Auch an der Theodor-Heuss-Realschule haben die Prüfungen seit Mitte Januar begonnen. Zwar stehen auch dort – wie landesweit in Baden-Württemberg – die schriftlichen Prüfungen erst im Mai an. Allerdings finden zentrale Prüfungsteile des Faches Englisch und der Wahlpflichtfächer ab dem zweiten Halbjahresbeginn an.
So wurde der Schulbetrieb die letzte Woche durch die Abnahme der Kommunikationsprüfungen im Fach Englisch beeinträchtigt. Mehr als 120 Schülerinnen und Schüler mussten sich jeweils 15 Minuten im monologischen Sprechen bei einer Kurpräsentation sowie im dialogischen Sprechen mit einem Partner beweisen. Dabei galt der Ablauf nicht nur für die vier zehnten Klassen, die den Realschulabschluss forcieren, sondern auch für die beiden neunten Klassen, die den Hauptschulabschluss anstreben. Dabei freuten sich Enes aus der 9e, der für sein Präsentationsthema „Boxen“ in ein Boxer-Outfit schlüpfte, sowie Klassenkamerad Musti über sehr gute Ergebnisse, die am Ende mit der schriftlichen Prüfung verrechnet werden. „Am Anfang ist man natürlich aufgeregt, beispielsweise ob man seinen Präsentationstext kann, aber irgendwann kommt man ins Reden“, sagen sie. Auch Englischlehrerin und Prüferin Dorothee Dietz freut sich mit den beiden. Sie hat in der Funktion als Prüferin und Prüfungsprotokollantin in fünf Tagen in der Woche einen ganzen Prüfungsmarathon absolviert.
Klar ist: Die Durchführung solcher Prüfungen im laufenden Betrieb belastet auch den Stundenplan, der vor allem an großen Sekundarschulen komplex ist. Durch das Ausfallen der Prüfungslehrkräfte für die Prüfungen müssen zahlreiche Stunden durch andere Lehrkräfte vertreten werden – oder eben ausfallen.
Parallel müssen die Realschüler aber noch für anderen Prüfungen ran. In den Wahlpflichtfächern Technik und AES (Alltagskultur, Ernährung und Soziales) müssen fachpraktische Prüfungen absolviert werden sowie in einem mündlichen Kolloquium Reflexionskompetenz und Fachwissen unter Beweis gestellt werden.
In AES geht es dabei um die korrekte, praktische Zubereitung eines Nahrungsmittels in der Schulküche und anschließend den fundierten Vergleich mit einem Fertigprodukt.
In Technik gilt es, anwendungsbezogene Modelle oder Schaltungen zu bauen, herzustellen und anhand diesen die zugrundeliegenden technischen Funktionsweisen darzustellen und zu erklären.
Im Wahlpflichtfach Französisch müssen sich die Schülerinnen und Schüler ebenfalls in einer Kommunikationsprüfung ihre Sprachkompetenz in der zweiten Fremdsprache beweisen.
Und nebenher läuft der normale Unterricht mit und es stehen natürlich auch noch Klassenarbeiten an. „Das Schlimme sind nicht einmal die vielen Termine, sondern das Wissen, dass die Prüfungen noch bis Ende Juni laufen und man aber im normalen Unterricht immer abliefern muss“, sagt Amelia aus der 10a. Dass da irgendwann nur noch wenig Kapazität mehr für Sprachbetrachtung und deutsche Grammatik ist, kann auch Deutschlehrer Robin Pitsch teilweise nachvollziehen.
Die Prüfungen der Wahlpflichtfächer werden mit den Kolloquien in der ersten Aprilwoche abgeschlossen.
Die Anwärter des Hauptschulabschlusses haben ihren ersten Prüfungsteil – die Projektprüfung im Fach WBS (Wirtschaft-, Berufs- und Studienorientierung) – glücklicherweise bereits Anfang Februar abgeschlossen.
Nach den Osterferien haben alle Abschlussschülerinnen und -schüler zum Glück noch drei Wochen Zeit, um sich vorzubereiten, denn der Reigen der schriftlichen Prüfungen beginnt mit dem Dienstag, 20. Mai, mit dem Fach Deutsch. Hier werden dann die Kompetenzen mit Aufgaben zu Textverständnis, Grammatik, Rechtschreibung, Lektüre, kreative Textsorte sowie einem großen Aufsatz (Erörterung oder Lyrik- oder Prosabetrachtung) gleichzeitig abgeprüft. Es folgen die Fächer Englisch, Mathematik und das Wahlpflichtfach. Mündliche Prüfungen werden nur in Mathematik und Deutsch im Juli abgenommen – und nur, wenn es sich für die Note noch zum Verbessern lohnt. Trotz allem – sowohl Enes, Musti als auch Amelia sagen unisono: „Wir sind froh, wenn es vorbei ist und wir die Zeugnisse in Händen halten dürfen.“ (rp)