Die Lebensleistungen zweier Ausnahme-Stadträte, wie Bürgermeister Frank Volk die ehemaligen Stadträte Winfried Schimpf und Jürgen Rehberger nannte, fanden in einer Feierstunde in der Aula des Schulzentrums durch die höchsten Auszeichnungen, die die Stadt zu vergeben hat, Würdigung, Wertschätzung und Anerkennung.
Beide waren jahrzehntelang in der Kommunalpolitik – zusammen 84 Jahre – tätig und haben sich dieses Jahr entschieden, nicht mehr zur Kommunalwahl anzutreten, wodurch sie aus dem Gemeinderat ausscheiden. Die Ehrungen fanden vor viel Publikum statt, darunter Familienangehörige, Gemeinderäte, Vereinsvertreter und zahlreiche Bürgerinnen und Bürger.
Schimpf und Rehberger unterstützten stets die Vereine, auch durch ihre Mitgliedschaft. Deshalb war es ihnen ein Anliegen, auf Geschenke zu verzichten und stattdessen um Spenden für das DRK zu bitten. Bereitschaftsleiterin Alexandra Erni stellte in diesem Zusammenhang das Helfer-vor-Ort-System vor, das darauf abzielt, die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungswagens zu überbrücken. Ein speziell ausgestattetes Fahrzeug soll dafür beschafft werden. Die Feierstunde wurde musikalisch von den Musikschülerinnen Lucy und Linda Zhou aus der Klavierklasse von Lilli Betke-Hermann (Musikschule Neckargemünd) gestaltet.
Volk betonte am Ende der Veranstaltung die Vorbildfunktion der beiden Geehrten. Sie hätten sich als streitbare Demokraten gezeigt, immer die Stadt im Blick gehabt und nie die Eigeninteressen in den Vordergrund gestellt. Dies sei für die Gesellschaft unverzichtbar, so Volk.
Winfried Schimpf war insgesamt 49 Jahre als SPD-Gemeinderat und Bürgermeisterstellvertreter engagiert. Er erhielt für sein Engagement zum Wohle der Stadt und ihrer Bürger, das er in herausragender Weise ausübte, die Ehrenbürgerwürde der Stadt. Mit dieser Ehrung ist er der dienstälteste Stadtrat in den Annalen der Stadt und nunmehr der siebte Ehrenbürger der Stadt überhaupt.
In seiner Laudatio hob Volk hervor, dass die Vergabe der Ehrenbürgerwürde in den vergangenen 150 Jahren sehr zurückhaltend praktiziert wurde und diese Ehrung daher besonders hoch einzuschätzen sei. Schimpf begann sein Wirken in Neckargemünd 1971 als Gymnasiallehrer und engagierte sich ab 1975 im Gemeinderat. „Sucht der Stadt Bestes“ – diese Maxime bestimmte stets sein Handeln. Schimpf gehörte dem Gemeinderat zehn Wahlperioden lang ununterbrochen an, war Fraktionsvorsitzender der SPD-Fraktion und bekleidete verschiedene stellvertretende Bürgermeisterposten. Seit 2009 vertrat er zudem die Interessen der Stadt im Kreistag.
Frank Volk betonte die Vorbildfunktion des Geehrten, der durch sein Fachwissen, politisches Fingerspitzengefühl und Verantwortungsbewusstsein die Lebensqualität und Zukunftsfähigkeit der Stadt maßgeblich verbessert habe. Schimpf war zudem Gründungsmitglied der Volkshochschule Eberbach-Neckargemünd und im kirchlichen Gemeindeleben der Arche verankert. Volk dankte auch Schimpfs Ehefrau Christiane für ihre Unterstützung. In seiner Dankesrede richtete Schimpf herzliche Worte an seine Familie, an seine Frau und seine beiden Kinder – teilweise von weit mit ihrer Familie angereist. Er zeigte sich überrascht von dieser besonderen Ehrung und betonte seine Dankbarkeit, dass ihm nach einem Herzinfarkt vor über sechs Jahren noch weitere Zeit geschenkt wurde. Neckargemünd bezeichnete er als seine Heimat, in der er sich wohlfühlt.
Über sieben Wahlperioden hinweg war Jürgen Rehberger als FW-Gemeinderat tätig und gilt damit als kommunalpolitisches „Urgestein“. Für seine großen Verdienste um die Stadtgesellschaft und die Entwicklung Neckargemünds erhielt er den Ehrenring der Stadt. Bürgermeister Volk würdigte in seiner Laudatio Rehbergers bürgerschaftliches Gesamtbewusstsein und idealistisches Handeln im Interesse der Gemeinschaft. Rehberger war seit 1989 im Stadtrat, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler und bekleidete verschiedene stellvertretende Bürgermeisterposten. Er war Mitglied in zahlreichen Ausschüssen und im Aufsichtsrat der Stadtwerke Neckargemünd GmbH. Volk hob hervor, dass Rehberger von Haus aus „Banker“ immer die Finanzen der Stadt im Blick hatte und sich für eine solide Finanzplanung einsetzte.
Als „waschechter Kurpfälzer“ vereine Rehberger Eigenschaften wie Lebensfreude, Familiensinn, Herzlichkeit, Fleiß und Geselligkeit. Er engagierte sich besonders für Projekte zur Verbesserung und Modernisierung der Stadt, die Zukunft für Kinder und Jugendliche sowie die Vereins- und Gewerbeinfrastruktur. Volk erwähnte den Bau der Clubhäuser der Fußballvereine und das Vereinsheim des TV 07 Kleingemünd als Beispiele für Rehbergers Engagement.
Sichtlich gerührt begann Jürgen Rehberger seine Rede und dankte vor allem seiner Familie, seiner Ehefrau Rosi und den drei Kindern für ihr Verständnis und ihre Unterstützung. Er betonte, wie viel er persönlich während seiner kommunalpolitischen Tätigkeit gelernt habe und verabschiedete sich mit einem lachenden und weinenden Auge aus dem Gemeinderat, in dem er nun nicht mehr zu städtischen Themen gefragt werde. (du)