Eigentlich ist Horst Stierand gar kein waschechter Schwabe, sondern ein „Reigschmeckter“. Im Sudentenland geboren, wurde der 85-Jährige mit seiner Familie in der Nachkriegszeit aus dem Sudentenland vertrieben, über Ulm kam er 1946 nach Eislingen. „Anfangs hatte ich es sehr schwer mit dem schwäbischen Dialekt“, erzählt Stierand. Vieles, was er hörte, verstand er nicht. Aber der kleine Horst hat gelernt Schwäbisch zu schwätza.
Fußballverein als Sprachschule
In der Schule wurde eher auf Hochdeutsch gesetzt, aber beim Fußballverein und von seinen Freunden hat er den Dialekt gelernt und der frühere Gymnasiallehrer will das Schwäbische bewahren. „Der Dialekt wird früher oder später aussterben“, ist sich Stierand sicher. Was ist eigentlich so typisch schwäbisch? Dieser Frage geht der Autor, der schon vor vielen Jahren zwei 400-Seiten-starke Bücher zum Thema schwäbischer Humor und der Zeitgemäßheit des Dialekts veröffentlicht hat, auf den Grund.
Sein neuestes Werk mit dem Titel „Allerlei Schwäbisches- zum Vortragen in geselliger Runde“ bezeichnet Stierand nicht als Buch, sondern als Heft.
Heute wird „Soft-Schwäbisch“ geschwätzt
Die Schrift in seinen Erstlingswerken sei zu klein gewesen, insgesamt alles zu überfrachtet, meint er selbstkritisch. Jetzt hat er das geändert und das Leseerlebnis ist aufschlussreich und teils auch höchst amüsant. Den Dialekt, den die meisten Schwaben noch sprechen, bezeichnet der 85-Jährige als Soft- oder Schleiflackschwäbisch, mit wenigen urschwäbischen Elementen. Hand auf`s Herz, wer kennt sie noch, die vielen urschwäbischen Ausdrücke, die vom Muggaseggele, Entaklemmer, Hennadäbberle oder Semsagräbsler bis zum Grasdackl oder „Dätsch-mr“ und „Sott-mr“ reichen. „Ein Dialekt ohne prägende Charaktermerkmale gleicht einem Skelett“, sagt Stierand.
Thadäus Troll hat inspiriert
Das Interesse am Schwäbischen wurde vor einigen Jahrzehnten geweckt. Auf dem Eislinger Weihnachtsmarkt ist Stierand auf zwei Bücher von Thaddäus Troll gestoßen und befasst sich seither mit der Dialektforschung. Die Weilheimer Bücherei, mit einer gut sortierten Sammlung schwäbischer Literatur, war ein großer Fundus.