
Die neue Grundsteuer schlägt in Bad Wildbad voll durch – und trifft ausgerechnet das touristische Aushängeschild der Stadt. Im Zentrum der jüngsten Gemeinderatssitzung zum Wirtschaftsplan 2026 der Touristik GmbH stand eine Zahl: 109.000 Euro. So viel soll die Gesellschaft künftig an Grundsteuer für die Liegenschaften des Landes zahlen, insbesondere für den historischen Kurpark. Zum Vergleich: Bisher fielen lediglich 21.000 Euro an.
Explosionsartige Kostensteigerung
Prokuristin Stefanie Eisele erklärte das geplante Defizit für 2026 maßgeblich mit dieser Kostenexplosion. Während die Stadt die Steuer für den historischen Bereich früher stets erlassen hatte, sieht das neue Landesgrundsteuergesetz dies nicht mehr automatisch vor. Ein Erlassantrag des Finanzministeriums liegt zwar vor, über diesen kann der Rat aber erst Anfang 2026 entscheiden. „Eine Erstattung in Höhe von 95.000 Euro würde uns sofort in die schwarzen Zahlen bringen“, so Eisele. Auch Stadtkämmerer Tido Lüdtke zeigte sich über die Höhe der Summe überrascht und kündigte eine Nachprüfung beim Finanzministerium an.
Transparenz-Kritik der FWV Trotz der sachlichen Erklärung sorgte der Wirtschaftsplan für politische Reibung. Rita Locher (FWV) kündigte die Enthaltung ihrer Fraktion an. Sie forderte mehr Transparenz und eine tiefere Prüfung von Personalkosten und Mieten im Aufsichtsrat. Man müsse sich den Themen dort intensiver annehmen, um das Ergebnis zu verbessern.
„Betrieb nicht stören“: SPD und CDU kontern Diese Haltung stieß bei den anderen Fraktionen auf Unverständnis. Ursula Jahn-Zöhrens (SPD) betonte die Informationspflicht der Aufsichtsratsmitglieder gegenüber ihren Fraktionen: „Bitte nicht das laufende Geschäft in Frage stellen.“ Jochen Borg (CDU) warnte eindringlich vor einer Verzögerung der Freigabe, was den gesamten Betrieb der Touristik gefährden würde. Er sehe kein Problem bei der Aufgliederung der Zahlen: „Die Arbeit ist gut, das muss laufen.“
Mehrheitliche Zustimmung
Bürgermeister Marco Gauger drängte schließlich auf eine Entscheidung, um die Handlungsfähigkeit der Gesellschaft zu sichern. Am Ende wurde der Wirtschaftsplan, der Ausgaben von rund 2,7 Millionen Euro vorsieht, mehrheitlich angenommen – bei fünf Enthaltungen der FWV und einer Gegenstimme der AfD. Das Schicksal der „Kurpark-Steuer“ entscheidet sich nun endgültig in den Sitzungen zu Beginn des neuen Jahres.
Geplante Erträge: 2.560.350 Euro
Geplante Aufwendungen: 2.702.500 Euro
Knackpunkt: Grundsteuer-Anstieg von 21.000 Euro auf 109.000 Euro.
Investitionen: Keine neue Kreditaufnahme vorgesehen. (mm)

