Einen bemerkenswerten Abend hat die Stadt Süßen am Tag der Befreiung von der NS-Herrschaft und dem 80. Jahrestag des Kriegsendes durchgeführt. Auch viele Mitglieder unseres Ortsvereins waren bei der gut besuchten Veranstaltung in der Zehntscheuer. Dazu bleibt als besonders eindrücklich widerzugeben: Der Referent Joachim Ziller charakterisierte den Widerstandskämpfer Georg Elser als selbstbewussten, tüchtigen schwäbischen Landsmann aus Königsbronn an der Brenz, der in seinem Lebensalltag als Handwerker und Arbeiter schnell merkte, dass sich die politische Situation im „Dritten Reich“ für die einfachen Leute schnell und tiefgreifend verschlechterte. Er bedauerte Freunden gegenüber, dass die Juden „so geplagt“ wurden. Nach dem Münchner Abkommen war für Elser dann gewiss, dass ein Angriffskrieg Hitlers bevorstand; deshalb plante er allein ein Attentat auf Hitler im Münchner Bürgerbräukeller, das er dann versuchte, am 9. November 1939 durchzuführen. Bekanntlich misslang das Attentat, weil Hitler entgegen seinen Gewohnheiten früher abreiste. Eindrücklich beschrieb der Referent und ehemalige Hauptamtsleiter von Königsbronn die menschenunwürdige Haft, die Georg Elser im KZ Sachsenhausen und zuletzt im KZ Dachau erleiden musste. In Dachau wurde er isoliert von den Mitgefangenen inhaftiert und NS-Befehlsempfänger richteten Georg Elser noch am 9. April 1945 hin. Die Verhöre, die Angehörige, Freunde und Mitbürger Elsers in seinem Heimatort über sich ergehen lassen mussten, hinterließen tiefe seelische Verletzungen; diese verhinderten die Aufarbeitung des Geschehens gleich nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein Arbeitskreis von Bürgerinnen und Bürgern von Königsbronn und Umgebung bildete sich in den 1990er-Jahren und sorgte dafür, dass Georg Elser nicht dem Vergessen preisgegeben wurde. Den Mitgliedern der Süßener Stadtverwaltung insbesondere Frau Carola Eberhard, Herrn Alexander Starke und Herrn Bürgermeister Marc Kersting, die die Ausstellung zu Georg Elser (noch bis 16. Mai im Rathaus), den Vortrag und das Projekt „Straßenname erklärt“ durch ihr Engagement möglich gemacht haben, gilt unser herzlicher Dank.
Reiner Scheifele, Eberhard Herrmann