Schon die auffälligen Plakate, die für die beiden Aufführungen am 10. und 11. April warben, ließen erahnen, dass das Publikum in der voll besetzten Aula des Gymnasiums Dornstetten keine „klassische“, keine „normale“ Theateraufführung erwarten durfte. Eine szenische Collage aus Gedanken zum Erwachsenwerden, ein Einblick in Gedanken der jungen Erwachsenen zu ihrer Zukunft, dargestellt in Sprache, Bewegung und Musik, wurde auf der Bühne eindrucksvoll in Szene gesetzt. In ihrem ersten Kursjahr hatten sich die Elftklässler unter der Leitung von Wibke Moog mit ganz verschiedenen Aspekten des Erwachsenwerdens beschäftigt, von der ersten großen Liebe, Klausur- und Schulstress über Freundschaft, kleine und große Sorgen, bis hin zu der großen Frage: Fallen oder Fliegen – wie sieht meine Zukunft aus? Dabei waren nicht nur sämtliche Texte, ob Dialoge, additiv vorgetragene Gedankenfetzen oder Monologe im Zwiegespräch mit sich selbst, von den Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern selbst geschrieben. Wirkungsvoll wurden die Formulierungen auch durch musikalische Einspielungen, sinnstiftende Bewegungen auf der Bühne und pantomimische Choreografien ergänzt.
Wenn die neun Schauspieler und Schauspielerinnen stakkatoartig im Takt ihr Abitur auf der Bühne schreiben, wenn sich Gespräche unter Freundinnen ums Küssen drehen oder um zu strenge Eltern, wenn Unsicherheit die Bühne dominiert bei der Frage, wie man auf andere wirkt, wirken will, wirken soll, und wenn nicht mehr klar ist, ob ein Glaube an Gott Unterstützung oder Belastung ist – dann war das Publikum ganz nah an den Gedanken und Emotionen der sogenannten Generation Z. Beeindruckend, ja fast berührend war die Tatsache, dass die Kursteilnehmer dabei eben keine vorgefertigten Texte verwendeten, sondern ihr Innerstes der Welt öffneten, das Publikum mitnahmen in ihre ganz persönliche Gedankenwelt, denn hinter einer „klassischen“ Rolle wollte und konnte sich auf der Bühne keiner versteckten. Kontroverse Themen wie Homosexualität, Glaube, die eigene Identität und das Spannungsfeld zwischen Individualität und den Erwartungen anderer vor Eltern, Lehrern und Mitschülern zu thematisieren, erfordert Mut. Die großen, „ernsten“ Fragestellungen des Lebens wurden ergänzt durch Momente, die zum Schmunzeln und Mitlachen einluden – Parodien auf erlebte Unterrichtsszenen, Schüler- und Lehrertypen als Comic-Relief. Besonders authentisch und überzeugend waren die Reflexionen über die Sinnhaftigkeit des in der Schule vermittelten Stoffs, vom stupiden Lernen von (für das Leben wirklich relevanten?) Fakten und das schwallartige Ausspucken derselben bei Klausuren, nur um danach alles wieder zu vergessen … „Coming of Age“ endete mit einer „Sneak-Preview“ auf den Abiball der jetzigen Jahrgangsstufe 1, wo deutlich wurde: Schule war (und ist) trotz allem ein Ort der Gemeinschaft, der Freundschaft, ein Ort, der einem die Tore zur eigenen, individuellen Zukunft öffnet – und, wie wurde so schön gesagt, „irgendetwas wird sich schon ergeben …“.
„Im Chaos vergeht das Kindliche“, „Wohin? Vorwärts!“ und „Freiheit ist Mut, den eigenen Weg zu gehen“ – Leitmotive dieser Art wurden dem Publikum am Ende mit auf den Weg gegeben, bevor sich der Kurs herzlich bei Wibke Moog für die inspirierende und unterstützende Leitung bedankte. Letztere bedankte sich bei der Technik und betonte, dass es Veranstaltungen dieser Art nur gebe, da Leute ihre Freizeit dafür hergäben. Sie lobte ihre Schülerinnen und Schüler als „zauberhafte Menschen“, die mit ihrer Individualität nicht nur die Schule bereicherten. Dass die oft gescholtene Generation Z auch aus reflektierten, intelligenten und beeindruckenden jungen Menschen besteht, wurde an den beiden Abenden definitiv deutlich.