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„Ich würde jederzeit wieder ‚Bufdi‘ werden!“

Auf dem Fußballplatz ist Jule Grimm (20) eine Allrounderin. Beim den Damen des SV 08 Spaichingen hat sie schon auf allen Positionen gespielt. Vielseitige...
Die 20-jährige Jule Grimm aus Spaichingen sammelt während ihres Bundesfreiwilligendienstes im Klinikum Landkreis Tuttlingen (KLT) wertvolle Eindrücke und Erfahrungen
Die 20-jährige Jule Grimm aus Spaichingen sammelt während ihres Bundesfreiwilligendienstes im Klinikum Landkreis Tuttlingen (KLT) wertvolle Eindrücke und ErfahrungenFoto: Klinikum Landkreis Tuttlingen

Auf dem Fußballplatz ist Jule Grimm (20) eine Allrounderin. Beim den Damen des SV 08 Spaichingen hat sie schon auf allen Positionen gespielt. Vielseitige Aufgaben hat sie nun auch im Krankenhaus. Seit September leistet sie im Klinikum Landkreis Tuttlingen (KLT) ihren Bundesfreiwilligendienst ab. Das gefällt der jungen Frau: „Ich würde jederzeit wieder ‚Bufdi‘ werden!“

„Bufdi“ ist nicht nur im Klinikum die Kurzform für „Bundesfreiwilligendienstleistende“, von denen es im KLT derzeit 25 gibt. „Wir kriegen viele Bewerbungen, selektieren aber stark“, sagt Alfons Betzler vom Ausbildungszentrum. Denn wer mit Patienten umgehen will, der muss gewisse Kompetenzen mitbringen. Eine feste Bewerbungsfrist gibt es nicht, deshalb stellen er und Kollegin Anette Dehe das ganze Jahr über junge Leute ein, die mit ihrem freiwilligen Engagement über eine Spanne von bis zu 18 Monaten dem Gemeinwohl dienen wollen. Ihre Einsatzgebiete reichen von sozialen Institutionen über Umwelt- und Naturschutz bis hin zu kulturellen und sportlichen Einrichtungen. Viele nutzen diese Phase, um Zeit zu überbrücken und sich persönlich und beruflich zu orientieren.

Bei Jule Grimm war das nicht anders. Nach dem Abi an der Fritz-Erler-Schule absolvierte sie zunächst ein Schnupperpraktikum im Kreißsaal des Klinikums Landkreis Tuttlingen. „Ich wollte schon immer Hebamme werden und herausfinden, ob das tatsächlich das Richtige für mich ist“, erzählt sie. Währenddessen bekam sie mit, dass das Krankenhaus auch Bundesfreiwillige beschäftigt und hängte spontan ein Dienstjahr dran. Nachdem sich dieses allmählich seinem Ende zuneigt, weiß sie, dass sie den richtigen Weg eingeschlagen hat und bemüht sich aktuell an den Unis Freiburg und Tübingen um einen Studienplatz als Hebamme.

Bestärkt darin hat sie ein mehrwöchiger Einsatz auf der Mutter-und-Kind-Station des Klinikums, wobei sie ihren Bundesfreiwilligendienst vor allem auf der Station E4 verrichtet, wo Patienten der Klinik für Interdisziplinäre Schmerztherapie und der Plastische Chirurgie betreut werden. Als „Bufdi“ unterstützt sie die Pflegekräfte vor allem im Service, nimmt Essensbestellungen der Patienten auf und erledigt Botengänge. Begrüßt wurde sie hier herzlich: „Ich glaube schon, dass mich die anderen von Anfang an voll akzeptiert haben“, meint sie und versichert: „Es gibt hier wirklich niemanden, mit dem ich nicht gerne zusammenarbeite.“

Auch die Patienten, die sie häufig zu Untersuchungen oder Therapiemaßnahmen begleitet, mögen Jule. Nicht nur, weil sie freundlich und offen ist, sondern wohl auch, weil sie mehr Zeit hat als die regulären Pflegekräfte und auch mal länger zuhören kann. Das bringt nicht nur den Patienten was, sondern auch ihr selbst: Man lerne bei solchen Kontakten sehr viel über Menschen und damit fürs Leben, glaubt sie. Und auch ein wenig über Medizin. Inzwischen darf die junge Frau bei der Reizstromtherapie, die dazu da ist, schmerzende Muskulatur zu stimulieren und so Schmerzen zu lindern, Patienten sogar selbstständig versorgen.

Zumindest werktags, denn an Wochenenden und an Feiertagen haben Bufdis frei. Dennoch musste auch Jule sich erst mal an den Schichtdienst gewöhnen, der von 6 Uhr früh bis 14 Uhr und in der Spätschicht von 13 bis 21 Uhr dauert. „Dafür muss man gemacht sein“, findet sie. Auf den Stationen, aber auch in vielen anderen Bereichen des Klinikums, von der Küche über den Empfang bis hin zur Werkstatt, seien die Bufdis eine „wichtige Stütze“, meint Koordinatorin Anette Dehe. Soziale Einrichtungen wie das KLT können die helfenden Hände gut gebrauchen, weshalb man Debatten über eine mögliche Abschaffung des Bundesfreiwilligendienstes unlängst mit Missfallen verfolgt hat.

Dabei sieht man Bufdis keineswegs als billige Arbeitskräfte an, sondern vielmehr als junge Leute mit Potenzial. Was nicht bedeutet, dass Jule und die übrigen Dienstleistenden reich würden, obwohl sie im Klinikum den Höchstsatz von 600 Euro monatlich verdienen – anderswo gibt es deutlich weniger. Mit diesem Geld kommt sie locker aus, da sie noch bei ihren Eltern in Spaichingen wohnt. Wenn sie ihren kleinen VW aufgetankt hat, ist immer noch etwas übrig. Doch darum geht es Jule Grimm gar nicht. Der eigentliche Profit, den junge Leute wie sie aus ihrem Bundesfreiwilligendienst ziehen, liegt in neuen Erfahrungen und einem rasanten Lerneffekt. „Es macht echt Spaß hier“, meint Jule und schielt mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf ihr nahendes Dienstzeitende. Wer weiß – vielleicht kehrt sie eines Tages als Hebamme zurück ans KLT.

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Ausgabe 23/2025
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