Aus den Rathäusern

Im Gedenken an Ludwig Junger

Gott vergisst diejenigen nicht, die sich selbst vergessen und an andere denken. (Augustinus) Die Gemeinde Gomaringen nimmt Abschied von Ludwig...

Gott vergisst diejenigen nicht, die sich selbst vergessen und an andere denken. (Augustinus)

Die Gemeinde Gomaringen nimmt Abschied von Ludwig Junger, einem besonderen Menschen.

Ihm war es ein Anliegen, dass es „seinem“ Stockach gut ging. Dafür setzte er sich ein, so wie dies vor ihm schon sein Vater Ludwig getan hatte, als Bürgermeister von 1939-1973 und nach der Eingemeindung in den Landkreis Tübingen und zu Gomaringen als Ortsvorsteher 1973-1979. Der Landwirt Ludwig Junger junior war von 1980-1999 im Ortschaftsrat und im Gemeinderat sowie von 1989-1999 Ortsvorsteher. Damit bei weitem nicht genug des Ehrenamtes: Er war Mitglied der Feuerwehr Stockach von 1957-87, seit 1974 Mitglied des Obst- und Gartenbauvereins Gomaringen, wo er sich im Ausschuss engagierte. Anlässlich seines 80. Geburtstags wurde er 2019 zum Ehrenmitglied des OGV Gomaringen ernannt.

Das Amt des Vorstands der Kreisbrenner Tübingen übernahm er ebenfalls von seinem Vater (1984-2014).

Ludwig Junger war aber auch über die Ortsgrenzen hinaus ein politischer Mensch im besten Sinne, er war stets am politischen Tagesgeschehen interessiert. Reichten doch politische, für den Pragmatiker Junger oft schwer nachvollziehbare Entscheidungen der „großen Politik“ bis in sein tägliches Handeln hinein: Als Landwirt und Brenner war er mit Herzblut für das Streuobstparadies vor seine Haustür unterwegs, verkämpfte sich bis nach Berlin für ein gutes Handling bei der Bewirtschaftung und Verwertung der Streuobstwiesen. Mit seinen Bemühungen um deren Erhalt („Schützen durch Nützen“) hatte er sich einen Namen weit über Gomaringen hinaus gemacht, als er sich ab 2013 auf Landes-, Bundes- und Europaebene für das sogenannten „Gemeinsame Einschlagen“ durch Stoffbesitzer einsetzte. Nur durch die Möglichkeit, größere Obstmengen gemeinsam brennen zu können, würde sich der Erhalt für viele Obstwiesenbesitzer noch lohnen. Leider vergeblich, trotz großer Versprechungen seitens der Politik.

Seine gute Laune hat Ludwig Junger dennoch nie verloren, und er konnte für seinen Heimatort einiges erreichen: den Bau von Leichenhalle und Feuerwehrgarage, Kirchturmsanierung, Dorfentwicklungs- und Verkehrskonzept, Tempo 30, Abwasserbeseitigung, Baugebiet Steinäcker. Auch war ihm die Kinder- und Schülerbeförderung ein Anliegen sowie die Benutzungsordnung des Schulhauses. Im Sinne der Bürgernähe wurde dieses zum Ort der Sprechstunden des Ortsvorstehers und des Bürgermeisters und beherbergte den Sitzungssaal des Ortschaftsrats. Parallel zum Ortschaftsrat engagierte er sich im Gemeinderat: alles zeitintensiv, in allen Ausschüssen präsent, oftmals als Repräsentant zu runden Geburtstagen, goldenen Hochzeiten und ähnlichem mehr im Ort unterwegs.

Aus Stockach für Stockach

Ludwig Junger war ein Mann aus Stockach für Stockach. Er war allseits geschätzt als Ratgeber, aber auch als Stockacher Lexikon. Hierauf griffen immer wieder gerne die folgenden Generationen zurück: Wie war das damals und warum ist das heute noch so…

Für ihn war Ehrenamt eine Ehrensache: „Ich für mein Stockach“. Ihm war aber auch der Ausgleich zwischen Gomaringen und Stockach wichtig. Er wusste, was er wollte, war aber auch ein Mann des Ausgleichs. Ihm war bewusst, wie er seine Bürger zu nehmen hatte. Dank dieser persönlichen Stärke gab es keine Streitigkeiten, und der Vermittlungsausschuss zwischen Stockach und Gomaringen musste nie tagen. Gerne erinnern wir uns auch an seinen Filmbeitrag als Zeitzeuge zum 50-jährigen Jubiläum der Eingemeindung in 2023 zurück.

Ludwig Junger hinterlässt eine große Lücke und wird uns allen sehr fehlen. Mit ihm verliert Gomaringen-Stockach eine vorbildliche Persönlichkeit. Der Gemeinde- und Ortschaftsrat denkt mit Respekt und Wertschätzung an einen bodenständigen, sehr engagierten Mitbürger und ausgleichenden Ratskollegen zurück.

In dieser schweren Stunde des Abschieds gilt unsere Anteilnahme zuallererst seiner Ehefrau Mathilde Junger und seinen Kindern Doris, Brigitte und Martin sowie der gesamten Familie, die ihm auch die notwendige Zeit für seine vielseitigen Ehrenämter einräumte und ihn dabei auch unterstützte.

Erscheinung
Amtsblatt der Gemeinde Gomaringen
Ausgabe 13/2025
von Gemeinde Gomaringen
29.03.2025
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