Redaktion NUSSBAUM
74821 Mosbach

Im Gespräch mit dem einzigen Einzelbewerber

Reinhold Berberich will in den Gemeinderat Seit über 30 Jahren hat es das in Mosbach nicht gegeben: Mit seiner parteilosen Kandidatur zum Gemeinderat...
Der ehemalige Bürgermeister von Billigheim, Reinhold Berberich, will Stadtrat in Mosbach werden. Dafür tritt er mit einer eigenen Liste als Einzelbewerber zur Wahl an.
Der ehemalige Bürgermeister von Billigheim, Reinhold Berberich, will Stadtrat in Mosbach werden. Dafür tritt er mit einer eigenen Liste als Einzelbewerber zur Wahl an.Foto: pvh

Reinhold Berberich will in den Gemeinderat

Seit über 30 Jahren hat es das in Mosbach nicht gegeben: Mit seiner parteilosen Kandidatur zum Gemeinderat ließ sich Reinhold Berberich auf einer eigenen Wahlliste für die Kommunalwahl am 09.06. aufstellen.

In Mosbach ist er vor allem durch sein ehrenamtliches Schaffen im Bereich der Sozialarbeit bekannt – Integration, Engagement und Gemeinschaft sind seine Themen. Davor war Berberich bereits viele Jahre erst im Polizeidienst und später an verschiedenen Stellen der Kommunalverwaltung tätig, u. a. als Bürgermeister der Nachbargemeinde Billigheim.

Kürzere Wege

Nun arbeitet er an der Schnittstelle als ehrenamtlicher Bewährungshelfer. Die ganz persönliche Geschichte seiner Schützlinge und die bürokratischen Hürden verschiedenster Institutionen sind das, was Berberich schließlich dazu bewegte, für den Gemeinderat zu kandidieren. „Ich merke als einfacher Bürger und Ehrenamtlicher immer wieder, dass Anregungen und Fragen nicht – oder als ,Kanzleitrost' beantwortet werden“, kommentiert er seine bisherigen Erfahrungen. Als Mandatsträger, so hofft er, seien die Wege kürzer.

Ungeplanter Einzelkämpfer

„Ich sehe mich als Vermittelnder zwischen Straße und Fachleuten“, erzählt Berberich beim Gespräch auf dem Mosbacher Marktplatz und unterstreicht die Aussage durch zahlreiche Grüße und so manchem Small Talk mit den Passanten. Dass er als Einzelbewerber antritt, sei ursprünglich gar nicht sein Wunsch gewesen. Lange Jahre war Berberich Mitglied der Freien Wähler – doch als es dort hieß, dass kein Platz auf der Kandidatenliste frei wäre, entschloss er sich, auf eigene Faust anzutreten.

Er wäre vielen Menschen der hiesigen Kommunalpolitik zu sehr „gegen den Strich“, schätzte Berberich. In der Sache nehme er das aber locker, schließlich sei es nicht das erste Mal, dass er sich derartigen Hürden gegenübersehe. Auf die Frage, ob er wegen seines früheren Amtes als Billigheimer Bürgermeister nun gegen Vorurteile ankämpfen müsse, zeigt sich Berberich unbesorgt: „Wer mich deswegen nicht wählt, der würde es auch so nicht machen.“

Listenwahlverfahren

Die Anmeldung einer eigenen Liste zur Gemeinderatswahl durch einen Einzelbewerber ist in Mosbach ein sehr seltener Vorgang. Der Grund dahinter: Bei dem in Baden-Württemberg geltenden Wahlverfahren werden die Sitze nicht an die Personen mit den meisten Einzelstimmen verteilt, sondern die Anzahl an Stimmen pro Liste bestimmt, wie viele Mitglieder der Liste schließlich Teil des Gemeinderates werden. Als Einzelbewerber hat man damit einen statistischen Nachteil gegenüber den Wahlvorschlägen großer Parteien und Wählervereinigungen. Berberich ist dennoch optimistisch.

Der Prozess selbst sei an sich unkompliziert, erklärt er. Einen Beschluss, unterschrieben von drei Vertrauenspersonen, sowie eine Sammlung von 50 Unterschriften hatte er dem Wahlamt der Stadt Mosbach fristgerecht liefern müssen. Ein solches Verfahren sei schließlich dazu da, dass jede Person sich auch ohne Parteizugehörigkeit für die eigenen Werte einsetzen und für ein öffentliches Amt bewerben kann.

Und nun, da es einmal „entstaubt“ wurde – wer weiß, ob sich nicht bei kommenden Wahlen noch weitere Bürger mit unabhängigen Listen aufstellen lassen. (pvh)

Erscheinung
Stadtanzeiger Mosbach
Ausgabe 18/2024

Orte

Mosbach
von Redaktion Nussbaum
03.05.2024
Meine Heimat
Entdecken
Themen
Kiosk
Mein Konto