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2025 im Rückblick

Im Gespräch mit Oberbürgermeister Matthias Steffan

Im Interview mit nussbaum.de blickt Matthias Steffan auf 2025 zurück - sein erstes Jahr als Schwetzingens Oberbürgermeister.
Zwei Männer an einem Holztisch.
Schwetzingens Oberbürgermeister Matthias Steffan blicke im Gespräch mit der nussbaum.de auf ein ereignisreiches Jahr zurück.Foto: Andrea Baisch

Nach acht Jahren als Schwetzingens Erster Bürgermeister blickt Matthias Steffan auf 2025 zurück – sein erstes Jahr als Oberbürgermeister. Im Interview mit der Schwetzinger Woche spricht er über die Schließung der Notfallbereitschaftspraxis, die aktuellen Pläne für die Tompkins Barracks, Mobilität in Schwetzingen und mehr.

nussbaum.de: Herr Steffan, Sie sind dieses Jahr das Amt als Oberbürgermeister angetreten. Vorher waren sie acht Jahre lang als Erster Bürgermeister Schwetzingens tätig. Wie fühlt sich ihr jetziges Amt im Vergleich an?

Steffan: Der Übergang verlief nahtlos, da ich bereits zahlreiche Aufgaben und Projekte kannte. Dennoch war das vergangene Jahr äußerst intensiv.

nussbaum.de: Ist Ihnen in bestimmten Bereichen der Unterschied zum vorherigen Posten stark aufgefallen?

Steffan: Als Oberbürgermeister wird deutlich, dass die Terminfülle noch einmal deutlich umfangreicher ist als beim Ersten Bürgermeister.

nussbaum.de: Nach den jüngsten Entwicklungen müssen die Pläne Schwetzingens für die Tompkins Barracks militärischer Nutzung weichen. Steht das Projekt Tompkins Barracks vor dem Aus? Hat die Stadt alternative Pläne?

Steffan: Ich sehe die Zukunft der Kaserne für eine zivile Nutzung nicht als ausweglos an. Sobald die Gesprächsformate wieder geöffnet werden, werden wir den Dialog mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben erneut aufnehmen und klären, inwieweit der Bedarf für Schwetzingen im Rahmen der Bundeswehr besteht. Historisch gesehen war Schwetzingen nie eine eigentliche Bundeswehrkaserne, weshalb die Ausgangssituation eine ganz andere ist als bei vielen anderen Standorten in Deutschland. Daher bin ich zuversichtlich, dass wir wieder in den Dialog treten werden, sobald eine Entscheidung darüber getroffen wurde, welche Standorte in Deutschland künftig umgewandelt werden sollen. Für Schwetzingen sehe ich die Situation sehr optimistisch.

nussbaum.de: Bei den vorherigen Plänen für die Kaserne werden nun wohl einige Änderungen erforderlich sein.

Steffan: Derzeit pausieren die Entwicklungsthemen am Standort. Unser Ziel ist es nicht nur 17 Hektar Gewerbegebiet zu entwickeln, sondern auch die zentrale Aufnahme von Geflüchteten in Baden-Württemberg weiter zu berücksichtigen. Dabei stellt sich auch die Frage, welche Bedeutung dies für die zukünftige Nutzung der Einrichtung auf Landesebene hat. Weiter planen wir am Standort eine neue THW-Geschäftsstelle, für die es bereits von der Bundesebene positive Signale gibt. Zudem läuft derzeit ein Aufstellungsbeschluss für die Errichtung einer Photovoltaik-Anlage auf knapp sieben Hektar im nördlichen Teil der Kaserne.

So wird die Tompkins Kaserne bereits heute intensiv genutzt, was meine Zuversicht bestärkt, dass wir unsere Planungen hoffentlich zeitnah wieder fortsetzen können. Dennoch bleibt jetzt abzuwarten, wie sich die Situation entwickelt.

nussbaum.de: Wie geht es aktuell mit den Schwetzinger Höfen voran? Wie wird sichergestellt, dass planmäßig sozialverträglicher Wohnraum entsteht?

Steffan: Im ersten Bauabschnitt wurden entsprechende Wohnungen gemäß den Vereinbarungen errichtet. Als Stadt haben wir gemeinsam mit der Schwetzinger Wohnungsbaugesellschaft über 20 Wohnungen erworben und stärken damit unseren kommunalen Wohnungsbestand. Wie geht es nun weiter? Wir freuen uns sehr, dass wir trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen in Deutschland die Baugenehmigung für den zweiten Bauabschnitt erhalten haben. In Schwetzingen besteht ein großer Bedarf an seniorengerechtem Wohnen: Über 25 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner sind älter als 65 Jahre. Mit dem neuen Bauabschnitt möchten wir diesem Bedarf begegnen. Zudem ist geplant, im Gebiet eine Kita zu errichten, um die Familien vor Ort zu unterstützen. Im vierten Bauabschnitt widmen wir uns erneut dem Thema Wohnen, insbesondere auch dem sozialen Wohnen.

nussbaum.de: Ein weiteres brisantes Thema des Jahres war die Schließung der Notfallbereitschaftspraxis. Wie wird die medizinische Versorgung weiter gewährleistet?

Steffan: Ich möchte deutlich sagen: Für mich als neuer Oberbürgermeister war die Entwicklung rund um die Schließung zu Beginn meiner Amtszeit äußerst enttäuschend. Wir haben uns intensiv dagegen gewehrt und führen derzeit noch ein Verfahren vor dem Sozialgericht in Stuttgart, in dem wir Klage gegen die Schließung eingereicht haben. Allerdings sehen wir momentan nur geringe Erfolgsaussichten.

Es ist bedauerlich für Schwetzingen, da die Bundesregierung mit dem Referentenentwurf des Bundesgesundheitsministeriums gerade ein Gesetz für die Notfallversorgung auf den Weg bringt. Darin wird festgelegt, dass Notfallbereitschaftspraxen an Krankenhäusern angesiedelt werden sollen.

Aktuell hoffe ich, dass alle Bedarfe der bisherigen Notfall- und Bereitschaftspraxis an den Standorten Mannheim und Heidelberg aufgefangen werden. Ungeachtet dessen arbeiten wir mit der GRN und allen Partnern weiterhin mit großem Einsatz daran, die medizinische Versorgung in Schwetzingen und an anderen Einrichtungen sicherzustellen. Besonders freut mich, dass es uns gelungen ist, die Bedeutung der Geburtenstation in Schwetzingen weiter zu stärken. Seit dem 01.11.2025 sind dort Hebammen fest angestellt, was den Erhalt der Geburtenstation im Standortkrankenhaus sichert.

nussbaum.de: Wie haben Sie die Reaktion aus der Bevölkerung erlebt?

Steffan: Es war genau die gleiche Enttäuschung, die ich bereits zum Ausdruck gebracht habe. Es ist nicht nur meine persönliche Enttäuschung, sondern auch die der Betroffenen, da die ursprüngliche Lösung gut funktioniert hat. Die klare Entscheidung, wer in der Notfallbereitschaftspraxis behandelt werden kann und wer in die Notaufnahme gehört, war ein Erfolgskonzept für Schwetzingen. Leider ist dieses mittlerweile nicht mehr vorhanden.

nussbaum.de: Der Gemeinderat hat beschlossen, die Sanierung des Rothacker’schen Hauses nicht weiterzuführen, weil die Kosten stark gestiegen sind. Wie stehen Sie zu dieser Entscheidung und was sind Ihre Pläne für das Grundstück?

Steffan: Die Entscheidung wurde gemeinsam und auf einer fundierten, sachlichen Grundlage zwischen dem Gemeinderat und mir getroffen, wobei die Haushaltszahlen im Fokus standen. Für die Jahre 2026 und darüber hinaus stehen wir vor erheblichen Herausforderungen, um den Haushalt stets genehmigungsfähig zu halten. Deshalb war es notwendig, nicht nur das Projekt Rothacker’sches Haus zu prüfen, sondern auch die Fuß- und Radwegebrücke zu den Schwetzinger Höfen. Die Schlussfolgerung war, beide Projekte angesichts zukünftiger Investitionen in die Stadt, darunter Kindergärten, Schulen, Sporteinrichtungen und Spielplätze, vorerst zurückzustellen und letztlich abzusagen, um den finanziellen Spielraum nicht zu gefährden.

Wie geht es weiter? Wir haben die Fläche der Wohnungsbaugesellschaft sowie das Rothacker’sche Haus öffentlich ausgeschrieben, um Projektentwickler und Investoren zu gewinnen. Unser Ziel ist es, dort den Bedarf an seniorengerechtem Wohnen in der Innenstadt weiter zu decken.

nussbaum.de: Jetzt haben wir über seniorengerechtes Wohnen und die Bevölkerung über 65 gesprochen. Was sind Ihre Pläne für jüngere Altersgruppen?

Steffan: Ein Ansatz zur Lösung besteht darin, die Schwetzinger Höfe als zentrale Fläche für die Schaffung von Wohnraum für alle Altersgruppen zu nutzen. Dabei soll auch im Fokus stehen, inwieweit durch die Umwandlung frei werdender Wohnungen älterer Menschen, die in seniorengerechte Wohnungen ziehen, Platz für jüngere Bewohner entstehen kann.

nussbaum.de: Dieses Jahr wurden einige städtische Mitarbeiter in den Ruhestand verabschiedet. Ist der Personalmangel spürbar?

Steffan: Wir spüren derzeit keinen Personalmangel. Bislang ist es uns stets gelungen, offene Stellen mit kompetenten Kolleginnen und Kollegen zu besetzen. Dennoch nehmen wir immer wieder wahr, dass in früheren Zeiten deutlich mehr Bewerbungen für den öffentlichen Dienst eingingen. Ich gehe davon aus, dass sich dies aufgrund der aktuellen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt wieder ändern wird. In Schwetzingen kann ich jedoch mit Überzeugung sagen, dass wir personell gut aufgestellt sind.

nussbaum.de: Vor etwa einem Jahr wurde die S-Bahn-Haltestelle Nordstadt eröffnet. Wie hat sich dadurch die Mobilität in der Stadt verändert?

Steffan: Ich stelle fest, dass dies ein außergewöhnlicher Gewinn ist. Als S-Bahn-Nutzer kann ich bestätigen, dass sowohl der Haltepunkt Hirschacker als auch Nordstadt aus den umliegenden Quartieren sehr stark nachgefragt werden. Es war eine richtige Entscheidung, beide Haltepunkte zu realisieren. Dadurch hat sich die Mobilität in beiden Stadtteilen für alle Altersgruppen deutlich verbessert.

nussbaum.de: Thema Fuß- und Radwege: Wie sehen Sie Schwetzingen diesbezüglich aufgestellt? Wie ist der Rückblick auf dieses Jahr oder Ausblick auf nächstes?

Steffan: Radkultur ist ein Thema, das wir auch in Zukunft weiterhin aktiv vorantreiben werden. Das Angebot von VRN Nextbike bleibt bestehen, da es ein wichtiger Baustein für unsere nachhaltige Mobilität ist. Der Gemeinderat hat signalisiert, dass Radmobilität für uns einen hohen Stellenwert hat – insbesondere in einer Stadt, die wir als eine Stadt der kurzen Wege ansehen.

nussbaum.de: Wie sehen Sie Schwetzingen im Bereich E-Mobilität aufgestellt?

Steffan: Das Thema des Ausbaus von Ladesäulen lag mir bereits während des Wahlkampfs am Herzen, und ich freue mich, sagen zu können, dass wir weiterhin fleißig daran arbeiten. Die nächsten Projekte sind bereits in Planung und stehen kurz vor der Umsetzung. Durch diesen Ausbau schaffen wir eine flächendeckende und unkomplizierte Ladeinfrastruktur im öffentlichen Raum.

nussbaum.de: Worauf blicken Sie 2025 am zufriedensten zurück?

Steffan: Das vergangene Jahr war ein spannendes Kapitel unserer Stadt, geprägt von bedeutenden Jubiläen. Besonders hervorzuheben ist das 50-jährige Bestehen der IG-Vereine, die das vielfältige Leben in Schwetzingen mit ihren unterschiedlichsten Vereinen und Ehrenamtlichen maßgeblich prägen. Ein weiteres Highlight war für mich das 50. Jubiläum des renommierten Mozartfests, das die DNA unserer Stadt eindrucksvoll widerspiegelt.

Zudem durften wir erstmals die SWR-Festspiele in einer völlig neuen Dimension erleben – nicht nur durch die außergewöhnliche Musikauswahl, sondern vor allem durch die innovative Vermittlung der Musik an junge Menschen und Kinder. Ein weiteres bedeutendes Ereignis war die CRIMINALE, die als kulturelles Highlight für Schwetzingen begeistert hat.

nussbaum.de: Und was war, Ihrer Auffassung nach, die größte diesjährige Herausforderung für Schwetzingen?

Steffan: Das Thema Finanzen ist, wie bei allen Städten und Gemeinden in Deutschland von zentraler Bedeutung. Kommunen, einschließlich Schwetzingen, sind strukturell unterfinanziert, weshalb hier dringender Handlungsbedarf besteht. Um dieser Herausforderung zu begegnen, denken wir auch über verstärkte Kooperationen mit anderen Gemeinden nach. Ein konkretes Beispiel dafür ist die gemeinsame Einrichtung unserer Gutachtergeschäftsstelle, die sowohl den Sprengel Hockenheim als auch den Sprengel Schwetzingen umfasst. Letztlich zeigen uns diese Kooperationen, sei es in unseren Zweckverbänden oder im Rahmen des Bellamars, dass eine inhaltliche Zusammenarbeit in wichtigen Bereichen der kommunalen Daseinsvorsorge sinnvoll und vor allem effizient ist.

nussbaum.de: Was steht 2026 an? Welche Themen sind für Sie im Fokus?

Steffan: Ich freue mich schon jetzt, gemeinsam mit den Menschen in unserer Stadt ins neue Jahr zu starten – der Neujahrsempfang am 9. Januar bildet dabei den offiziellen Auftakt. Unser Schwerpunkt im kommunalen Bereich liegt im kommenden Jahr auf Investitionen in Bildung, Schule und Kindergarten, wobei der Neubau der Zeyher-Schule eine besondere Rolle spielen wird. Auch im Bereich Sport und Vereine setzen wir unsere Unterstützung und Modernisierungen fort, insbesondere im städtischen Stadion. Ebenso investieren wir weiterhin in unsere Feuerwehr, sowohl in den vorbeugenden Brandschutz als auch in die gesamte Gefahrenabwehr, um unsere Stadt weiter auf alle Eventualitäten vorzubereiten.

Abseits der Diskussion um die Tompkins Barracks werden wir auch in die Stadtentwicklung weiter investieren. Wir setzen die Entwicklung des ehemaligen Capitols in der Herzogstraße fort und streben zudem die Weiterentwicklung des Eisenbahnausbesserungswerks an. Zwei weitere wichtige Themen sind für uns die Erhaltung und Verbesserung des Zustandes unserer Straßen sowie die Steigerung der Energieeffizienz unserer Infrastruktur.

Das kommende Jahr verspricht wieder eine bunte Vielfalt an Veranstaltungen und Programmen. Den Startschuss macht natürlich unser beliebter Spargelanstich, gefolgt vom Spargelsamstag. Wir freuen uns auch auf die wiederkehrenden SWR-Festspiele Ende April und die ECOMobil-Gala wieder zum Concours d’Elegance. 2026 wird ein Jahr voller spannender Projekte, fröhlicher Begegnungen und gemeinsamer Erlebnisse – ich freue mich darauf, diese Zeit gemeinsam mit unseren Schwetzingerinnen und Schwetzingern zu gestalten.

Die Fragen stellte Patrick Schunk.

Erscheinung
Schwetzinger Woche
Ausgabe 50/2025
von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM
05.12.2025
Orte
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Kategorien
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